Sonnenstuhlturm (Randersacker)
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Der Sonnenstuhlturm ist ein Aussichtsturm auf dem Hohenrotberg südlich des Randersackerer Ortskerns. Über der Weinlage Randersackerer Sonnenstuhl gelegen überblickt man von dort das Maintal in nördlicher Richtung bis zur Festung und in südliche Richtung bis in den Ochsenfurter Gau.
Lage
Der Turm befindet sich in der Gemarkung Randersacker auf der Kuppe des Hohenrotberges (295 m. ü. N.N.) über der Einmündung des Theilheimer Grundes ins Maintal. Das Grundstück mit der Flurnummer 3065 zählt zur Flurlage Auf dem hohen Roth.
Namensgeber
Errichtet wurde der Turm 1933 als „Hitlerturm“, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er „Rotbergturm“ oder „Riedbergturm“ genannt, im Volksmund setzte sich aber der Name „Kartoffelturm“ durch. Im Zuge der Flurbereinigung in der angrenzenden Weinbergslage Sonnenstuhl erhielt der Turm 1972 offiziell den Namen „Sonnenstuhlturm“.
Geschichte
Vorgeschichte
Der Hohenrotberg mit seiner weiten Aussicht und den alten Steinbrüchen war in den 1920er Jahren ein bei Jugendgruppen beliebtes Ausflugsziel. Zunächst stand ein hohes Holzkreuz auf der Kuppe. Ende der 1920er Jahre ließen die Volksschullehrer im Heimatkundeunterricht ihre Schüler Steine für eine befestigte Aussichtsplattform zusammentragen, um von hieraus forthin das Maintal zu erläutern. 1932 wurde diese Bruchsteinterrasse vereinzelt bereits als Hitlerhügel bezeichnet.
Bauzeit ab 1933
Anfang der 1930er Jahre entwickelten der Bildhauer und Organisationsleiter der NSDAP Philipp Haas und der Lehrer und Ortsgruppenleiter Max Gassner die Idee eines Turm „zur Ehre des Volkskanzlers Adolf Hitler“. Obenauf war ein Hochkreuz geplant. 1933 begannen im Auftrag der Ortsgruppe der NSDAP die Arbeiten auf der bereits bestehenden Plattform. Das Muschelkalk-Gestein wurde von den Steinbruchbesitzern kostenlos zur Verfügung gestellt. Zahlreiche arbeits- und mittellose Weinbauern und Steinhauer konnten sich durch die Teilnahme an den Bauarbeiten ein kleines Zubrot verdienen.
Die Zielsetzung der Planer des „Adolf-Hitler-Turms“ war, dem Diktator „einen optimalen Ausblick in das Maintal“ [1] zu bescheren. Zudem sollte das weithin sichtbare Propagandabauwerk auch die Reisenden auf der neu gebauten Autobahn Nürnberg-Frankfurt beeindrucken.
Monumental wurden die bildhauermäßig hergestellte Jahreszahl 1933 sowie 2,25 m hohe Hakenkreuze in die Fassade eingearbeitet. 1934 war der Turm provisorisch fertiggestellt und die Feldgleise für den Steintransport konnten abgebaut werden. Oben stand statt des ursprünglich angedachten Kreuzes ein Fahnenmast. HJ, BDM und Jungvolk trafen sich hier zu Sonnwendfeuer und Geländespielen.
Die Bauarbeiten am Turm blieben letztlich unvollendet (z.B. wurden die Treppenstufen auf der Rampe nie eingebaut), weshalb er auch nie offiziell eingeweiht wurde. 1936 wurde noch der Boden betoniert und mit Platten belegt. Es fanden am Hitlerturm letztlich nicht die ganz großen Inszenierungen der NSDAP statt. Überliefert ist, dass 1934 und 1936 Hitlers Geburtstag hier gefeiert wurde.
1945
1945 wurde bei Kampfhandlungen das mittlere Hakenkreuz und die Jahreszahl großteils herausgeschossen. Der noch verbliebenen Hakenkreuze wegen plante die amerikanische Besatzung später, den Turm zu sprengen. Dagegen wurden jedoch Einwände eingebracht, da die anliegende Weinlage durch die Sprengung hätte Schaden nehmen können. Bürgermeister Franz Sedelmayer veranlasste, dass Steinhauer die Embleme weitgehend ausbrachen.
Spätere Entwicklung
Das Ausbrechen der Hakenkreuze hatte Schäden am Turm hinterlassen, die sich im Laufe der Jahre zu großen Löchern erweiterten. So war die Sicherheit der Personen auf dem Turm nicht mehr gewährleistet und es musste über Abriss oder Reparatur entschieden werden. Der Gemeinderat gab der Sanierung den Vorzug und beauftragte einen Maurermeister mit den nötigen Ausbesserungen am jetzt als ideologiefrei eingestuften Turm. Im Zuge dessen wurden die Trockenmauern am Turmäußeren mit Mörtel verfugt.
Baubeschreibung
Es handelt sich bei dem Bauwerk um einen Rundturm mit konisch zulaufendem Unterbau. Fast barrierefrei führt im Südosten eine Aufgangsrampe zum Turmplateau. Zwischen den noch vorhandenen, verrosteten T-Stahlträgern befand sich ursprünglich ein Fahnenmast zentral auf der Aussichtsplattform. Reste von den am Turm angebrachten Hakenkreuzen und der Jahreszahl erkennt man insbesondere vom Fuße des Sonnenstuhlturms.
Baudaten:
- Durchmesser der unteren Plattform: 27,5 m
- Durchmesser der oberen Plattform: 18,5 m
- Turmdurchmesser unten: 12,5 m
- Turmdurchmesser oben: 8,0 m
- Turmhöhe: 7,5 m
- Turmhöhe inklusive der zwei Plattformen: 10,3 m
- Volumen des Turms: 600 m³
Denkmalschutz
1989 wurde der Turm auf Antrag des örtlichen Umwelt- und Naturschutzbeauftragten in die Baudenkmäler in Randersacker aufgenommen.
Besucherinformation
Zum Sonnenstuhlturm gelangt man am besten über die Straße „Am Rodberg“, die etwa am westlichen Ortsausgang von Randersacker von der Theilheimer Straße über den Jakobsbach abzweigt und dann bergaufwärts führt. Alternativ führt der Randersackerer Wanderweg Weg um den Sonnenstuhl am Turm vorbei. Erreichbar ist der Turm darüber hinaus über die Wege der Weinlage Randersackerer Sonnenstuhl. Vom Turm hat man eine beeindruckende Aussicht auf das Maintal.
Terroir f
Nach Planungen zur Umgestaltung des Turms als Terroir f-Punkt [2] wurde im September 2016 dieses Bauwerk als ein weiterer Terroir f eröffnet. Um die Brüstung wurde dabei eine Metallschürze gelegt und drei Fahnenmasten aufgestellt. Mehrere Tafeln vermitteln zukünftig Informationen über die Landschaft und den fränkischen Weinbau.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Herbert Haas: Der Sonnenstuhlturm, seine braune Vergangenheit und wechselvolle Geschichte. Randersacker, 2003.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Randersacker, Nr. D-6-79-175-146
Weblinks
- Thirdreichruins: Adolf-Hitler-Turm (mit historischer Abbildung)
- Burgruinen in Franken: Der Sonnenstuhlturm - Kartoffelturm über Randersacker
- Eintrag im Bayerischen Denkmal-Atlas
Einzelnachweise
- ↑ Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 269
- ↑ Main-Post: „„Terroir F“ am Sonnenstuhlturm wartet weiter auf Umsetzung“ (10. Juli 2015)