Julius-Echter-Stift (Röttingen)
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Das Julius-Echter-Stift ist ein ehemaliges Spital in der Stadt Röttingen.
Geschichte
Ein Spital bestand bereits seit 1331. Anlässlich einer Stiftung des Hans II. Truchseß von Baldersheim ist 1415 von dem Spital die Rede. Auf dem Areal des ehemaligen Truchsessenhofes nahe des Hundheimer Tors erbauten er und seine Gemahlin Anna 1422 ein neues Spitals zu „Rotingen“ und statteten es reich aus. Am 3. November 1613 beschloss Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn das Spital von Grund auf neu zu bauen.
Pfründnerspital
Das Spital war Anlaufstelle für reisende Fremde, Pilger, Invalide, Kranke und Bettler. Sie erhielten Verpflegung, wurden gesundheitlich versorgt, konnten sich von der Wanderschaft erholen oder im Winter im Spital aufwärmen. Das Leben der Spitalbewohner war streng geregelt und folgte einem klosterähnlichen Rhythmus. Im Wechsel von Gebet, Arbeit und Mahlzeiten sollten die Bewohner gemäß der Spitalvorschrift dort ein geordnetes Leben führen. Bei ihrem Einzug mussten die Spitalbewohner (Pfründner) einen Eid leisten, mit dem sie Gehorsam gegenüber Stifter und Spitalverwalter versprachen. Die Vorschrift sah ebenfalls vor, dass die Pfründner beim Einzug ihr eigenes Bett mitbringen mussten. Ohne dieses gab es für gewöhnlich keine Aufnahme im Spital. Wer sich nicht an die Regeln hielt, konnte bestraft werden, schlimmstenfalls erfolgt ein Ausschluss aus dem Spital.
Baubeschreibung
Das Spitalgebäude nördlich der Stiftskapelle ist ein langgestreckter, zweigeschossiger Renaissancebau mit hohen Giebeln, von denen der östliche mit Voluten aus der Echterzeit, der westliche als spätgotischer Treppengiebel aus der Zeit um 1422 ausgeformt ist. Die Fenster sind zweiteilig mit abgeschrägtem Gewände und Mittelpfosten.
Nordportal
Unter dem Echter-Wappen des Nordportals ist folgende Inschrift:
- DER HOCHWIRDIG FÜRST UND HERR / HERR JULIUS BISCHOF ZU WIRTZBURG UND HERZOG / IN FRANKEN HAD DIS SPITAL AUS VETTERLICH / EN ERBARMUNG DER ARMEN UND DEN SEINIGEN / ERBAUEN LASSEN IM 1613 JAR / IN SEINER GLÜCKLICHEN REGIERUNG 40 JAR
Heutige Nutzung
2007 endete die Geschichte des Julius-Echter-Stifts als Spital und Altenheim, als es die Stadt Röttingen erwarb. 2015 verkaufte die Stadt Röttingen das ehrwürdige Gebäude inklusive Stiftskapelle und die angrenzende Stadtmühle an das badischen Unternehmerpaar Andreas und Patricia Rippberger. [1] Er ließ sich dort zunächst mit seiner Frau wohnlich nieder und machte das Stift nach einer dreijährigen Umbauphase wieder öffentlich zugänglich.
Am 17. Juli 2020 wurde das Julius-Echter-Stift bei einer Einweihungsandacht in der Stiftskapelle von Pfarrer Gerhard Hanft eingeweiht. Das Erdgeschoss soll mit seinem großzügigen Julius-Echter-Zimmer künftig, zusammen mit der Kapelle für Ausstellungen künstlerischer und kultureller Art und kleiner Feste genutzt werden. Die Stiftskapelle will der neue Eigentümer als sakralen Raum erhalten, aber durch kulturelle Veranstaltungen stärker beleben als bisher. [2]
Siehe auch
- Baudenkmäler in Röttingen
- Julius Echter von Mespelbrunn
- Julius Echter-Stift Röttingen (Stiftung)
- Sonnenuhrenweg
- Stiftskapelle (Röttingen)
- Truchseß von Baldersheim
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Röttingen, Nr. D-6-79-182-15