Weinbergshäuschen Randersackerer Straße
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Das Weinbergshäuschen Randersackerer Straße ist ein Baudenkmal in einem Weinberg am Neuberg zwischen Randersackerer Straße und Unterem Neubergweg.
Lage
Das denkmalgeschützte Bauwerk befindet sich südöstlich der Geriatrischen Rehabilitationsklinik der AWO und der Friedhofsgärtnerei Franz Hammelbacher. Idyllisch im Weinberg gelegen eröffnet sich von dem alten Wengertshäusle ein schöner Ausblick auf die südliche Sanderau, den Main und auf Heidingsfeld.
Geschichte
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege datierte das Bauwerk auf „um 1915“. Aufgrund der Architektur fällt es in die Epoche des Jugendstils (Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert). Neueste Forschungen haben ergeben, dass das Weinbergshäuschen ursprünglich dem 1881 von Jurist und Oberbürgermeister Philipp Ritter von Michel in der Weingartenstraße 33 erbauten Haus zugeordnet war. An die Randersackerer Straße grenzte einst ein Obstgarten. [1]
Baubeschreibung
Während viele Weinbergshäuschen der Region in erster Linie funktional und gestalterisch einfach gehalten sind, imponiert das Weinbergshäuschen oberhalb der Randersackerer Straße durch seine Jugendstil-Architektur:
- Das Dach war ursprünglich mit einem kleinen Türmchen versehen, das allerdings im Zweiten Weltkrieg durch einen Brand zerstört wurde. [2]
- Ins Auge sticht dem Betrachter vor allem das zierliche Fachwerk des Obergeschosses. Auf Sandsteinkonsolen aufgesetzt befindet sich an der Südwestseite ein kleiner Holzerker mit Vogelhäuschen und Zwillingsfenstern, die wiederum aus dem Hauptraum einen schönen Ausblick auf das Maintal ermöglichen. Die Fenster waren im Ursprungszustand (zumindest teilweise) mit sechseckigen mundgeblasenen Butzenscheiben in Bleiverglasung versehen, wie man sie aus traditionellen Weinstuben oder Gaststätten kennt. Gegenwärtig sind fast alle Fenster dem Verfall und dem Vandalismus zum Opfer gefallen.
- Holzverkleidungen an den Außenwänden, sowie die Türen und Türzargen im Inneren wurden mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Eingangstür wurde mit markanten, eisernen Beschlägen versehen und ist heute leider nur noch rudimentär vorhanden. Die Ausstattung war somit ursprünglich sehr hochwertig, was sich auch an Resten von Jugendstilmalerei im Oberstock zeigt.
- Für das Untergeschoss in Massivbauweise wurde der heimische Muschelkalk herangezogen und verputzt. Ins Auge fallen die Rahmungen mit rotem Buntsandstein. Die Blöcke wurden durch einen Steinmetz mit kunstvollen Mustern versehen.
Fortschreitender Verfall und Vandalismus haben dazu geführt, dass sich das denkmalgeschützte Gebäude in einem baulich äußerst schlechten Zustand befindet. Im Obergeschoss ist die Nordwestwand bereits vollständig eingestürzt. Mit einer provisorischen Holzkonstruktion wurden die anderen Außenwände notdürftig gesichert. Ins Dach dringt teilweise ungehindert Regenwasser ein.
Funktionen
Die Familie Michel nutzte das Haus bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Erbaut wurde es vermutlich auf den Fundamenten eines älteren Häuschens im historisierenden fränkischen Fachwerkstil – darauf deuten das Urkataster von 1833 sowie ein Doppelmuldenziegel mit der Jahreszahl 1896 hin. Im Untergeschoss gab es Raum für Arbeitsgeräte, darüber eine gemütliche Stube für gesellige Runden. Nach dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde es von zwei Familien als Notunterkunft genutzt. [1]
Sanierung
Bereits im August 1996 gab es Bestrebungen des „Initiativkreises zur Erhaltung historischer Denkmäler in Würzburg“, das Bauwerk vor dem Verfall zu retten. [2] Jedoch passierte lange Zeit nichts. In jüngster Vergangenheit hat die Stadt Würzburg als Eigentümerin des Bauwerks jedoch die Sanierungsplanung wieder aufgenommen. Im Jahr 2021 läuft die Abstimmung mit einem einschlägigen Würzburger Verein, um Möglichkeiten, Kosten und Finanzierung einer Sanierung des Weinbergshäuschens auszuloten. [3] Im Juni 2025 gründete sich auf Initiative der Heiner-Reitberger-Stiftung ein Förderverein, um die längst überfällige Restaurierung des Weinbergshäuschen in Angriff zu nehmen. [1]
Bildergalerie
Siehe auch
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-756
Weblinks
- Weinbergshäuschen im DenkmalAtlas 2.0
- „Weinbergshäuschen Randersackerer Straße (Würzburg)“ auf den Internetseiten des Denkmalnetzes Bayern
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Main-Post: „Förderverein rettet das Weinbergshäuschen“ (20. Juni 2025)
- ↑ 2,0 2,1 Erwin Schmollinger: Geschichte und Chronik der Keesburg und ihrer Umgebung. Würzburg, 2013, S. 348
- ↑ Auskunft der Stadt Würzburg im Januar 2021