Otto Ludwig Lange
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otto Ludwig Lange (* 21. August 1927 in Dortmund; † 14. August 2017 in Würzburg) war ein deutscher Biologe. Er lehrte das Fach Botanik an der Universität Würzburg. Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit betraf die Ökophysiologie von Wild- und Kulturpflanzen, sowie der Flechten (Lichnes).
Leben und Wirken
Lange verbrachte seine Schulzeit in Göttingen. Nach Militärdienst und Kriegsgefangenschaft zwischen 1943 und 1945 studierte er Biologie, Chemie und Physik an den Universitäten Göttingen und Freiburg. Als Jugendlicher und als Student war er aktiver Geräteturner. 1952 legte er in Göttingen das Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen ab und wurde zum Dr. rer. nat. promoviert. 1959 erfolgte seine Habilitation im Fach Botanik. Ab 1961 war er Dozent und Wissenschaftlicher Rat an der Technischen Hochschule Darmstadt und 1963 wurde er auf den Lehrstuhl für „Forstliche Botanik und technische Mykologie“ an die Universität Göttingen nach Hannoversch Münden berufen. Er war dort auch für den Forstbotanischen Garten verantwortlich.
Professor in Würzburg
Lange übernahm 1967 mit seiner Berufung nach Würzburg den neu gegründeten „Lehrstuhl für Botanik II“ des Botanischen Instituts (später: Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg am Mittleren Dallenbergweg. In Ergänzung des Fachgebietes der Pflanzenphysiologie, das vom „Lehrstuhl für Botanik I“ durch Prof. Wilhelm Simonis vertreten war, oblag ihm Lehre und Forschung für den Bereich der Geobotanik. (Darunter versteht man die Analyse der Verbreitung von Pflanzen und Pflanzengesellschaften und die Untersuchungen der Wechselwirkungen zwischen Pflanze und Umwelt in Raum und Zeit.) Die Ökophysiologie, d.h. die Frage nach Kausalzusammenhängen zwischen Standortsverhältnissen und Funktion von Wild- und Kulturpflanzen, etwa ihrer Produktivität und ihres Wasserhaushalts, bildeten dabei das Hauptarbeitsgebiet. Daneben waren Flechten als die Extremisten unter den Gewächsen bevorzugte Studienobjekte. Im akademischen Unterricht vertrat Lange auch das Gebiet der Pflanzen-Taxonomie und -Systematik. Er lehrte als Gastwissenschaftler an Universitäten in den Vereinigten Staaten, in Australien und in China.
Lehrstuhl für Botanik II
Im Jahre 1980 begründete Prof. Lange gemeinsam mit seinen Würzburger Kollegen eine „Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ unter dem Titel „Photosynthetische Stoffproduktion, Wasserhaushalt und Stressverhalten von Wild- und Kulturpflanzen – ökologische Bedeutung und physiologisch-biochemische Grundlagen“, die acht Jahre lang gefördert wurde. Als Mitglied des Kuratoriums der „Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege“ des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz widmete er sich Problemen des Naturschutzes. Im Rahmen der „Bayerischen Forschergruppe für Forsttoxikologie“ des Staatsministeriums, der Lange als Gründungsmitglied angehörte, wurden in den 1980er Jahren die Ursachen der damaligen Waldschäden durch Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid vor allem im Fichtelgebirge erforscht. Die Zuerkennung des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises der DFG erlaubte eine weitere Ausdehnung der wissenschaftlichen Arbeit durch die Anschaffung von Apparaturen und durch Schaffung neuer, zusätzlicher Stellen. Im Jahre 1989 kam es zur Einrichtung eines Sonderforschungsbereiches der DFG, dessen Thema „Ökologie, Physiologie und Biochemie pflanzlicher Leistung unter Stress“ von 13 Würzburger Projektleitern in Kooperation mit vielen auswärtigen und ausländischen Kollegen bearbeitet wurde. Dieser Forschungsverbund entsprach den Bestrebungen Langes, zur Analyse pflanzlichen Verhaltens Aspekte verschiedener Fachdisziplinen zu kombinieren, die zur damaligen Zeit oft voneinander isoliert arbeiteten. Im Rahmen des SFB und darüber hinaus konnte Lange auch nach der Emeritierung seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzen.
Direktor des Botanischen Gartens
Mit Beginn seiner Tätigkeit in Würzburg war Lange zwischen 1967 und 1992 als Vorstand für den Botanischen Garten verantwortlich. Die Verlegung des bisherigen Gartens aus der Stadtmitte (wo er aus dem „hortus medicus“ des Juliusspitals hervorgegangen war) an den Dallenberg war bereits vom bisherigen Leiter, Prof. Simonis in Angriff genommen worden. Die landschaftliche Einbindung der Anlage und die Wegeführung war vollendet, die ersten Bäume waren gepflanzt. Lange und seinen Mitarbeitern, darunter insbesondere dem Gartenkustos Dr. U. Buschbom oblagen Aufbau und Ausstattung der Gewächshäuser und die Detailplanung und Bepflanzung der Freilandabteilungen, damit der Garten seine Aufgaben für die universitäre Lehre und Forschung und zur Unterrichtung der Besucher erfüllen konnte. Im Herbst 1970 wurden die letzte Pflanzen aus dem alten Garten an den neuen Standort überführt, und im Juni 1971 erfolgte mit der offiziellen Eröffnung die feierliche Übergabe des Neuen Botanischen Gartens an die Nutzer.
Forschungsschwerpunkte
Die ökologisch-botanische Forschung von Lange hat zum Ziel, das Verhalten und die Reaktionen der Wild- und Kulturpflanzen, sowie von Flechten an ihren Freilandstandorten im Wechselspiel mit ihrer Umwelt quantitativ zu erfassen. So sollen Existenzmöglichkeit, Verbreitung und Produktivität als Folge ihrer morphologischen Eigenschaften und ihrer physiologischen Funktionen analysiert und kausal interpretiert werden. Für derartige ökophysiologische Untersuchungen ist ein ständiger Wechsel zwischen Messungen und Experimenten im Gelände und Arbeiten unter kontrollierten Bedingungen im Laboratorium, beispielsweise in Klimakammern, charakteristisch. Pflanzen und Flechten extremer Wuchsgebiete, bei denen sich Anpassungen etwa an Trockenheit, Kälte oder Hitze besonders deutlich zeigen, standen dabei, von der Antarktis bis zum tropischen Regenwald in Panama, im Zentrum des Interesses. Die Arbeiten stellen einerseits Grundlagenforschung über das Funktionieren der Pflanzen an Ihren unterschiedlichen Standorten dar und andererseits stehen auch angewandte Gesichtspunkte im Vordergrund, wie z.B. bei Bewässerungskulturen in Wüstengebieten, bei Arbeiten über Waldschädigungen durch Luftschadstoffe, bei Untersuchungen über die Schwefeldioxid-Resistenz von Flechten als Luftgüte-Indikatoren oder über biologische Bodenkrusten als Erosionsschutz in ariden Gebieten.
Derartige Fragestellungen, etwa die exakte Registrierung der Photosynthese- und Transpirationsraten der Pflanzen unter ihren natürlichen Bedingungen − also hier oft weitab von jeglicher technischen Unterstützung − bedürfen einer besonders ausgelegten Mess- und Registriermethodik. Es war das Bestreben von Lange, in Zusammenarbeit mit Spezialfirmen, hierfür die technischen Voraussetzungen zu schaffen [1]. Es entstanden spezifisch ausgelegte Instrumente und verschiedene Varianten eines mobilen Freilandlaboratoriums. Dieses Feldlabor arbeitete für ganze Vegetationsperioden etwa in einer Versuchsfarm in der Negev-Wüste, in einem Buchenwald im Solling in Niedersachsen bei Untersuchungen im Rahmen des „Internationalen Biologischen Programms“, an Waldschadensstandorten im Fichtelgebirge oder im mediterranen Hartlaubbusch in Portugal und natürlich auch im Botanischen Garten in Würzburg. Diese Untersuchungen wurden zum Inhalt vieler Diplomarbeiten und Dissertationen von Studenten, die bei Lange ihre Examina abschlossen.
Publikationen
Die wissenschaftlichen Ergebnisse von Lange sind in nahezu 400 Fachartikeln publiziert, er wirkte und wirkt als Herausgeber und Mitherausgeber botanischer Zeitschriften, Buchserien und Handbüchern.
Im Zuge seiner Freilandarbeiten in der südlichen Sahara entdeckte und beschrieb Lange 1958 die für die Wissenschaft neue Flechtenart Gonohymenia mauritanica. Nach Prof. Lange wurden drei Flechtenarten benannt: Peltula langei BÜDEL et ELIX (1997), Hubbsia langei FOLLMANN (1997) und Jackelixia ottolangei S.Y.KONDR., KÄRNEFELT et V.WIRTH (2010).
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1984: Bundesverdienstkreuz I. Klasse
- 1986: Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis zusammen mit Ulrich Heber
- 1991: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 2002: Ehrenmitglied der Deutschen Botanischen Gesellschaft
- 2014: Bene Merenti in Gold der Universität Würzburg
- 2015: Cothenius-Medaille der Leopoldina
- Ehrendoktor-Würde der Universität Bayreuth und der Technischen Hochschulen Darmstadt und Lissabon.
1970 wurde ein 2.435 m hoher Berg in der Antarktis (Süd-Victorialand) „Lange Peak“ benannt und Prof. Lange wurde die „Antarctic Service Medal“ der Vereinigten Staaten verliehen (für seine „Verdienste um die Erforschung der Antarktis“). 1988 wurde er (gemeinsam mit Prof. Dr. M. Evenari aus Jerusalem) in Rom mit dem internationalen Balzan-Preis für „angewandte Botanik einschließlich Ökologie“ geehrt. Lange ist Mitglied wissenschaftlicher Akademien, und Ehrenmitglied wissenschaftlicher Gesellschaften. Er erhielt die Acharius-Medaille der „International Association for Lichenology“ („for outstanding contributions to lichenology“), und 2007 verlieh ihm die Ecological Society of America, deren „fellow” er wurde, den „Eminent Ecologist Award“.
Siehe auch
- Biozentrum
- Botanischer Garten
- Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis
- Julius-von-Sachs-Institut
- Wilhelm Simonis
Quellen
- Curriculum vitae
- Main-Post: „Namensgeber für Berg und Flechte - Berühmter Botaniker Otto L. Lange gestorben“ (18. August 2017)
Weblinks
- Otto Ludwig Lange auf wikipedia.org
- US-Ökologen zeichnen Otto L. Lange auf biologie.uni-wuerzburg.de
- Main-Post: „Medaille für ein herausragendes Lebenswerk für Botaniker Lange“ (4. Dezember 2015)
Einzelnachweise
- ↑ 1990 erhielt Lange gemeinsam mit Elektromeister Heinz Walz aus Effeltrich, den Adalbert-Seifriz-Preis für Technologietransfer