Josef Gerngras

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Josef Gerngras (1954)

Josef Gerngras (* 12. Oktober 1894 in Bastheim/Rhön; † 10. Januar 1959 in Würzburg) war Bildhauer und Holzschnitzer in und um Würzburg.

Leben und Wirken

Schon als Kind hantierte Josef Gerngras mit einem Messer zum Schnitzen. So baute er auf dem Dachboden des elterlichen Hauses einen Altar auf, für den er eine Monstranz aus Baumrinde schnitzte. Das Messbuch bestand aus Holzbrettchen und war lateinisch beschriftet. Als Schüler wurde er durch den Bastheimer Ortspfarrer Georg Kömm entdeckt und gefördert. Er verhalf ihm zu einer gymnasialen Schulbildung im Internat des Augustinerordens in Münnerstadt. Gemeinsam mit seiner Mutter konnte Josef verhindern, dass er nach Abschluss der 7. Klasse in eine Schreinerlehre gesteckt wurde. Es war das einzige Mal, dass er sich gegen seinen Vater wehrte. Dieser und der Großvater waren Landwirte und Büttner gewesen, hatten aber immer wieder Existenzsorgen. Deshalb wollte der Vater in bester Absicht dafür sorgen, dass sein einziger Sohn ein Handwerk erlernte, um sein Auskommen zu haben. Der Ortspfarrer und die Mutter erreichten aber, dass der junge Mann in die Bischofsheimer Holzschnitzschule, die der Polytechnische Zentralverein Würzburg unterhielt, aufgenommen wurde.

Danach ging er, schon um die Eltern zu entlasten, nach Norddeutschland, um sich in der Steinbildhauerei weiterzubilden. Es war die Zeit, da man große Denkmal- oder Grabanlagen errichtete. Die zahlreichen Bismarckdenkmäler entstanden damals. Nach einiger Zeit musste er diese Tätigkeit aufgeben, denn er hatte sich eine Staublunge geholt, die er im Sanatorium Luitpoldheim in Lohr auskurierte. Er hat später nur selten einen Auftrag für Steinbildarbeiten angenommen, dafür aber das Modell und Detailzeichnungen geliefert, während das Aushauen einem geschickten Gesellen übertragen wurde. Im Juli 1914 wurde Josef Gerngras aus dem Sanatorium als geheilt entlassen, aber einen Monat später bereits zur 5. Kompanie des 9. königlich-bayerischen Infanterie-Regiment „Wrede“ in Würzburg eingezogen. Am 4. Oktoberb1915 wurde er mit der 2. Ersatz-Kompanie an die Front geschickt. Beim Beschuss durch Artillerie wurde das Haus zerstört, in dem er sich aufhielt. Französische Bauern schaufelten die Trümmer weg und retteten ihm das Leben.

Nach Kriegsende ging er nach Würzburg zurück, konnte sich aber nicht selbständig machen, da er außer dem geringen Sold keine Einnahme gehabt hatte. Er war froh, dass er in der Möbelfabrik Billigheimer in der Würzburger Dreikronenstraße eine Stelle als Werkmeister erhielt, allerdings ließ die beginnende Inflation das Möbelgeschäft stark zurückgehen. Schließlich ging die Firma Billigheimer in Konkurs; alle Beschäftigten wurden ausgestellt. Josef Gerngras kehrte in seine alte Heimat zurück und heiratete am 24. Oktober 1920 in Münnerstadt die zwei Jahre jüngere Anna Müller, die aus Wechterswinkel stammte. Mit seiner jungen Frau kehrte er 1921 nach Würzburg zurück, erwarb ein Haus in der Laufergasse 5 im Mainviertel und zog dort am 19. Mai ein. Im Erdgeschoss richtete er sich eine Werkstatt ein, im 1. Stock lebte die Familie.

Am 7. Februar 1922 legte er die Meisterprüfung ab. Sie gestattete ihm nicht nur, Gesellen und Lehrlinge zu beschäftigen, sondern brachte ihm das nötige Vertrauen der Kundschaft ein. 1926 übernahm er die Bildhauer-Werkstatt von Heinz Schiestl in der Kapuzinerstraße 23, der eine neue Werkstatt in der Dominikanergasse, die ihm die Augustiner direkt neben ihrer Kirche angeboten hatten, bezog. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 kam für ihn eine schwierige Zeit, denn für kirchliche Kunst war wenig Geld verfügbar, da auch jeder staatliche oder kommunale Zuschuss untersagt wurde. Da er bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fast 45 Jahre alt war, blieb er vom Kriegsdienst zunächst verschont, war aber in der Zeit vom 17. Mai bis 1. Juli 1940 der Krankentransportstaffel Gäbhardskeller in der Zeller Straße zugeteilt, die bei Fliegeralarmen tätig werden sollte. Am 2. April 1945 wurde er - gemeinsam mit Luftschutzpolizisten und Feuerwehrmännern - festgenommen und kam in ein Straflager in der Nähe von Marseille. Im Oktober 1945 wurde er entlassen und erreichte nach zwei Wochen das zerstörte Würzburg.

Der Wiederbeginn ohne Werkstatt, die beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört worden war, ohne Werkzeug und ohne Holzvorräte war äußerst mühsam. Unterstützt wurden in der ausgebrannten Stadt vor allem Handwerker, die zum Wiederaufbau gebraucht wurden, wie Maurer, Zimmerleute, Schreiner u.a., oder wie Bäcker und Metzger zur Versorgung der Bevölkerung beitragen konnten. Künstler jeder Art waren nicht gefragt; sie hatten auch nichts zum Eintauschen, um so zu Werkzeugen oder zusätzlicher Nahrung zu gelangen. Immerhin gelang es ihm, mit seiner kranken Frau ein Zimmer in Untermiete in der Scherenbergstraße 11 zu bekommen. Schon 1946 konnte er eine Werkstatt in zwei Garagen der Wäscherei Rüttinger in der Weißenburgstraße 15a mieten. Durch die Schicksalsschläge war seine Gesundheit angegriffen. Obwohl nach einem Schlaganfall die linke Hand gefühllos und gelähmt war, schnitzte er unverdrossen weiter, auch profane Stücke für private Käufer. Mitten in der Arbeit wurde er vom Tod ereilt. Am 10. Januar 1959 erlitt er einen Herzinfarkt, an dem er verstarb.

Oeuvre

Zahlreiche seiner Werke schmücken noch heute Gotteshäuser in Unterfranken. Dabei handelt es sich um geschnitzte Heiligenfiguren, um Kreuze, um Darstellungen aus der Bibel, um Kriegerdenkmäler, Kreuzwege, Tabernakel und Kruzifixe, Kerzenleuchter und Krippenfiguren. Die Arbeiten von Gerngras, der im Volksmund auch „Herrgottschnitzer“ genannt wurde, sind bis nach Mainz, Potsdam und sogar nach Slowenien gelangt.

Sakrale Werke im Landkreis Würzburg (Auszug)

Siehe auch

Quellen und Literatur

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