Lerchenhainsiedlung
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Die Lerchenhainsiedlung ist ein Häuserensemble der Neuen Sachlichkeit im Stadtbezirk Frauenland.
Lage
Die Musterhaussiedlung steht in namensgebendem Lerchenhain.
Geschichte
Der Würzburger Architekt Peter Feile gründete die „Baugesellschaft Lerchenhain mbH“ und teilte sich mit einem Gesellschaftsmitglied die Geschäftsführung. Von der Stadt Würzburg konnte im Juli 1929 ein circa 20.000 m² großes Areal im Stadtteil Frauenland erworben werden, für das Feile einen Bebauungsplanentwurf fertigte, der in seiner Fassung vom August 1929 eine verdichtete Bebauung mit 31 sogenannten Typenhäusern auf durchweg circa 400 m² großen Grundstücksparzellen vorsah. Die Stadt Würzburg als Trägerin der Planungshoheit bestand jedoch auf einer Reduzierung der Gebäudeeinheiten zugunsten einer mehr lockeren Bebauung, so dass der schließlich im November 1929 beschlossene Bebauungsplan in der Fassung vom Oktober 1929 nur noch 22 Häuser vorsah und innerhalb eines Fünfjahreszeitraums realisiert werden sollte.
Musterhäuser
Die Baugesellschaft errichtete 1929/30 drei Musterhäuser in unterschiedlicher Größe. Allen Haustypen gemeinsam war der neue, von der herkömmlichen Bauweise völlig abweichende Stil. Einfache kubische Formen in verschiedenen Varianten, glatte Wandflächen, weiße Farbgebung, Fensterentwicklung von innen nach außen und vor allem die Flachdächer bildeten die baulichen Charakteristika der neuen Häuser. Als Baumaterial dienten Bimshohlblocksteine, Bimsdielenwände, Beton und Massivdecken mit Eisenbetonbalken.
Die öffentliche Präsentation der Musterhäuser vom 17. September 1930 bis 1. Oktober 1930 erlebte einen unerwartet großen Besucherandrang mit entsprechender Resonanz in der Lokalpresse. Dem großen Interesse an der Besichtigung dieser völlig anderen „weißen Häuser“ folgte jedoch kein entsprechendes Kaufinteresse, so dass Feile zwar weitere Haustypen planerisch entwarf, aber keine weiteren Gebäude mehr verwirklichen konnte. Letztlich ist es bei den drei Musterhäusern geblieben.
Baubeschreibungen
- Lerchenhain 2: „Villa, dreistufiges Terrassenhaus mit Flachdach, Neue Sachlichkeit, Peter Feile, 1930.“
- Lerchenhain 4: „Villa, dreigeschossiger kubischer Flachdachbau mit Terrasse und Treppenhausturm, Neue Sachlichkeit, Peter Feile, 1930.“
- Lerchenhain 5: „Villa, dreigeschossiger kubischer Flachdachbau mit Terrasse und Dachaufsatz, Neue Sachlichkeit, Peter Feile, 1930.“
Siehe auch
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-299, D-6-63-000-799 und D-6-63-000-800
Literatur
- Suse Schmuck: Von Kistenhäusern und Flachdächern. Peter Feile und das Neue Bauen in Würzburg, In: Tradition und Aufbruch. Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre. Würzburg 2003, ISBN: 3-8260-2763-9
- Die Lerchenhainsiedlung. Heft 2 der Heiner-Reitberger-Stiftung, Würzburg 2002, ISBN: 3-87717-810-3
- Justus Bier: Die Siedlung Lerchenhain in Würzburg von Peter Feile und Walter Loos. In: Der Baumeister. Heft 12, 1931