Johann Thomas Wagner
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Johann Thomas Wagner (* 25. Mai 1691 in Gebsattel; † 7. Januar 1769 in Obertheres) war fränkischer Barockbildhauer.
Familiärer Hintergrund
Johann Thomas Wagner wurde als zweites Kind des Jeremias Wagner [1] und dessen Ehefrau Catharina in dem zum Stift Großcomburg gehörenden Ort Gebsattel (bei Rothenburg ob der Tauber) getauft. [2] Sein Sohn ist der fränkische Bildhauer Johann Peter Wagner, sein Enkel der 1777 geborene Bildhauer, Maler und Archäologe Johann Martin von Wagner.
Leben und Wirken
Über seine Jugendzeit, den Verlauf seiner Ausbildung als Bildhauer, seine Wanderjahre und Lehrmeister ist nichts bekannt. Am 27. März 1717, im Alter von 26 Jahren, wird er fassbar. [3] An diesem Tag und in der Folgezeit empfing er in Vertretung des Würzburger Bildhauers Balthasar Esterbauer von der Zisterzienserabtei Ebrach (Kreis Bamberg) [4] Abschlagszahungen für Arbeiten am nördlichen Ehrenhofflügel. Zu dieser Zeit war er noch nicht selbständig, sondern stand noch in fremden Diensten. Im Gefolge Esterbauers kam Wagner nach Beendigung der Tätigkeit in Ebrach nach Obertheres (Kreis Haßberge), wo der Kirchenbau der vermögenden Benediktinerabtei [5] große Aufgaben erwarten ließ. Am 16. November 1718 konnte er seinen ersten selbständigen Akkord abschließen, obwohl er 1719 noch als „bildhauer-gesell“ bezeichnet wird, also die Meistergerechtigkeit noch nicht erreicht hatte. Dies muss jedoch in den Folgejahren erfolgt sein, denn bereits 1723 ist mit Hans Georg Linck erstmals ein eigener Lehrjunge überliefert.
Da Wagner weiterhin vielfältige Arbeiten für das Kloster auszuführen hatte, beschloss er sich in Obertheres niederzulassen. Hier heiratete er am 3. Februar 1722 die aus Obertheres stammende Anna Maria Grübelt. [6] [7] In der 31-jährigen Ehe wurden den Eheleuten Wagner sechs Kinder geboren, von denen der am 26. Februar 1730 zur Welt gekommene Sohn Johann Peter die künstlerischen Talente seines Vaters erben und zur schönsten Entfaltung bringen sollte.
Die zahlreichen Aufträge, die Wagner seit Ende der 1720er Jahre in ständig wachsendem Maße von überall her erhielt, brachte ihm äußeren Wohlstand. Der Tod seiner Ehefrau am 13. Juni 1753 brachte in Wagners Lebensablauf einen entscheidenden Einschnitt. Der inzwischen schon über 60 Jahre alte Bildhauer konnte sich mit dem Witwerstand nicht abfinden und entschloss sich zu einer neuen Heirat. Am 5. August 1754 schloss Johann Thomas Wagner in Obertheres seine zweite Ehe mit Anna Margaretha Engert. [8] Er dürfte sie durch ihren bei ihm als Bildhauer in der Lehre stehenden Sohn Johann Georg kennengelernt haben.
Das sechste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts mit den Ereignissen des Siebenjährigen Krieges [9] brachte ein allmähliches Versiegen der Aufträge, für 1763 ist Wagners letztes Werk überliefert. [10] Infolge eines Schlaganfalles verstarb Johann Thomas Wagner am 7. Januar 1769 und wurde am nächsten Tag auf dem Friedhof in Obertheres beigesetzt.
Werke (Auszug)
- (in chronologischer Reihenfolge)
Johann Thomas Wagner wirkte mit bei der Ausstattung zahlreicher Kirchen im Hochstift Würzburg.
- Geschnitzte Betstuhlwangen in der Klosterkirche der Benediktinerabtei Theres (1718/19). Von diesem ersten selbständigen Werk Wagners gelangten nach der Säkularisation jeweils 40 Stuhlwangen in die Marienkapelle Obertheres [11] und die katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt und St. Sebastian in Gädheim (Kreis Haßberge) [12], wo sie sich heute noch befinden.
- Beim Abbruch der Klosterkirche Theres im Jahre 1809 gingen außer einem Teil des Chorgestühls aus den Jahren 1722/23, das sich heute in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Marktsteinach (Landkreis Schweinfurt) befindet, alle Arbeiten Wagners zugrunde.
- Statuen des Auferstehungsaltars in der Klosterkirche Theres (1725), die die Gemeinde Wonfurt (Kreis Haßberge) 1804 nach der Auflösung der Abtei aus der Klosterkirche erwarb.
- Verziehrungen des Gehäuses der 1725 von dem Würzburger Orgelbauer Johann Hoffmann vollendeten Chororgel der Klosterkirche Theres. Dieses Gehäuse hat sich in der katholischen Pfarrkiche St. Kilian in Untertheres (Kreis Haßberge) [13] erhalten.
- Anfertigung einer Statue des Hl. Urban und dem Schmuck über dem Portal der Marienkapelle in Obertheres im Jahre 1726. Die Heiligenfigur ging verloren, das aus den Wappen der Abteil Threres und des Abtes Gregor Fuchs sowie Ranken, Blumen und zwei Engelsköpfen bestehende Bildwerk der Kirchenfassade ist heute noch erhalten. An der südlichen Außenwand der Marienkapelle ist seit 1851 ein mächtiges Steinkreuz angebracht, das ursprünglich in Obertheres an der unteren Straße nach Haßfurt unweit des Mains aufgestellt war. Am 6. Juni 1727 war dieses von Johann Thomas Wagner gefertigte Werk aufgerichtet und am 24. Juni 1727 von Abt Gregor Fuchs geweiht worden.
- Errichtung einer Kanzel in Ostheim (Kreis Haßberge) im Jahre 1727, die heute noch, allerdings in purifiziertem Zustand, erhalten ist.
- Errichtung der beiden östlichen Seitenaltäre und des Hochaltartabernakels der Abteikirche Banz (Kreis Staffelstein) [14] im Jahre 1728. Der Hochaltartabernakel ist nicht mehr erhalten.
- Im Jahre 1728 war die alte Kirche der dem Kloster Theres unterstehenden Pfarrei Untertheres (Kreis Haßfurt) abgebrochen und in den folgenden Monaten durch einen Neubau ersetzt worden. Wahrscheinlich stammen die Pläne des Neubaues von dem Baumeister Joseph Greissing. 1729 erhielt Wagner den Auftrag für den bildhauerischen Schmuck der Fassade, die drei großen Statuen des Christus Salvator und der Hll. Petrus und Paulus sowie das Wappen des Bauherrn. Auch für die Innenausstattung der Kirche war Wagner tätig. Die durch eine Tür in der Langhauswand zu betretende Kanzel wurde 1730 errichtet. Der im gleichen Jahr entstandene Hochaltar hatte 1759/61 eine Veränderung über sich ergehen zu lassen. 1804 kamen das Tabernakel und die riesigen Hochaltarfiguren der Klosterkirche Theres hinzu, 1907 wurde der Altar abermals verändert. Von dem Werk des Jahres 1730 sind nur noch die Seitenfiguren der Kreuzigungsgruppe, der Auferstehungschristus im Auszug und der Säulenaufbau vorhanden. Dieser entspricht dem der beiden Seitenaltäre in Untertheres, die ihrerseits auf Wagners Altäre in der Klosterkirche Banz zurückzuführen sind.
- Die 1727 mit Errichtung der Kanzel begonnene Ausstattung der Pfarrkirche in Ostheim (Kreis Haßberge) vervollständigte Wagner im Jahre 1731 mit den beiden Seitenaltären, von denen derjenige der Evangelienseite 1964 einem Brand zum Opfer fiel.
- Die beiden Seitenaltäre in der katholische Kirche St. Jacobus der Ältere in Trossenfurt (Kreis Haßberge) wurden erst im Jahre 1752 von der Gemeinde erworben. Sie stammen aus der alten Wallfahrtskirche Maria Limbach (Kreis Haßberge). 1734 dort aufgestellt, wurden sie knapp zwei Jahrzehnte später infolge des Neubaus der prachtvollen Kirche von Balthasar Neumann entbehrlich.
- 1734 erhielt Wagner von dem Freiherrn Dietrich Carl von Erthal (* 12. Juli 1677; † 20. Mai 1749) für den Neubau der St. Michaels-Kirche in Leuzendorf (Kreis Haßberge) den Auftrag für den Hochaltar und die Seitenaltäre. Einige Jahre später kamen die Kanzel, zwei Epitaphien und der Beichtstuhl hinzu.
- Der Gesamtentwurf und die Ausführung der Bildhauerarbeiten des Hochaltars in der Marienkapelle in Ebern (Kreis Haßberge) stammen von Johann Thomas Wagner aus dem Jahre 1736, die Schreinerarbeiten von Andreas Rudolph aus Eltmann.
- 1737 stiftete der Oberthereser Bürger Adam Schmid die Geldmittel zur Anfertigung eine Ecce-Homo-Statue, die am alten, von Obertheres nach Haßfurt führenden Höhenweg aufgestellt wurde. 1962/64 erhielt sie durch Privatinitiative einen schützenden Kapellenbau.
- 1738 erhielt Wagner den Auftrag über die Ausstattung der unter dem Architekten Balthasar Neumann entstandenen Pfarrkirche Mariä Geburt in Gemeinfeld (Kreis Haßberge). Bis 1742 wurden der Hochaltar, die Kanzel sowie die beiden Seitenaltäre gefertigt.
- 1739 begann Wagner die Arbeiten an den Altären für die Marienkapelle seines Heimatortes Obertheres, die um 1741 mit der Aufrichtung des Hochaltars ihren Abschluss fanden.
- 1741/42 fertigte Wagner die Chorstühle für die Oberthereser Marienkapelle.
- Die 1734 entstandene Ausstattung der St. Michaels-Kirche in Leuzendorf (Kreis Haßberge) komplettierte Wagner zu Beginn der 1740er Jahre mit der Kanzel.
- Der Hochaltar der katholische Kirche St. Jacobus der Ältere in Trossenfurt (Kreis Haßberge) wurde im Jahre 1743 dem Eltmanner Schreiner Johann Müller in Auftrag gegeben, zwei Jahre später kam es zur Aufstellung. Als Bildhauer wurde Johann Thomas Wagner zugezogen, doch ist seine Tätigkeit nur auf stilkritischem Wege zu erschließen.
- Am 20. Mai 1744 wurde in Ebern (Kreis Haßberge) mit Johann Thomas Wagner und dem Gerolzhöfer Schreiner Jacob Höffelein ein Akkord geschlossen, der die Errichtung eines Seitenaltars auf der Epistelseite (rechts vom Hochaltar) in der Marienkapelle in Ebern vorsah. Kurze Zeit später wurde auch der linke Seitenaltar errichtet.
- Die Altarausstattung der Marienkapelle in Ebern wurde nicht mit einer neuen Kanzel vervollständigt. Darauf verzichtet man aus finanziellen Gründen und beließ vielmehr das alte, hochbarocke Werk, das Wagner zufolge eines am 10. Juni 1747 geschlossenen Akkords lediglich mit verschiedenen Zieraten auszustaffieren hatte.
- 1749 entstand die Kanzel der Pfarrkirche St. Wolfgang in Kaltenbrunn (Kreis Staffelstein).
- Am 16. Juni 1751 wurde mit Wagner ein Akkord geschlossen, demzufolge er in der Pfarrkirche St. Kilian in Pfarrweisach (Kreis Haßberge) zwei Nebenaltäre und eine Kanzel zu errichten hatte. Die beiden Altäre wurden 1752 aufgestellt, die Kanzel war im darauffolgenden Jahr fertig. Im 19. Jahrhundert wurden die Aufbauten der Altäre entfernt, erhalten blieben lediglich die Hauptfiguren. Es sind dies vom ehemaligen Marienaltar die Statuen der Maria Immaculata und der Hll. Joachim und Anna, vom Kreuzaltar die Figuren des gekreuzigten Jesus, der trauernden Maria und des Johannes. Die an einem Pfeiler des Langhauses angebrachte Kanzel existiert unverändert noch heute. Neben der für Wagner gesicherten Abänderung der Empore ist in Pfarrweisach auch der Hochaltar in das Werksverzeichnis Wagners aufzunehmen. Ihn erteilte das gleiche Schicksal wie den Seitenaltären. Sein Aufbau wurde beseitigt, die Hauptfiguren sind noch erhalten. Die Statuen der Hll. Kilian, Kolonat und Totnan fanden sich ehemals im Hauptgeschoss des Altars, der Auszug wies die Gruppe der Marienkrönung auf.
- Am westlichen Ortsausgang von Horhausen (Kreis Haßberge) steht ein mächtiges Steinkreuz von Wagner aus dem Jahre 1753. Diese Jahreszahl und die Initialen des Thereser Abtes Gregor Fuchs weist der Kreuzstamm auf.
- 1758 entstanden die beiden Leuzendorfer Epitaphien für Dietrich Carl von Erthal und Maria Sophia Theresia Juliana von Erthal, die sich heute noch in der Pfarrkirche befinden. [15]
- Am 20. September 1763 bestätigte Wagner den Empfang des für die Anfertigung der Kanzel der Pfarrkirche St. Jakobus d. Ältere in Viereth (Kreis Bamberg) vereinbarten Vertrag. Das Werk ist auf unsere Zeit überkommen. Es ist die letzte bekannt gewordene Arbeit von Johann Thomas Wagner.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Hans-Peter Trenschel: Beiträge zum Leben und Werk des Bildhauers Johann Thomas Wagner. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Nr. 28, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1976, S. 55-94
Erläuterungen, Hinweise und Einzelnachweise
- ↑ Jeremias Wagner wurde 1661 als Sohn des Anton Wagner und dessen Ehefrau Maria wahrscheinlich in Bellershausen (Kreis Rothenburg ob der Tauber) geboren. Sein Vater übte den Beruf eines Hirten aus. Zu einem unbekannten Zeitpunkt ließ sich Jeremias Wagner in Gebasttel nieder. Dort heiratete er am 1. März 1688 Catharina Rixner, die Tochter eines Zimmermanns. In 48-jähriger Ehe wurden ihnen 13 Kinder geboren. Seine Ehefrau Catharina starb am 24. September 1736, Johann Thomas Wagner am 31. Januar 1738.
- ↑ Katholisches Pfarrarchiv Gebsattel, Taufmatrikel 1653-1766, fol. 109
- ↑ Staatsarchiv Bamberg, Manual über den neuen Abteibau in Ebrach 1715/21 (A 236 II, 2760), fol. 2
- ↑ Nähere Informationen zur Zisterzienserabtei Ebrach bei Wikipedia [1].
- ↑ Nähere Informationen zum Kloster Theres bei Wikipedia [2].
- ↑ Anna Maria Grübelt: getauft am 9. August 1695 (Pfarramt Obertheres, Taufmatrikel 1624-1761, fol. 97). Tochter des Georg Grübelt († 25. Februar 1718) und dessen Ehefrau Eva (* 1658; † 1731).
- ↑ Pfarramt Obertheres, Traumatrikel 1624-1761, fol. 287
- ↑ Anna Margaretha Engert geb. Strasser: getauft am 16. Oktober 1702 (Pfarrarchiv Hausen, Taufmatrikel 1666-1705, fol. 154), 1. cop. am 1. Dezember 1733 mit Johann Caspar Engert (1706-1754) (Pfarrarchiv Hausen, Traumatrikel 1706-1771, fol. 46.
- ↑ Nähere Informationen zum Siebenjährigen Krieg bei Wikipedia [3].
- ↑ Es ist die Kanzel in Viereth (Kreis Bamberg).
- ↑ Nähere Informationen zur Marienkapelle Obertheres auf den Internetseiten der Verwaltungsgemeinschaft Theres [4].
- ↑ Nähere Informationen über die katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt und St. Sebastian in Gädheim auf den Internetseiten der Verwaltungsgemeinschaft Theres [5].
- ↑ Nähere Informationen zur katholischen Pfarrkirche St. Kilian in Untertheres auf den Internetseiten der Verwaltungsgemeinschaft Theres [6].
- ↑ Nähere Informationen zum Kloster Banz bei Wikipedia [7].
- ↑ Vergleiche hierzu: Hans-Peter Trenschel: Die Erthal-Epitaphien in der Pfarrkirche zu Leuzendorf. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Nr. 21, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte, Würzburg 1969, S. 183 ff.