Dampfwaschanstalt
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Die Dampfwaschanstalt war ein industrieller Reinigungsbetrieb im Stadtbezirk Zellerau.
Geschichte
Bereits im Jahre 1874 verlegten die Brüder Johann und Michael Göß ihre Wäscherei aus dem Mainviertel an den Himmelspfortenweg in der Zellerau und nannten diese „Gut Sedan“. Die beiden Brüder Göß starben verhältnismäßig jung im Alter von 33 und 37 Jahren an Tuberkulose. Die beiden Witwen heirateten wieder; die eine, Anna Maria Göß geborene Fritz heiratete 1879 in zweiter Ehe Johann Rüttinger aus Roßbrunn.
Durch die Lage der Wäscherei in der Weißenburgstraße neben der Kaserne des 9. königlich-bayerisches Infanterie-Regiments und dem alleinigen Recht zur Reinigung der anfallenden Kasernenwäsche, erfolgte der Aufstieg von einer einfachen Wäscherei zu einer hochindustriellen Dampfwaschanstalt. 1885 machte man sich mit dem Bau einer großen Halle zum Trocknen der Wäsche vom Wetter unabhängig. 1887 hatte man auf Dampf betriebene Maschinen umgestellt und einen eigenen Fuhrpark.
Zwischen 1909 und 1912 wurde das für die damalige Zeit modernste Industriegebäude Bayerns errichtet. Es war damals der erste Stahlbetonbau auf bayerischen Boden. Bis 1945 war die Damfpwaschanstalt größter Arbeitgeber im Stadtbezirk Zellerau. Zur selben Zeit richtete Johann Rüttinger mit dem „Johannes Bad“ eine komfortable Badeanstalt mit einer zusätzlichen Badeabteilung für die Soldaten der Infanterie-Kaserne ein, da die alten Kasernen keine eigenen Badeeinrichtungen hatten.
1921 starb Johann Rüttinger. Der Betrieb, der fast ausschließlich für die Wehrmacht tätig war, hatte seine größte Produktionsperiode in der Zeit des Nationalsozialismus. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Einrichtung der Wäscherei zerstört. Da Würzburg als große Garnisonsstadt aufgehört hatte zu existieren und die Familie den einzigen männlichen Erben im Zweiten Weltkrieg verloren hatte, war dies das Ende der größten Wäscherei in Bayern. Der Besitz in der Friedrichstraße und Weißenburgstraße wurde veräußert.
Bildergalerie
Nachnutzung
Nur das große Wäschereigebäude, seit der Nachkriegszeit im Eigentum der Stadt, wurde nach dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wieder hergerichtet und 1959 an die Textilfabrik Greiff verpachtet, die sich dort bis 1983 hielt. Heute befinden sich darin die Firma Janz sowie verschiedene Institute und die Carneval-Freunde-Zellerau 1975 e.V..
Das Industriedenkmal erhält seit Anfang 2019 eine Generalsanierung, die 2021 abgeschlossen wurde. Seit Neueröffnung wird das ehemalige Wäschereigebäude an das Zentralbüro für das Infrastrukturprojekt SuedLink vermietet.
Ehemaliger Standort
- Dampfwaschanstalt Johann Rüttinger
- Weißenburgstraße 10a
- 97080 Würzburg
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Leo H. Hahn: Streiflichter zur Geschichte der Zellerau und der Stadt Würzburg. Eigenverlag und Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co, Würzburg 1995, S. 110 ff. ISBN: 3-925232-16-8 (Stadtbücherei Würzburg Stadtinfo Würzburg-Stadtteil und UB 20/NZ 97952 H 148)