Ludwig Herrmann
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Ludwig Herrmann (* 1910 in Sulzdorf; † 1979 in Geldersheim/Lkr. Schweinfurt) war Landwirt und Wehrmachtsoldat im Zweiten Weltkrieg. Er bewahrte das Würzburger Käppele vor der Zerstörung.
Leben und Wirken
Herrmann entstammt einer Bauernfamilie aus dem Ochsenfurter Gau und heiratete 1937 in einen Bauernhof in Geldersheim ein.
Rettungstat zum Kriegessende
Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 ist das Käppele im Gegensatz zu fast allen anderen Gotteshäusern in der Stadt glimpflich davongekommen. Es gingen auf die Wallfahrtskirche zwar ein halbes Dutzend Phosphor-Brandbomben nieder, doch das Feuer kann rechtzeitig gelöscht werden. Sichtbares Zeichen war lediglich ein Loch im Kirchendach über der Orgel. Gut zwei Wochen danach wollten jedoch Mitglieder der Waffen-SS die Kirche zerstören, da man in den Türmen US-Artilleriebeobachter vermutete.
Durch geschickte Befehlsverweigerung bewahrte der Flakgeschützführer Herrmann die Wallfahrtskirche auf dem Würzburger Nikolausberg am 4. April 1945 vor der Zerstörung, indem er seine zum Bodenkampf umfunktionierte Flugabwehrkanone nicht wie ihm befohlen, von der Stellung am Wasserturm Sieboldshöhe aus auf das gegenüberliegende Käppele richtete, sondern erklärte, er habe Befehl, die vorrückende US-Army in Heidingsfeld zurückzuhalten und nur noch wenig Restmunition.
Noch am selben Abend wurde er durch Granatsplitter im Kampf um Würzburg an beiden Beinen schwer verwundet, schleppte sich bis Gerbrunn und verlor dann das Bewusstsein. Am nächsten Tag wachte er in einem Lazarett in Dettelbach auf. Nach seiner Rückkehr auf den Bauernhof in Geldersheim erzählte er selbst der Familie nichts von seiner Tat.
Veröffentlichung
Erst im Jahr 1970 wurde das Ereignis in der Klosterchronik durch Guardian Pater Rainer Seidl O.Cap. veröffentlicht. Die Kapuziner luden ihn als Ehrengast ins Käppele ein, um sich 25 Jahre später für die Bewahrung des Käppele zu bedanken.
Posthume Würdigung
Die Marktgemeinde Zell a. Main benannte die Ludwig-Herrmann-Straße nach ihm.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Geschichte der Stadt Würzburg. Band III/1 und III/2. Vom Übergang an Bayern 1814 bis zum 21. Jahrhundert. Hrsg: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2007. ISBN: 3-8062-1478-6, S. 301 f.
- Main-Post: „Als das Käppele sterben sollte“ (3. April 2015)