Johannes Teuschlein

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Johannes Teuschlein übergibt dem Würzburger Bischof eine seiner Schriften.

Prof. Dr. Johannes (Hans) Teuschlein (* 1483 in Frickenhausen am Main; † 1. Juli 1525 in Rothenburg ob der Tauber) war ein lutherischer Prediger, der den Bauernaufstand 1525 unterstützte und antisemitische Predigten hielt.

Leben und Wirken

Teuschlein absolvierte seine Schulbildung in Ochsenfurt. 1501 begann er mit dem Studiums in Leipzig, 1505 Magister. Nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie war er 1508 nach Wittenberg als Professor berufen worden, etwa zur gleichen Zeit wie Martin Luther; allerdings ist nicht bekannt, in welcher Beziehung er zu diesem Stand. Nach seinem Lizenziat und Dr. Phil. war er Prediger in Windsheim. 1511 lehnte er eine Berufung nach Bruchsal ab.

Prediger

Ab Dezember 1512 war er Prediger in Rothenburg ob der Tauber. Die erste Zeit verhieß nicht gerade eine große Zukunft für den neuen Prediger, denn schon bald geriet er in Streit mit seinem Vorgänger Georg Nab und wurde der Nachlässigkeit im Dienst und Schmähreden auf der Kanzel beschuldigt. Der Rat nahm diese Vorwürfe auf und kündigte Teuschlein. Aufgrund eines formalen Fehlers in seiner Anstellungsurkunde konnte er jedoch erfolgreich seine Weiterbeschäftigung durchsetzen. Spätestens nach dem Tod Nabs legten sich die Konflikte, und Teuschlein konnte nach und nach eine größere Anhängerschaft in Rothenburg gewinnen. 1517 erschien in Nürnberg sein Index zu den Schriften des Augustinus. [1] Im gleichen Jahr schickte Luther ihm von Wittenberg seine 95 Thesen zu, die er in Rothenburg verkündete. Zudem bekamen seine Predigten einen zunehmend antisemitischen Charakter. In seinen Tiraden gegen die ansässigen Juden tat er sich mit dem antisemitischen Prediger Christoph Hoffmann (Christoph Ostrofrancus) zusammen. 1519 kam es in Rothenburg zum Pogrom und die jüdische Gemeinde wurde aus der Tauberstadt vertrieben, ihre zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaute Synagoge zerstört. [2]

Auf Veranlassung Teuschleins wurde an ihrer Stelle eine Kapelle „zur Reinen Maria“ errichtet. Auf Initiative des Predigers Teuschlein versuchte man, entsprechend dem Regensburger Vorbild, dort eine Wallfahrt zu etablieren. Doch bereits wenige Jahre später, unter dem Einfluss des Bauernkrieges, kam diese Wallfahrt an ihr Ende. Über das verwerfliche Wirken Teuschleins kündet der antisemitische Reim von Kunz Has [3]: „Nun hat niemand die Sach erkannt bis itzt auf diese Stund. Dr. Teuschel ist er genannt, alsbald es ihm ward kund, da feiert er weder Tag noch Nacht bis er mit seiner Lehre, die Juden dannen bracht“. Ab 1522 wandte er sich immer stärker Luther zu und predigte „von der Freiheit eines Christenmenschen“. Er predigte gegen die Verehrung der Jungfrau Maria, die er als „Grasmaidlein“ bezeichnete, die Abhaltung der Messe und wurde von dem Barfüsser Hans Schmid, dem Deutschherrn Melcher und dem Deutschherrenkomtur Kaspar Christian unterstützt. [4]

Teuschlein im Bauernkrieg

Es folgte eine Anklage in Abwesenheit und eine Verbannung durch den Würzburger Bischof Konrad II. von Thüngen. 1524 flossen immer stärker die Themen der sozialen Ungerechtigkeit in seine Predigten mit ein. So prangerte er die Bedrückung der Bauern, die Abgabe des Zehnten und die Klauensteuer an. Erst jetzt begann der Rat der Stadt Rothenburg gegen Teuschlein aktiv zu werden. Es war jedoch unmöglich ihn abzusetzen, da seiner Anhängerschaft inzwischen derart gewachsen war, dass die Mehrheit der Stadtbevölkerung ihm wohlwollend gegenüberstand. Mit Ausbruch des Bauernkrieges predigte er weiter die Reformatorische Praxis. Nachdem der Aufstand niedergeworfen war, wurde er von Rat in den Turm gesperrt. Im Juni 1525 erschien Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach. [5] in der Stadt, um Vergeltung zu üben. Auf Betreiben des Stadtrats wurden der Führer der lokalen Aufständischen, Stefan von Meinzinger und der „aufhetzerische“ Prediger Johannes Teuschlein am 1. Juli 1525 durch den Henker in Rothenburg hingerichtet. Sein Leichnam wurde unweit der Kapelle zur reinen Maria verscharrt. [6]

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Horst F. Rupp und Karl Borchardt (Hrsg.): Rothenburg ob der Tauber - Geschichte der Stadt und ihres Umlandes. Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2016
  • Stadtarchiv Ochsenfurt / Georg Menig

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Ulrich Bunebheimer: Thomas Münzer, Herkunft und Bildung. Leiden 1989. S. 59
  2. https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/p-r/1695-rothenburg-o-d-tauber-mittelfranken-bayern
  3. Karl Bartsch: Haß, Kunz in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 753-754 (Online-Version)
  4. Martin Arnold: Handwerker als theologische Schriftsteller. Göttingen 1997. S. 307
  5. Weitere Informationen zu seiner Rolle während des Bauernkrieges bei Wikipedia [1].
  6. Staoch Sammlung „Die Frankenwarte“. Nr. 43 vom 22. Oktober 1936. Dieser Aufsatz ist im Kontext der Frankenwarte als „gleichgeschaltetes“ Blatt zu verorten.
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