Ehemaliger Wirtschaftshof des Klosters Holzkirchen

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Ehemaliger Wirtschaftshof des Klosters Holzkirchen

Der ehmalige Wirtschaftshof des Klosters ist ein Baudenkmal in der Gemeinde Holzkirchen.

Lage

Der Hof liegt am Ufer des Aalbaches im Osten des Klosters in der Klosterstraße 10.

Geschichte

Im 20. Jahrhundert befand sich dort der sog. Papstenhof, ein landwirtschaftlicher Gutshof, der von der Familie Papst bewirtschaftet wurde. Der Hof war auf Erbrecht für 100 Jahre gepachtet. Zum Hof gehörten 100 Hektar Feld und 100 Hektar Wald. Eigentümer waren die Grafen von Castell-Rüdenhausen. Für den Wald war ein Förster zuständig, der im Forsthaus wohnte. Rechts vom Forsthaus war die Wagenhalle. Anschließend, wo heute die Treppe hochgeht, ist ein großer Getreidespeicher gewesen. Darunter befand sich noch ein Keller. Der Speicher erstreckte sich über den ganzen Kreuzgang. An die Wagenhalle schloss sich das Konventgebäude an. Darin befand sich die Küche.

Über der Küche befanden sich die Wohnräume der Familie Papst. An der Straße entlang, wo sich heute die Bücherei befindet, standen früher die Schweineställe. Wenn man quer über den Hof läuft, kommt man neben dem Forsthaus zum Stall des Gutshofes. In den besten Jahren hatte die Familie Papst drei Pferdegespanne. In zwei langen Reihen befanden sich im Stall auf der einen Seite die Milchkühe und auf der anderen Seite die Jungtiere. Auch der Zuchtbulle war in diesem Stall stationiert. Jede Familie im Dorf hatte damals ein oder zwei Kühe. Auch diese wurden zum Besamen zum Bullen im Gutshof gebracht. Dafür wurde in der Wagenhalle extra ein Stand hergerichtet. Über dem Stall befand sich der Futterboden mit Öffnungen, durch die das Heu direkt in den Stall geworfen wurde. Angebaut an den Stall war eine große Scheune für das Getreide. Die Scheune ging bis zur Straße am Aalbach.

Zu jener Zeit gab es im Dorf wenig Arbeit. Um sich Zubrot zu verdienen, ging die Bevölkerung im Sommer als Taglöhner in das Gut zum Arbeiten. Die Frauen und Mädchen fanden in der Küche und im Haus Beschäftigung. Dann kam der Zweite Weltkrieg. Die Knechte mussten zur Wehrmacht und die Pferde wurden eingezogen. Die Eheleute Papst wurden auch älter und 1943 starb Herr Papst und wurde in Uettingen in der Familiengruft beigesetzt. Seine Frau starb einige Jahre später.

In den Gebäuden wurden nach 1945 Heimatvertriebene untergebracht. Von der Bayerischen Landessiedlung wurden 1948 die Gebäude und der Grundbesitz übernommen. Die Felder wurden an fünf heimatvertriebene Landwirte aufgeteilt. Diese wohnten anfangs auch in den Gutsgebäuden. Die Guts- und Klostergebäude standen dann leer und gingen 1965 unentgeltlich an die Gemeinde über. 1973 eröffnete Friedrich Woller ein Restaurant und Hotel im Konventsgebäude. Weil er 64-jährig verstarb und sein Sohn den Wirtschaftsbetrieb nicht halten konnte, wurden dann die Gebäude zum Kauf angeboten.

Mit dem Erwerb des Klosters Anfang des 21. Jahrhunderts durch Gertraud Gruber, eine Unternehmerin und langjährige Weggefährtin von Willigis Jäger, wurde der ehemalige Wirtschaftshof komplett umgebaut.

Beschreibung

„Ehemaliger Wirtschaftshof des Klosters, zweigeschossiger Wohn- und Wirtschaftstrakt aus Bruchstein über Hakengrundriss, Walmdach, 1. Hälfte 19. Jh.; Klostermauer mit Tor, Tor bez. 1666 u. 1740.“

Umfassungsmauer mit Tor des ehemaligen Klosters Holzkirchen

In der noch erhaltenen Umfassungsmauer des ehemaligen Klosters gibt es an der Nordostecke der Anlage rechts und links eines aus dem 17. Jahrhundert stammenden Torbogens zwei ältere Wappensteine:

  • Links des Torbogens befindet sich ein auf 1505 datierter Wappenstein des Dienstherrn von Propst Reinhard von der Tann, dem Fuldaer Fürstabt Johann II. von Henneberg-Schleusingen (regierte 1472-1513). Es ist geviert, Feld 1: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2: in Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen, redendes Wappen der gefürsteten Grafen von Henneberg, Neu-Henneberg, Feld 3: geteilt, oben in Gold ein wachsender schwarzer Doppeladler, unten rot-silbern geschacht, Alt-Henneberg, Feld 4: in Rot aus einem grünen Dreiberg wachsend drei silberne Lilien an grünen Stengeln (für die römischen Geschwister und Märtyrer Simplizius, Faustinus und Beatrix, die drei Schutzpatrone der Stadt, Symbol des Domkapitels).
  • Rechts des Torbogens sieht man das Wappen der von der Tann, in Rot eine silberne, nach oben gekrümmte Forelle. Dieses Wappen passt zu Propst Reinhard von der Tann, der von 1500 bis 1518 im Amt war.

Ungewöhnlich an diesem fürstäbtlichen Wappen ist die Aufnahme der Lilien. Die umlaufende Inschrift lässt erkennen: johannes de henneberg .... anno d(omi)ni 1505. So wie an der Klosterkirche viel später Landesherr oben und Propst unten gemeinsam heraldisch dargestellt werden, so bilden diese beiden ein anlässlich des Mauerbaus geschaffenes Paar. Der Torbogen selbst trägt die Jahreszahlen 1666 und 1740, was anzeigt, wie oft diese Stelle umgebaut wurde. Der Torbogen selbst ist bis auf halbe Höhe vermauert. Alle Wappen- und Datumssteine weisen nach Osten. [1]

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Holzkirchen, Nr. D-6-79-149-6 bzw. E-6-79-149-1
  • Berthold Kohrmann: Holzkirchner gschichtli ... wie es früher einmal war. Hrsg.: Seniorenclub 60+ und Gemeinde Holzkirchen, 2020, S. ff. [2]

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Die ehemalige Benediktinerpropstei Holzkirchen (Benediktushof und Pfarrkirche) auf www.welt-der-wappen.de
  2. Das Buch „Holzkirchner gschichtli ... wie es früher einmal war.“ kann im Büro des Bürgermeisters käuflich erworben werden.

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