Zoll- und Wachthaus vor dem Zeller Tor
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Das ehemalige Zoll- und Wachthaus vor dem Zeller Tor (auch Zeller Torwache) im Mainviertel dient heute als Kirche und Gemeindezentrum der Russisch-Orthodoxe Gemeinde Würzburg. Eigentümerin ist die Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung.
Geschichte
Der klassizistische Kuppelbau an der oberen Zeller Straße wurde nach Plänen von Peter Speeth als Zoll- bzw. Wachhaus erbaut. Der Bau wurde 1813 begonnen und 1824 fertiggestellt. [1] Die Frontseite zeigt ein Säulenportal und Rustikagliederung. Das Gebäude diente bis zum Ersten Weltkrieg als Zoll- und Wachthaus. Im Anschluss war hier bis Ende der 1950er Jahre die Polizeiwache der Zellerau untergebracht.
Unter dem Zeller Torhaus entstand in der Zeit des Nationalsozialismus ein Luftschutzkeller, der beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 einigen Würzburgern Unterschlupf bot. Das Torhaus blieb bei den Luftangriffen auf Würzburg unbeschädigt. Die Kellerräume dienten nach dem Krieg als Wäscherei und existieren inklusive Belüftungseinrichtung, Notaustieg und weiteren Relikten aus der Kriegszeit auch heute noch.
Seit 1998 wird das Zeller Torhaus durch die Russisch-Orthodoxe Gemeinde genutzt und wurde von dieser auch umfänglich renoviert. Im September 1999 und 2023 wurde der Bau im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals” einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Da die Räumlichkeiten im Zeller Torhaus sehr überschaubar sind, mietet die Russisch-Orthodoxe Gemeinde auch Räume des Berufsbildungswerks Don Bosco an.
Baubeschreibung
Im Erdgeschoss befindet sich ein gerade verlaufender, relativ schmaler Flur, der den Haupteingang mit der Außentür der Gebäuderückseite verbindet. Östlich dieses Flurs befindet sich der relativ einfach eingerichtete Gebetsraum mit Altarbereich. Vor und in dem Gebetsraum stehen mehrere Sandschalen, in die wiederum Opferlichter (dünne, langgezogene Kerzen) gesteckt werden können. Die Wände zieren Heiligenbilder. Westlich des Flurs liegt der Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile und ein kleiner Empfangsraum der russisch-orthodoxen Gemeinde. Auch Toiletten und Abstellräume sind im Erdgeschoss angeordnet. Im Obergeschoss befindet sich wiederum eine kleine Hausmeisterwohnung.
Im Außenbereich ist ein Zelt aufgebaut, das die russisch-orthodoxe Gemeinde für gesellige Zusammenkünfte (z.B. Kaffee und Kuchen) nutzt. Der separate Zugang zum ehemaligen Luftschutzkeller befindet sich westlich außerhalb des Gebäudes. An der Gebäuderückseite findet man ein gut erhaltenes Mannesmann-Luftschutzgitter, das wiederum den Notausstieg abdeckt. Östlich des Zollhauses grenzt ein blühender Garten an das Gebäude.
Denkmalschutz
Auszug aus der bayerischen Denkmalliste: „Ehem. Zeller Torwache, eingeschossiger Walmdachbau mit Portikus und Kuppelaufsatz, klassizistisch, Peter Speth, 1814.“
Bilder
Ehemaliger Luftschutzkeller
Siehe auch
- Baudenkmäler in Würzburg
- Russisch-Orthodoxe Gemeinde Würzburg
- Zur Verkündigung an die Allheilige Gottesgebärerin
- Zeller Tor
- Zollhäuser
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-638
- „Über das Zeller Torhaus“ auf den Internetseiten der Russisch Orthodoxen Gemeinde Würzburg
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Kummer: Kunstgeschichte der Stadt Würzburg 800-1945. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2011, S. 222