Heidingsfelder Sühnebildstock
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Der Heidingsfelder Sühnebildstock aus dem Jahre 1432 zählt zu den zehn bedeutendsten Rechtsdenkmälern Deutschlands und befindet sich in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius im Stadtbezirk Heidingsfeld.
Geschichte
Der Bildstock erinnert an den 1428 verübten Totschlag von Kunz Rüdiger an Hans Virnkorn. Aufgrund des am 26. Januar 1432 ausgehandelten Sühnevertrages zwischen Täter und Angehörigen des Erschlagenen, besiegelt vor den Heidingsfelder Bürgermeistern und Ratsgeschworenen, niedergelegt im Heidingsfelder Gerichtsbuch, nennt dieser vier Wiedergutmachungsleistungen, zu denen sich der Täter verpflichtete. Der Übeltäter muss ein steinernes Sühnekreuz errichten, das in aller masse vnd weyß, als das ist vor dem elingen dore oder vor dem obern dore zu Heydingsfelt den Bildstöcken vor dem Ober- und Klingentor gleicht, 20 Pfund Bienenwachs zu gottesdienstlichen Zwecken für die Seelenruhe des Getöteten liefern und eine Geldentschädigung in Höhe von 15 Gulden für die unmündigen Kinder des Getöteten zahlen. Außerdem muss er drei Sühnewallfahrten zu den großen Heiligtümern des Mittelalters (Aachen, Maria Einsiedeln, Santiago de Compostela) unternehmen. Mit der Sühne soll der Streit ein für allemal beendet sein, kein Grund zur Blutrache mehr bestehen und eine Freundschaft ohne hinterhältige Gedanken möglich werden.
Standortwechsel
Zunächst stand der Sühnebildstock am Wiesenweg in Höhe der Jahnwiese gegenüber der AOK, danach vor dem Nikolaustor. Bedingt durch Veränderungen in der Umgebung des Nikolaustors wurde er später mehrfach umgesetzt und fand schließlich seinen Standort in der Wenzelstraße. Um 1980 wurde das Original durch eine Kopie ersetzt. Nach einer langen Odyssee wurde der ursprüngliche Bildstock dank des Engagements der Bauhütte Alt Heidingsfeld e.V. am Josefstag, 19. März 2005 feierlich unter den Schutz der Pfarrgemeinde St. Laurentius gestellt.
Beschreibung
„Bildstock, sog. Heidingsfelder Sühnebildstock, bedeutendes Zeugnis der mittelalterlichen deutschen Rechtsgeschichte, schmaler Inschriftschaft mit Flachrelief des hl. Laurentius und Stifterfigur (Kopie, 2. H. 20. Jh.), Reliefaufsatz mit krabbenbesetztem Giebel und Kreuzigungsgruppe (Kopie von 1935), Sandstein, gotisch, bez. 1432.“
Ikonografie
- Aufsatz: Kreuzigungsszene mit Maria, zwei weiteren Frauen, dem Apostel Johannes als Assistenzfiguren sowie drei Seraph.
- Pfeilerschaft: Bildnis des Heiligen Laurentius mit seinen Attributen Eisenrost und Buch
Inschriften
Die Inschrift auf der Säule bezeugt die Tat:
- Cuncz . rudiger . hot . hannsen . virenkronen
- derstochen . und . das geschehen .
- Do . man . zalt . von . Krist . gepurt .
- M . CCCC und XXVIII
- jor uff unsers herrn auffertag . dornhoch . ist die
- besserung . geschehen . in . dem . firden . jor .
- am . nechsten . suntag . noch . obersten .
- (Cuncz Rudiger erstach am Ostertag 1428 Hanssen Vierkronen.
- Nach vier Jahren, am ersten Sonntag nach Ostern 1432,
- hatte er die ihm auferlegte Buße abgeleistet.)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Würzburg
- Katholische Pfarrkirche St. Laurentius (Heidingsfeld)
Quellen
- Informationstafel mit dem Text von Jochen Ohlhaut, 1. Hüttenmeister der Bauhütte Alt Heidingsfeld e.V. in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-616
Weblinks
- Heidingsfelder Sühnebildstock im DenkmalAtlas 2.0
- Sühnebildstock auf jakobus-franken.de
- Sühnebildstock auf kreuzstein.eu