Litfaßsäulen in Würzburg
Litfaßsäulen sind auf Plätzen und Gehwegen aufgestellte Anschlagsäulen, an die Plakate geklebt werden. In Würzburg gibt es derzeit noch etwa 60 Litfaßsäulen, die überwiegend in einer standardisierten Bauweise ausgeführt sind. Eine Ausnahme bilden die beiden neusten Litfaßsäulen, die im Zuge der Sanierung Kaiserstraße dort aufgestellt wurden.
Namensgeber
Litfaßsäulen wurden vom Berliner Drucker Ernst Litfaß erfunden und im Jahr 1854 erstmals in Berlin verwirklicht. Die runden Säulen zählen zum Bereich der Außenwerbung. Unterschieden wird in der Fachsprache zwischen einer Allgemeinstelle (Litfaßsäule mit mehreren Werbetreibenden gleichzeitig) und einer Ganzsäule (oder Ganzstelle; Litfaßsäule mit einem Werbetreibenden).
Geschichte und Bauweise
Die ersten Litfaßsäulen entstanden in Würzburg um 1900 an belebten Straßen und Plätzen in der Innenstadt. Zahlreiche historische Abbildungen belegen, dass bereits in der Entstehungszeit standardisierte Typenbauten zum Einsatz kamen, die meist aus Eisenblech waren und auf Steinsockeln standen. Typisch für die Würzburger Litfaßsäulen waren die Hauben bzw. kuppelförmigen Dächer mit auskragenden Dachkanten und bekrönenden Knäufen. Ältere Aufnahmen belegen, dass dieses Design auch in den 1920er und 1930er Jahren beibehalten wurde. Standorte von Litfaßsäulen waren beispielsweise der Marktplatz, der Barbarossaplatz, der Sternplatz, die Augustinerstraße und der Dominikanerplatz. Die Litfaßsäulen waren oft auch Werbeträger für örtliche Einzelhandelsbetriebe oder öffentliche Einrichtungen (z.B. Theater, Lichtspielhäuser). Einzelne Litfaßsäulen (z.B. am Oberen Marktplatz) erfüllten darüber hinaus eine Funktion als Trafo- bzw. Stromverteilerhäuschen.
1945 wurden die alten Litfaßsäulen zerstört, was dazu geführt hat, dass man heute auch keine historischen Litfaßsäulen mehr im Stadtbild findet. In den Nachkriegsjahrzehnten wurden die Litfaßsäulen fast ausschließlich in Beton ausgeführt. Im Gegensatz zu früher bildeten keine kunstvollen Hauben mehr den Abschluss einer Litfaßsäule, sondern schlichte gerade Platten. Diese waren ebenfalls überwiegend aus Beton. Auch die Standorte änderten sich: In der Fußgängerzone und auf dem Marktplatz wurden die Anschlagsäulen weitestgehend zurückgebaut, nichtsdestotrotz blieben die Standorte in der Regel in der Innenstadt bzw. in den innenstadtnahen Stadtbezirken.
In jüngster Vergangenheit wurden Schicksal und Fortbestand der Würzburger Litfaßsäulen teilweise kontrovers diskutiert. So fragte 2019 die Main-Post provokant „Hat die Litfaßsäule im Würzburger Stadtbild bald ausgedient?“. Der Wunsch der Stadt war in diesem Zusammenhang, viele der alten Litfaßsäulen durch zeitgemäße, moderne Werbeanlagen zu ersetzen. [1] Letztlich wurden die klassischen Säulen beibehalten.
Heutige Situation
Der größte Anbieter von Litfaßsäulen-Werbung in Würzburg ist die Omni-Media Werbung GmbH mit rund 52 standardisierten Ganzsäulen. [2] Die jüngsten beiden Litfaßsäulen wurden im Rahmen der Möblierung der sanierten Kaiserstraße aufgestellt und können von der freien Kulturszene genutzt werden. Für einen Stadtratsantrag sorgten diese Litfaßsäulen, da in der Anfangszeit Plakate nur unzureichend Haftung hatten. [3]
Bildergalerie
Litfaßsäule nach historischem Vorbild am Eingang der Landesgartenschau 1990 (2012)
Siehe auch
- Ehemaliges Cafe Litfaß
- Monatliches Magazin Litfaß-Säule