Wilhelm Schwabacher

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Wilhelm Schwabacher (* 26. April 1869 in Würzburg; † 12. Januar 1942 ebenda) war seit 1906 Besitzer der Bohnesmühle und Unternehmer für Mühlenprodukte, Nahrungs- und Futtermittel und Privatier. [1]

Leben und Wirken

Wilhelm Schwabacher wurde als erster Sohn des Adolf Schwabacher und seiner Frau Babette, geborene Süßer, geboren. Nach einer höheren Schulausbildung leistete er 1888 Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und trat im gleichen in die väterliche Firma (Bohnesmühle) in der Bohnesmühlgasse 9 ein. 1896 erhielt er das Heimatrecht, 1899 das Bürgerrecht. 1896 heiratete er in Nürnberg die Kaufmannstochter Anna Holzinger.

Mühlenbesitzer und Kommunalpolitiker

1906 übernahm er die Führung der Firma Schwabacher. Wilhelm trat in mehrfacher Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters und lebte mit seiner Familie in der Bohnesmühle. Er setzte den politischen Stammtisch in der Pleich fort und kandidierte für die Deutsche Demokratische Partei [2] zu den Stadtratswahlen. 1914 wurde er zum Ersatzmann der Vereinigten Liberalen im Gemeindekollegium [3] gewählt. 1916 errichtete er auf Betreiben der Heeresleitung eine Haferflockenfabrik in Kitzingen zur Verbesserung der allgemeinen Ernährungslage.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verkaufte er die Kitzinger Firma und setzte seine Aktivitäten für das wirtschaftliche Leben in Würzburg fort. Er engagierte sich für den Ausbau der Kettenschifffahrt auf dem Main zur optimaleren Nutzung des Flusses als Wasserstraße. Der geplante Neubau einer Mühle im Neuen Hafen scheiterte an den Inflationsverlusten. 1922 sicherte er mit 20 anderen wohlhabenden Würzburger Unternehmern und Geschäftsleuten die durch die Inflation gefährdete Kohlenversorgung der Stadt Würzburg durch eine Bürgschaft bei der Reichsbank.

Verfolgung durch den Nationalsozialismus

Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzte die Finanzbehörde in Würzburg die Reichsfluchtsteuer [4] für Wilhelm und Anna Schwabacher fest, welche mehr als 30 Prozent ihres Vermögens umfasste. Im Februar 1939 wurde die Familie Schwabacher gezwungen, das Firma zu einem viel zu niedrigen Preis zu veräußern. Im Sommer 1941 verloren Wilhelm und Anna Schwabacher ihre Wohnung in der Bohnesmühlgasse und am 28. August 1941 fand eine Versteigerung ihrer Möbel und ihres Hausrats statt.

Obwohl dem Ehepaar noch ein Grundstück mit Gartenhaus im Steinbachtal Nr. 46 gehörte, das sie 1924 für 20.500 Reichsmark erworben hatten und seit Juni 1941 vermieteten, reichte das Restvermögen nicht mehr zur Emigration nach Kuba, wofür Wilhelm und Anna bereits ein Visum besaßen. Im Dezember 1941 mussten sie ihr Anwesen im Steinbachtal auf Verlangen des Gauleiters Otto Hellmuth für einen Preis von 12.500 Reichsmark weiter unter Wert an einen SA-Führer verkaufen.

Schwabachers Ende

Wilhelm Schwabacher erlitt aufgrund der Verfolgungen wenige Monate vor der geplanten Deportation einen Schlaganfall, an dem er am 12. Januar 1942 verstarb. Seine Witwe Anna wurde am 23. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort aufgrund der schlechten Lebensumstände am 16. Oktober 1942. [5]

Ehrenamtliches Engagement

Im Bildungs- und Kulturbereich betätigte er sich als Beisitzer im Volksbildungsverein sowie im Jüdischen Kulturbund Würzburg und trat als Mäzen durch Schenkungen an das Fränkische Luitpoldmuseum hervor.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Hinweise, Erläuterungen und Einzelnachweise

  1. Als Privatier gilt allgemein eine Person, die finanziell so gut gestellt ist, dass sie nicht darauf angewiesen ist, zur Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, unabhängig davon, wie sie zu dem Vermögen gekommen ist. Der Privatier bezieht keine Unterstützung vom Staat, bezahlt aber sämtliche Steuern und sonstige Abgaben selbst. (Quelle: Wikipedia [1])
  2. Die Deutsche Demokratische Partei (DDP) war eine linksliberale Partei in der Weimarer Republik. (Quelle: Wikipedia [2])
  3. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten (Gemeindekollegium) war das Vorläufergremium des Stadtrats.
  4. Nähere Informationen zur Reichsfluchtsteuer bei Wikipedia [3]
  5. Bundesarchiv: Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945
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