Chronosbrunnen
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Der Chronosbrunnen, auch Moenusbrunnen genannt, steht an der Hofstraße vor dem Bechtolsheimer Hof. Der klassizistisch anmutende Brunnen entstand 1770-1772 auf Initiative des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim an Stelle des zuvor bestehenden einfachen Ziehbrunnens. Als Pumpbrunnen ging er 1772 in Betrieb, heute handelt es sich um einen Laufbrunnen.
Namensgeber
Chronos ist griechisch und steht für Zeit. Nach der griechischen Mythologie handelt es sich bei Chronos um den „Gott der Zeit“. Nicht zu verwechseln mit Kronos, dem Vater des Zeus. Moenus ist die lateinische Bezeichnung für den Main. Gleichzeitig verstand man unter Moenus auch den Flussgott, den „Vater Main“.
Beschreibung
Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim gab den Brunnen in Auftrag. Die Planung übernahm 1770 der Brunnenbaumeister Timmler, den Auftrag für den Brunnen erhielt der Würzburger Maurer- und Steinhauermeister Johann Vornkeller. [1]
Der Brunnen wurde in rotem und grünem Sandstein gefertigt, die Basis bildet dabei ein säulengeschmückter Unterbau aus rotem Sandstein. Die Figurengruppe schuf ursprünglich Hofbildhauer Johann Peter Wagner, der damals gerade für den Vorplatz und das Treppenhaus der Residenz und für den Hofgarten in Würzburg und Veitshöchheim arbeitete: Oben ist ein überlebensgroßer Mann mit Flügeln zu sehen, der zur Residenz weist, daneben kniend eine Frauenfigur, die etwas niederschreibt. Eine Interpretation dieser Figurengruppe ist, dass „Chronos“ (der Gott der Zeit) „Clio“ (die Muse der Geschichte) beauftragt, im Buch der Geschichte über die Residenz zu berichten. Die Figurengruppe entstand damals aus einem 165 x 270 x 120 cm mächtigen und 150 Zentner schweren Sandsteinblock, der mühsam mit einem Gespann aus 20 Pferden aus einem Abtswinder Steinbruch (Landkreis Kitzingen) herangeschleppt wurde. Unter der Gruppe prangt in einer Rocaille gefasst das rot-gelbe Würzburger Stadtwappen, flankiert wird die Figurengruppe von vier mit Girlanden umschlungenen, kunstvollen Amphoren / Vasen.
Direkt über der Brunnenschale aus Muschelkalk in der Grottennische ist „Moenus“ zu sehen, der Flussgott („Vater Main“), neben ihm springt bildlich das Mainwasser aus einem Krug. Die Beigaben Trauben, Fisch und Eichenstrunk (knorrige Eiche mit Laub) sollen den Reichtum des fränkischen Landes versinnbildlichen. Flussgott Moenus ist unter anderem auch im nordöstlichen Mittelfresko im Kaisersaal der Residenz abgebildet. Ursprünglich waren die Figuren weiß angestrichen und mit Gold verziert, um eine porzellanartige Optik zu vermitteln.
1872 wurde Bildhauer Michael Arnold (1824-1877) aus Kissingen damit beauftragt, den Brunnen wegen starker Verwitterungsschäden zu restaurieren. Er ersetzte die Figur des Moenus im romantisierenden Stil der Zeit. Wagners Moenus-Original erwarb der Kunstsammler Cornelius Wilhelm Freiherr von Heyl aus Herrnsheim. Es steht noch heute an der Remise des Herrnsheimer Schlosses. Lange war die Figur als Allegorie des Rheins betrachtet worden, bis im Zuge der Restaurierungsarbeiten im Jahr 2000 die Herkunft vom Würzburger Chronosbrunnen belegt wurde. [2]
1890 musste auch die Chronos-Clio-Gruppe erneuert werden. Andreas Herbst kopierte sie in Kelheimer Marmor, das Original ist seit dem verschollen.
Sanierung und Unterhalt
Von August bis Dezember 2012 wurde der Brunnen umfangreich saniert - die Finanzierung erfolgte durch Spenden im Rahmen der Brunnenpatenschaft und durch eine Großspende der Sparkassenstiftung für die Stadt Würzburg in Höhe von 20.000 Euro. [3] Die Sanierungsarbeiten werden folgendermaßen beschrieben:
„Nach vorbereitenden Untersuchungen, stand eine Spezial-Reinigung und Krustenentfernung an, dann ging es an die Festigung und Sicherung. Fugenreparaturen und Steinergänzungen gingen schließlich der Retusche und Farbfassung voraus. Eine Investition in die Zukunft ist zudem die Abdeckung des Gesimses durch Einbleiung. Hier ist der Stein nun künftig nicht mehr direkt der Witterung ausgesetzt. [1]“
Die Gesamtkosten für die Sanierung betrugen etwa 39.000 Euro. Oberbürgermeister Rosenthal erklärte, dass man diese Kosten im Gesamtzusammenhang sehen müsse - die Neuerrichtung eines solchen Brunnens in der heutigen Zeit wäre kaum bezahlbar. [1]
Bei Abschluss der Restaurierung war allerdings von den Restauratoren - trotz deutlich erkennbarer graphischer Tingierung des Wappens im Stein - das Wappen in der Farbigkeit des Würzburger Rennfähnleins statt des korrekten Stadtwappens präsentiert worden. Erst auf Hinweis eines Ausschussmitglieds des Verschönerungsvereins wurde der peinliche Fehler schließlich korrigiert.
Den Unterhalt des Brunnens finanziert über die Brunnenpatenschaft der Verschönerungsverein Würzburg e.V.. Pro Jahr fallen hierbei Kosten von etwa 3.000 Euro an. [1]
Anfang 2014 mussten die früheren umrahmenden Bäume gefällt werden. Dafür pflanzte das Gartenamt bereits im April jeweils einen Blauglockenbaum rechts und links des Brunnens ein.
- Chronosbrunnen nach der Sanierung 2012
Historische Abbildungen
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-205
- Werner Dettelbacher: Würzburg, eine Stadt der Brunnen, Echter Verlag, Würzburg 1985
- Karl-Heinz Wirsing: Der Brunnen in der Hofstraße zu Würzburg. In: Die Mainlande 5. Jahrgang Nr.5 S.17ff. Beilage der Main-Post am 8. März 1954.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 wuerzburg.de: Brunnen in der Hofstraße runderneuert: Grimmiger Flussgott strahlt wieder
- ↑ Stadtarchiv Würzburg, Sammlung „Brunnen“ (Volksblatt 1.8.2001)
- ↑ wuerzburg.de: Stadt Würzburg dankt Brunnenpaten (Februar 2013)