Giemaul
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Das Giemaul ist eine urkundlich nicht belegte Figur der Heidingsfelder Geschichte.
Namensgeber
Namensgeber ist der im Dialekt existierende Ausdruck giehna für gähnen. [1]
Sage
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren viele Heidingsfelder Bürger der Meinung, dass eine Eroberung ihres Städtchens nicht mehr abzuwenden war. Im Oktober 1631 hat deshalb ein Bürger die feindlichen schwedischen Truppen durch das Bett des Zwischengemäuerbaches in die Stadt eingelassen. Als die Schweden 1634 wieder abzogen, zog man den Verräter zur Verantwortung, schnitt ihm die Zunge heraus und nagelte seinen Kopf zur Abschreckung an das Rathaus.
Symbolfigur
Lange Zeit hängte das Giemaul über der Uhr am Heidingsfelder Rathausgiebel und öffnete zu jeder Stunde seinen Mund. 1903 diente das Giemaul sogar als Postkartenmotiv des Heidingsfelder Kaufmanns Hans Kempf. [2] 1945 wurde das erste Giemaul zerstört. Beim Wiederaufbau des Heidingsfelder Rathauses nach dem Zweiten Weltkrieg brachte man das alte Wahrzeichen 1960 wieder an. Dargestellt ist ein finster dreinblickender, schwarzbärtiger Mann, in einer roten und goldbesetzten Uniform. Gefertigt wurde das Kunstwerk aus Holz vom Heidingsfelder Bildhauer Oskar Müller. Jeden Tag um 12 Uhr mittags sperrt er sein Maul auf, jedoch ohne einen Laut hervorzubringen.
Posthume Würdigung
Die Fasenachtsgilde Giemaul Heidingsfeld e.V. und das Giemaulfest wurden nach der Gestalt benannt.
Siehe auch
Einzelnachweis
- ↑ Dr. Johann Baptist Sartorius, Die Mundart der Stadt Würzburg. Stahel'sche Buch- und Kunsthandlung, Würzburg 1862, S. 47. Digitalisat
- ↑ Horst Wolf / Christoph Bauer: Heidingsfeld. Ansichten einer alten Stadt. Postkarten aus der Sammlung Horst Wolf, Würzburg 1998, S. 64
Quellen und Literatur
- Stefan Rettner: Oskar Müller. Bildhauer. 1908 - 1994. Hrsg.: Bauhütte Alt-Heidingsfeld e.V. und Bürgervereinigung Heidingsfeld e.V. in Kooperation mit Stadtarchiv Würzburg, Spurbuchverlag, Baunach 2016
- Stadelmayer-Gräter-Dettelbacher: Merian Reiseführer Mainfranken, Deutscher Taschenbuchverlag. München 1984, S. 117. ISBN: 3-423-03720-2
- Erich Strassner: Fränkischer Volkshumor. Schwanksagen, Schildbürgergeschichten und Ortsneckerein aus Franken. Kommisionsverlag Degener & Co., 1979, S. 179