Johanna-Stahl-Zentrum

Aus WürzburgWiki

Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.

Johanna-Stahl-Zentrum
Jüdisches Gemeinde- und Kulturzentrum Shalom Europa, in dem sich das JSZ befindet

Das Johanna-Stahl-Zentrum (JSZ) ist eine Einrichtung der Stadt Würzburg und des Bezirks Unterfranken und dient als Informations- und Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte in Unterfranken.

Standort

Das JSZ wird in gemieteten Räumlichkeiten im jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrum Shalom Europa unterhalten.

Geschichte

Bereits in den 1960er Jahren formulierte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, David Schuster, die Idee zu einem solchen Zentrum. Es wurde 1985 durch die Stadt Würzburg und den Bezirk Unterfranken in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde gegründet und 1987 unter dem Namen Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken eingeweiht.

Bis 2009 bildete das Zentrum eine Unterabteilung des Stadtarchivs Würzburg. Seitdem ist es dem Referat Kulturarbeit und Heimatpflege des Bezirks Unterfranken eingegliedert. Untergebracht war das Zentrum zunächst im Gebäude des jüdischen Altersheims. Seit dessen Abriss befindet es sich im Neubau des jüdischen Gemeindezentrums Shalom Europa[1] Erster Leiter wurde der Mediävist und Wirtschaftshistoriker Dr. Hans-Peter Baum, 2009 folgte die Historikerin und Spezialistin für deutsch-jüdische Geschichte Dr. Rotraud Ries und 2022 der Zeithistoriker und Biograph linker PolitikerInnen Dr. Riccardo Altieri.

Im Jahr 2011 haben der Bezirk Unterfranken, die Stadt Würzburg und die Israelitische Gemeinde Würzburg einen neuen Kooperationsvertrag geschlossen und dem Zentrum seinen neuen Namen gegeben: Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken.

Namensgeberin

Namensgeberin ist Dr. Johanna Stahl (1895-1943), eine gebildete Journalistin der bürgerlichen Frauenbewegung, die meist unter dem Namen Henny Stahl publizierte. Sie leistete in der Zeit der NS-Verfolgungen in der jüdischen Gemeinde engagierteste Beratungs- und Sozialarbeit und wurde nach ihrer Deportation im Juni 1943 in Auschwitz ermordet.

Auftrag und Angebote

Jüdisches Leben ist seit mehr als 900 Jahren Teil der unterfränkischen Geschichte. Seine Überlieferung für den gesamten Zeitraum zu sammeln, zu erforschen und zu vermitteln, war von Anfang an Auftrag des Zentrums. Seine Ausstattung setzte dem jedoch enge Grenzen. Der Aufbau und grundlegende Publikationen standen in den beiden ersten Jahrzehnten im Vordergrund, daneben zahlreiche Führungen für Schulklassen. Es folgte eine Phase regionaler und überregionaler Vernetzung, der Digitalisierung der Arbeit und der Bestände sowie kreativer Vermittlung in Ausstellungen und mit online-Angeboten. Mittelalter und Frühe Neuzeit wurden in einer Ausstellung und im Rahmen von Vorträgen veranschaulicht. Aktuell bietet das Zentrum als behördliche Dienstleistungsstelle primär Informationen und Beratungen für das 20. Jahrhundert an, das heißt für Angehörige einstmals unterfränkischer jüdischer Familien in den USA, Israel und aller Welt, aber auch für Heimatforschende aus dem Bezirk und darüber hinaus.

Im Zentrum finden sich
  • Sammlungen

Im Archiv werden Quellen, Medien und Sammlungen zum jüdischen Leben in Unterfranken verwahrt, darunter die Sammlungen Michael Schneeberger und Dr. Elmar Schwinger, Teile des Archivs der Jüdischen Gemeinde Würzburg und einige Judaica. Die Genisa von Memmelsdorf wie alle weiteren Funde dieser Art wurden an die Genisaforschungsstelle in Veitshöchheim abgegeben. Digitalisierte Quellen aus anderen Archiven und von Privatpersonen können im Zentrum genutzt werden.

  • Bibliothek

Die Fachbibliothek informiert als einzige Institution in Unterfranken grundlegend zum Judentum und zur jüdischen Geschichte. Schwerpunkte stellen Publikationen zur NS-Zeit und zur Geschichte der unterfränkischen Jüdinnen und Juden dar.

  • Ausstellungen

Für das Jahr 2024 wird derzeit eine neue Dauerausstellung konzipiert, die sich an die räumlichen Gegebenheiten des dafür zur Verfügung stehenden Raumes anpasst. Entlang der jüdischen Geschichte Unterfrankens von ca. 1100 bis zur Gegenwart wird die Arbeit des Zentrums anhand von Objekten, Texttafeln und interessanten Einzelbiographien präsentiert.

  • Web-Angebote

Die Online-Angebote des Zentrums und seiner Kooperationspartner unterstützen die Informationsvermittlung und besonders die regionale Erinnerungskultur. Sie informieren mit neuen Konzepten über die Menschen, die einmal Nachbarn waren. Und sie erinnern an die, die durch den NS-Staat und seine Unterstützer vertrieben und ermordet wurden.

Zentrumsleitung

Preise

Für seine Leistungen im Bereich einer fortschrittlichen Erinnerungskultur am DenkOrt Deportationen wurde das Johanna-Stahl-Zentrum zusammen mit dem Verein DenkOrt Deportationen e.V. 2021 mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung. [2]

Anschrift

Johanna-Stahl-Zentrum
Valentin-Becker-Straße 11
97072 Würzburg
Telefon: 0931 - 18 275
Telefax: 0931 - 7959 2799
E-Mail: jsz@bezirk-unterfranken.de

Öffnungszeiten

  • Montag bis Donnerstag: 13.00 bis 17.00 Uhr
  • Freitag: 9.00 bis 13.00 Uhr
und nach Vereinbarung.
An jüdischen wie an gesetzlichen Feiertagen ist das Zentrum geschlossen.

ÖPNV

Bus.png Nächste Bushaltestelle: Valentin-Becker-Straße


Siehe auch

Quellen

  • Rotraud Ries, Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken. Ein Porträt, in: Jim G. Tobias/ Nicola Schlichting (Hgg.), Nurinst 2018: Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte, Bd. 9. Schwerpunktthema: Flucht, Vertreibung, neue Heimat, Nürnberg 2018 (Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts), S. 153-167.
  • Internetseite des Johanna-Stahl-Zentrums zur Geschichte des Zentrums

Pressespiegel

Weblinks

Einzelnachweise

Kartenausschnitt

Die Karte wird geladen …
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von WürzburgWiki. Durch die Nutzung von WürzburgWiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.