Würzburger Kärrnerzunft
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Die Würzburger Kärrnerzunft zählte, neben den Fischern und Büttnern, zu den ältesten Gewerbevereinigungen in Würzburg mit besonderen Rechten und Privilegien. Sie gaben der Straße den Namen, da hier viele Zunftgenossen ansässig waren.
Namensgeber
Der Name Kärrner stammt von Karren, das sind die zweiräderigen, mit einem Pferd bespannten Fuhrwerke, mit denen hier vom Holzmarkt am Mainkai das Holz zu den Bestellern gefahren wurde. [1]
Geschichte
Schon im Jahre 1700 hatte Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau eine Verordnung erlassen, durch welche den Kärrnern allein das Recht eingeräumt und sogar die Pflicht auferlegt wurde „alle in Würzburg vorkommenden Wasserfuhren gegen den festgelegten billigen Lohn zu leisten“ und zwar unter dem Ausschluss aller anderen Besitzer von Gespannen. Nur die fürstliche Hofhaltung und das Domkapitel durften Wasserfuhren fahren. Die „Wasserfuhren“ bedeuteten nicht das Fahren von Wasser, sondern die Abfuhr der per Schiff, also auf dem Wasser, ankommenden Güter und hier in erster Linie das Fahren des Holzes. Die Kärrner zogen aber auch die Schiffe mainaufwärts und benützten dazu als Pfad den „Leinritt“. Kurz, sie waren Mitglieder einer wichtigen gewerblichen Vereinigung, deren überliefertes Herkommen noch in der Kärrnerordnung von 1863 gesetzlich verankert war und die bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts Geltung hatte. Danach waren zur gewerblichen Besorgung aller Getreide- , Brennholz-, Lohn- und Salzfuhren im Stadtgebiet von Würzburg nur jene Personen berechtigt, welche die polizeiliche Bewilligung hierzu bekommen hatten und dem Kärrnerverein als Mitglieder beigetreten waren.
Berufsstand
56 Kärrner gab es damals, die in der Unteren Johannitergasse, Büttnergasse, im Schwanenhof, in der Zweiten Felsengasse, der Kärrnergasse, Bankgasse (Teil der jetzigen Karmelitenstraße vor der ehemaligen Fleischbank gegenüber vom Bronnbacher Hof), in der Pleichachergasse, Bärengasse, Bocksgasse, Wallgasse, Kühgasse (jetzt Pleicherpfarrgasse), Sackgasse und Bachgasse wohnten. Der Vorstand des Kärrnervereins verteilte die Aufträge auf die Mitglieder. Die für die geleisteten Fuhren fälligen Entlohnungen hob der Zunftmeister ein und verteilte sie gleichheitlich auf seine Kärrner.
Für die Holzfuhren hatten die Kärrner einheitliche zweiräderige Karren mit Doppeldeichsel, die geeicht sein mussten, um ein gerechtes Maß zu garantieren. Falls ein Kärrner aushilfsweise „andere Individuen“ für seine Holzfuhren verwenden wollte, trug er die Verantwortung dafür, dass diese „im Laden und Messen des Holzes geübt und von dem Zunftmeister als hierzu tüchtig befunden worden waren“. Nach Beendigung des Holzmarktes mussten die Kärrner ihre Holzkarren in Reih und Glied aufstellen, die Deichseln nach dem Main gerichtet.
Ende der Zunft
Als die „gute alte Zeit“ der Kärrner zu Ende ging und der Motor die Verkehrswege eroberte, haben sich viele Kärrner umgestellt, begannen ein Fuhrgeschäft mit Lastkraftwagen, stiegen auf Taxi um oder wandten sich einem anderen Gewerbezweig zu. [2]
Heutige Hinweise
Nach den Kärrnern wurde die Kärrnergasse in der Altstadt benannt.
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 210
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 184