Taubenprojekt der Stadt Würzburg

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Taubenhaus am Busbahnhof
Mehrsprachige Hinweistafel zum Fütterverbot

Seit 1980 gibt es in Würzburg ein Taubenprojekt zur Reduzierung der Stadttauben-Population auf eine angemessene Anzahl. In vier Taubenhäusern (im Glacis) und in Taubenschlägen im Quellenbach-Parkhaus und im Rathaus werden hierzu brütenden Vögeln die Eier weggenommen und durch Gips- bzw. Plastikeier ersetzt. Durch eine artgerechte Fütterung sollen die Tauben in diese Einrichtungen gelockt werden. Ziel ist es, die Taubenpopulation von geschätzten 2.000 - 5.000 Tieren auf 1.300 (ein Prozent der Bevölkerung) zu reduzieren. [1]

Geschichte

Unter der Bezeichnung Würzburger Taubenmodell wurden zwischen 1980 und 2006 in vier städtischen Taubenhäusern rund 10.000 Eier durch Gipseier ersetzt. [2] Ausgeweitet wurde das Projekt im Jahr 2006 in Zusammenarbeit mit dem Verein Menschen für Tierrechte Würzburg e.V.: Mit 40 Kilo Getreide fütterte der Verein täglich im Auftrag der Stadt auf Straßen und Plätzen die Tauben. [1]

Diese Mast führte jedoch zu einer starken Vermehrung der Tauben und so wurde dieses Konzept 2009 von der Stadtverwaltung eingestellt.[2] Im Zuge dessen wurde für die ganze Stadt ein Fütterungsverbot erlassen. Ein Verstoss gegen dieses Verbot ist eine Ordnungswidrigkeit und wird mit 5 bis 35 € belangt.

Eine Taubenfütterung gibt es seitdem nur noch sporadisch an den Taubenhäusern und -schlägen, um die Tiere dorthin zu locken sowie artgerecht zu ernähren. Auch diese Form der Fütterung ist jedoch umstritten. [3] In den Unterkünften werden den Tieren wiederum alle zwei Tage die Eier weggenommen (pro Jahr insgesamt ca. 700 bis 1.000 Eier). Zusätzlich wurde der Bau von Taubenschlägen im Rathaus und im Quellenbach-Parkhaus beschlossen, weitere Schläge scheiterten an verfügbaren Örtlichkeiten. [4]

Im Jahr 2011 startete die Stadt außerdem temporär eine umfangreiche Kampagne in der Altstadt, wobei mit mehrsprachigen Hinweistafeln auf das oben genannte Fütterungsverbot hingewiesen wurde. Eine solche Tafel ist gegenwärtig noch am Bratwurststand am Unteren Markt zu sehen.

2014 ließ die Stadt Würzburg 120 Tauben auf dem Dach der Galeria Kaufhof einfangen und ins 92 Kilometer Luftlinie entfernte Darmstadt umsiedeln. Dort wurden die Tauben vier Wochen gefüttert, um diese an ihren neuen Standort zu binden. Tierschutzorganisationen kritisierten die 7.000 Euro kostende Aktion als wirkungslos und rechtswidrig: Die Tiere würden einerseits zurückfliegen, andererseits fehlende Alttiere durch mehr Jungtiere ersetzen. Durch das Einfangen von Muttertieren verhungert außerdem deren Nachwuchs. Die Stadt rechtfertige die Umsiedelung mit Erfolgen in der Stadt Rüsselsheim. [5]

Taubenhäuser und -schläge

Städtische

Sonstige

Weitere Taubenschläge in der Stadt werden von der Kirche, zum Beispiel in der Deutschhauskirche, betreut. Die Universität unterhält acht Schläge und ein Taubenhaus, die Fachhochschule einen Schlag in der Münzstraße, in der Justizvollzugsanstalt am Friedrich-Bergius-Ring wurden Falken angesiedelt, die Tauben vertreiben sollen. Auch das Bürgerspital besitzt ein Taubenhaus, das sich bis 2001 im Hof des Bürgerspitals befand. Aufgrund einer Erweiterung der Außengastronomie wurde es abgebaut und anschließend in der Zeller Straße (nahe Landesgartenschau-Gelände, neben öffentlichem WC) wieder aufgebaut. [1] [6] [7] [8]

Probleme mit Stadttauben

Stadttauben (oder auch Straßentauben) gelten in Deutschland als Schädlinge im Sinne des Tierschutzgesetzes, wenn sie in hohen Populationsdichten auftreten. Die Tiere werden deshalb oftmals auch als „fliegende Ratten“ bezeichnet.

Schäden / Verschmutzungen an Gebäuden

Durch den Kot der Vögel entsteht vor allem an Gebäuden teilweise ein beträchtlicher Schaden. Oftmals werden deshalb Einrichtungen zur Taubenabwehr angebracht, beispielsweise Drähte, Vogelattrappen, Netze oder Nadeln. Teilweise werden auch - wie am Hauptbahnhof - akustische Maßnahmen angewendet. Die Beseitigung des Taubenkots von Fassaden, Balkonen und Dachstühlen erfordert erheblichen materiellen Aufwand. Konkret wurde dies in Würzburg beispielsweise am Kulturspeicher, wo Teile der Steinlamellen-Fassade entfernt werden mussten, um die Fenster vom Taubenkot befreien zu können. Auch am eingerüsteten Hochhaus Augustinerstraße vermehrten sich Tauben in großer Zahl - angebrachte Netze konnten die Tiere nur bedingt aufhalten und brachten neue Probleme mit sich. [9]

Übertragung von Krankheitserregern

Der Kot kann für den Menschen gefährliche Pilze und Bakterien, z. B. EHEC, enthalten. Frischer Kot wird dabei als ansteckender eingestuft als bereits ausgetrockneter und von der Sonne gebleichter Kot. Unterstützt wird dies vor allem durch das vermeintlich gutgemeinte Füttern der Tiere durch den Menschen mit Essensresten, welche den Tieren schaden.

Heinz Heuler

Ein Name, der oftmals im Zusammenhang mit dem Taubenprojekt der Stadt fällt, ist Heinz Heuler. Heuler ist seit über 60 Jahren Brieftaubenzüchter und Taubenexperte. Er wurde von der Stadt 1980 angesprochen, ob er das Taubenprojekt unterstützen könne und sorgt seitdem ehrenamtlich für die Taubenhäuser. Unter anderem entfernt er die Eier, kehrt alle zwei Wochen die Einrichtungen aus und sorgt vierteljährlich für eine Großreinigung.

Weblinks

Einzelnachweise

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