Fliegerübungsplatz Hettstadt

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Topographische Karte vom Fliegerübungsplatz (1939)

Der Fliegerübungsplatz Hettstadt (Fl.Üb.Pl. Hettstadt) war ein militärisches Übungsgelände der Luftwaffe der Wehrmacht zwischen Hettstadt und Greußenheim nördlich der Waldabteilung Tännig. Die Flugzeuge der Luftwaffe übten dort den Abwurf von Übungsbomben aus Beton auf ein Zielgebiet und das Luft-Boden-Schießen auf Zielscheiben. Im Volksmund wird das Areal in der Regel nur als Bombenabwurfplatz bezeichnet.

Lage

Das militärische Sperrgebiet befand sich auf einer Freifläche nördlich der Waldabteilung Tännig und südlich der Waldabteilungen Weinsteinberg (Ameisenberg) und Kühruh am heutigen Gut Greußenheim (damals: Reichshof Greußenheim).

Geschichte

Ab 1935 mussten zahlreiche Bauern sowie die Gemeinden Hettstadt, Greußenheim und Oberleinach Felder und Teile der angrenzenden Wälder mehr oder weniger freiwillig an das Deutsche Reich verkaufen. [1] Die Fläche umfasste insgesamt etwa 102 Hektar, die Grundstücke mussten im Juli 1937 im Gasthaus Zur Krone in Hettstadt notariell dem Reichsfiskus gegen Bezahlung abgetreten werden. [2] Für 1 Hektar gutes Ackerland wurden 2500 Reichsmark, für mittleres Ackerland 1700 Reichsmark, für schlechtes Ackerland 900 Reichsmark und für Ödland 300 Reichsmark bezahlt. Von Hettstadt erhielt der Reichsfiskus 66 ha,von Oberleinach ca. 70 ha und dazu noch ca. 10 ha auf Greußenheimer Gemarkung. Das Luftkreiskommando der Wehrmacht schuf auf den Flächen den Reichshof Greußenheim (ein landwirtschaftlich genutzter Barackenhof des Platzlandwirts, der sich um das Areal kümmerte) und eine Anlage mit Schießbahnen und Zielscheiben für das Luft-Boden-Schießen sowie einen markierten Abwurfplatz (Zielgebiet) für Übungsbomben aus Beton. Zwei massive Betontürme (umgangssprachlich auch als Panzertürme oder Bunker bezeichnet) ermöglichten aus sicherer Entfernung die Beobachtung der Bombenabwürfe der Sturzkampfflugzeuge. Die Beobachtungstürme waren jeweils mit einem großen weißen X auf dem Boden für die Flieger hervorgehoben. [3] Die Flieger kamen unter anderem aus Giebelstadt, Kitzingen und Wertheim, möglicherweise auch aus Gelchsheim und von anderen Flugplätzen im Umgriff. Im August 1937 stürzte über dem Flugübungsplatz ein Pilot tödlich ab. [4] Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Reichshof Greußenheim im März 1946 an die Familie von Rümker, die dort einen Saatzuchtbetrieb aufbaute. Lange Zeit waren noch Beton-Übungsbomben entlang der Waldränder zu finden und Überbleibsel der Beobachtungstürme im Buschwerk zu erkunden. Erst 1991 mit dem Verkauf des Gutes an die Gemeinschaft Universelles Leben (UL) wurden die Relikte entfernt. Heute ist das Übungsgelände Teil des „Friedensreichs“ des Universellen Lebens und auf Luftbildern aufgrund von landschaftspflegerischen Eingriffen nicht mehr als solches wahrnehmbar.

Übungsgelände

Die Beschreibung erfolgt auf Basis von Luftbildern, siehe dazu auch die Kartenausschnitte unten: [3]

  • Im Bereich des Holzbuchgrabens südlich des Reichsguts befanden sich die Zielscheiben für das Luft-Boden-Schießen. Die mittlere Anfluglinie sowie die beiden Seitenbegrenzungslinien waren vergleichbar wie bei einem Sportplatz durch weiße Linien auf dem Boden markiert und erleichterten den Piloten das Anfliegen des Ziels.
  • Südlich der Waldabteilung Weinsteinberg befand sich zentral auf dem Gelände das Ziel für die Bombenabwürfe. Abgeworfen wurden zwar ausschließlich mit Eisenflügeln bewehrte Übungsbomben aus Beton, doch auch diese hinterließen auf Luftbildern deutlich wahrnehmbare Krater.
  • Die beiden Beobachtungstürme aus Beton befanden sich nördlich des Bombenabwurfplatzes.
  • Das östliche Areal des Übungsgeländes diente möglicherweise als Notlandeplatz. In Nischen bzw. Lichtungen am Waldrand der Waldabteilung Kühruh konnten bei Bedarf Flugzeuge abgestellt werden.

Flugzeuge

Zum Einsatz kamen unter anderem Junkers Ju 87 und Ju 88 A Sturzkampfflugzeuge (Stuka). [5] Die nachfolgenden Bilder wurden freundlicherweise aus der Sammlung Hesse zur Verfügung gestellt.

Literatur

  • Jürgen Zapf: Flughäfen der Luftwaffe 1934 - 1945. Band 8 Bayern Luftgau XIII Nürnberg. Zweibrücken, 2013, S. 208 ff. (mit Luftbildern)
  • Verwaltung ehemaligen Wehrmachtsbesitzes in Unterfranken. Laufzeit 1949 - 1966. (Im Bestand des Bayerischen Hauptstaatsarchivs)

Einzelnachweise

  1. Michael Geis: 1. April 1945 - Der Kampf um Hettstadt. Hettstadt, 2016, S. 13
  2. Christine Demel: Leinach - Geschichte-Sagen-Gegenwart. Leinach, 1999, S. 273
  3. 3,0 3,1 Jürgen Zapf: Flughäfen der Luftwaffe 1934 - 1945. Band 8 Bayern Luftgau XIII Nürnberg. Zweibrücken, 2013, S. 210 (mit zwei Luftbildern)
  4. Friedrich Kaschiske/Waldemar Zorn: Hettstadt - Ein fränkisches Dorf im Wandel der Zeiten. Gemeinde Hettstadt (Hrsg.), Echter Verlag, Würzburg, 1995, S. 136
  5. siehe Wikipedia Junkers Ju 87 und Junkers Ju 88

Kartenausschnitt

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