Eisenbahnunfall am Faulenberg von 1886
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Beim Eisenbahnunfall am Faulenberg von 1886 zwischen Würzburg und Rottendorf stießen am 1. Juli gegen 13.30 Uhr aufgrund unzureichender Kommunikation zwischen Fahrdienstleiter und Weichensteller zwei Züge frontal zusammen, wobei 18 Personen ums Leben kamen und 73 Personen verletzt wurden.
Unfallort
Östlich von Würzburg verlaufen die Bahnstrecke Würzburg-Bamberg und die Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg auf etwa acht Kilometern Länge bis Rottendorf parallel nebeneinander. Die Strecke weist in dem Geländeeinschitt am Faulenberg [1] eine Steigung von 1 zu 97 (1%) auf. [2] Beide Strecken waren zur damaligen Zeit noch eingleisig ausgebaut. Jede der beiden Strecken wurde im Normalfall für sich alleine in beide Richtungen befahren, jedoch war in besonderen Betriebssituationen ein Gleiswechsel möglich.
Die zeitgenössische Darstellung der Unfallstelle [3] zeigt einen beschrankten Bahnübergang (rechts der Bildmitte) sowie einen Durchlass unter der Bahnstrecke (links der Bildmitte). Letzter dient zur Ableitung des Wassers eines Grabens, der in einem Einschnitt zwischen der Lehnleite und dem Mönchberg entlang des heutigen Elferwegs verläuft. Damit liegt die Unfallstelle im Bereich der heutigen Eisenbahnbrücke Elferweg und des heute verrohrten Wasserdurchlasses.
Unfallhergang
Ein verspäteter Postzug aus Bamberg fuhr auf Würzburg zu, ein ebenfalls verspäteter Schnellzug aus Stuttgart nach Berlin befand sich zeitgleich abfahrbereit für die Gegenrichtung im Hauptbahnhof. Der Fahrdienstleiter wollte den zweigleisigen Abschnitt bis Rottendorf für die Kreuzung der beiden Züge nutzen. Der Berliner Zug sollte dafür bis Rottendorf das nördliche Gleis nutzen, der Postzug aus Bamberg dagegen über das südliche Gleis einfahren. Der Weichensteller erhielt die entsprechende Anweisung aber zu spät: Der Zug nach Berlin hatte die entscheidende Weiche bereits passiert. Damit befanden sich beide Züge auf dem Nürnberger Gleis. Der vom Bahnhof Rottendorf kommende Postzug nutzte das Gefälle der Strecke Richtung Würzburg, um bei höchst möglicher Geschwindigkeit ein wenig von seiner Verspätung einzuholen. Der Lokführer konnte jedoch den Zug nicht mehr zum Halten bringen, als er die Situation erkannte. Der Schnellzug, der in der Steigung viel langsamer war, konnte zwar noch bremsen, jedoch den Frontalzusammenstoß um 13.30 Uhr nicht verhindern.
Unfallfolgen
Achtzehn Menschen starben bei diesem Ereignis und 73 Reisende und Zugpersonal wurden verletzt. [4] Die Schwerverletzten wurden ins Juliusspital eingeliefert. Eine große Zahl von Zivil- und Militärärzten, Professoren und Assistenzärzten der Universität Würzburg und eine Sanitätskompagnie leisteten medizinische Hilfe, während eine Einheit des 2. königlich bayerisches Feldartillerie-Regimentes, aus der nahe gelegenen Artilleriekaserne, die Unfallstelle gegen eine große Menge Schaulustiger absperrte.
Literatur
- Hans Joachim Ritzau: Eisenbahn-Katastrophen in Deutschland. Splitter deutscher Geschichte. Bd.1, Landsberg-Pürgen 1979.
- Heinrich, Peter; Schülke, Hans: Bahnknotenpunkt Würzburg. Das große Bahnbetriebswerk in Unterfranken. Freiburg (EK-Verlag), 1990, S. 266.
- Zeitung des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen, Berlin 1886, Nr. 53, S. 607f und Nr. 68, S. 748 (Online verfügbar bei books.google.com)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921 S. 145
- ↑ Die königl. bayerische Ludwigs-West Bahn, Bonitas-Bauer, Würzburg 1855, S. 6 (Online verfügbar bei books.google.com)
- ↑ Das Eisenbahn-Unglück am Faulenberge bei Würzburg am 1. Juli 1886: Eine genaue Schilderung der furchtbaren Katastrophe nebst Abbildung der Unglücksstätte. Ad. Stuber's Verlagshandlung, Würzburg 1886 (Online verfügbar bei books.google.com)
- ↑ Ferdinand Riedinger: Bericht über die Verletzungen in Folge des Eisenbahnzusammenstosses bei Würzburg: am 1. Juli 1886., Thein, Würzburg 1886, (Online verfügbar bei books.google.com)