Klingentor (Ochsenfurt)
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Das Klingentor war der westlich Zugang nach Ochsenfurt aus Richtung Winterhausen durch die historische Stadtbefestigung Ochsenfurt.
Baubeschreibung
Der Torturm ist ein fünfgeschossiger, quadratischer Massivbau mit Glockendach mit leicht vorkragendem Obergeschoss und gedrückter, rundbogiger Tordurchfahrt, die nach Außen durch ein Fallgatter geschlossen wurde, von welchem die Klauensteine noch erhalten sind. Es wurde wohl in seiner ursprünglichen Form bereits 1307 erbaut, mehrfach umgebaut und zuletzt 1598 erhöht. [1]
Geschichte
Das Tor wurde im Mittelalter auch Klingenturm genannt und stellte eine wehrhafte, mittelalterliche Doppeltoranlage dar. Dem eigentlichen Klingentor war vor dem Torzwinger ein kleinerer Torturm, der sogenannte Schnellerturm vorgelagert. Zusammen mit den nach links und rechts in den Stadtgraben führenden Ausfallpforten bildete das Tor eine eigene, geschlossene Verteidigungsstellung, ähnlich der Barbakane [2] am Brückentor. Der schützende Schnellerturm und die Zwingeranlage am Klingentor tauchen 1497 in den Quellen auf, dürften jedoch älter sein. In Betracht der Bauernunruhen wurde im Frühjahr 1525 das Klingentor vermauert und der Schnellerturm zur Pforte umgebaut, welche das Überqueren des Stadtgrabens nur noch mit einem schmalen, herablassbaren Steg, dem „Schneller“, ermöglichte. Das Eindringen in die Stadt war nun erheblich erschwert worden. Der einzige Zugang an der Westseite war ab 1526 das sogenannte Untere Tor, dass heute fälschlicherweise als Bollwerk bezeichnet wird. [3]
Die Stegkonstruktion der Turmanlage konnte bei Gefahr hochgezogen oder „abgeworfen“ werden. Ab 1505 wurden Steinbüchsen zur Verteidigung auf dem Schnellerturm aufgestellt, die später durch Hakenbüchsen ersetzt wurden. Der vermauerte Eingang spielte die nächsten 300 Jahre keine Rolle mehr als Stadteingang und der Begriff Klingentor verschwand aus den Quellen. Im Jahre 1598 wurde unter den beiden Bürgermeistern Philipp Rössler und Erhard Beer das Tor renoviert und um ein paar Meter erhöht. Um 1800 mietete die Schützengilde der Stadt den Graben vor dem Tor und ließ einen Eingang durch den Schnellerturm brechen, um direkt in den Stadtgraben zu gelangen. [4]
Die Schützenscheibe zeigt links den Schnellerturm - ohne dahinterliegendem Klingentor, der Steg über den Stadtgraben ist gut zu erkennen. Die beiden Erkertürmchen zwischen Palatium und Klingentor sind heute noch zu sehen. Ab 1830 setzte dann im Zuge des baulichen Ausgreifens über die Stadtmauern eine Diskussion um die ehemalige Doppeltoranlage ein. Der Stadtrat beschloss, den Schnellerturm abzureißen und das Tor wieder als Klingentor befahrbar zu machen. Der Stadtgraben wurde an dieser Stelle plan zum Toreingang aufgefüllt. Vermutlich mit den Resten des abgetragenen Schnellerturms. [5]
Die schematische Darstellung unten zeigt die Seitenansicht der bis um 1830 bestehenden Anlage mit Steg über den Stadtgraben und die Vorderansicht des Klingenturms sowie des Schnellerturms. Gut zu erkennen ist die vermauerte Tordurchfahrt des Klingenturms/-tors sowie des Schnellerturms.
Heute ist für den Betrachter weder die mittelalterliche Doppeltoranlage noch die frühneuzeitliche Schnellerpforte mehr nachvollziehbar.
Widmung
Nach dem Tor ist das Einkaufszentrum Klingentorpassage benannt.
Siehe auch
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Ochsenfurt, Nr. D-6-79-170-51
- Stadtarchiv Ochsenfurt / Archivar Georg Menig M.A.
Weblinks
Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Bd. III. Heft i. Bezirksamt Ochsenfurt. Bearbeitet von Hans Karlinger, München 1911, S. 175-176
- ↑ Die Barbakane ist ein dem Tor einer spätmittelalterlichen bzw. renaissancezeitlichen Burg oder Stadtmauer vorgelagertes Verteidigungswerk in Form einer runden Bastei. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Vgl. Stadtarchiv Ochsenfurt (STAOch) A Transkript Bürgermeisterrechnungen 1497-1598. Vgl. auch Kestler, Ochsenfurt, S. 45
- ↑ STAOch A Schützenbuch, STAOch A Transkript Bürgermeisterrechnungen 1497-1598.
- ↑ STAOch Pläne und Skizzen. Vgl. auch Johann Baptist Kestler: Beschreibung von Ochsenfurt. Verlag Ludwig Stahel, Würzburg 1845, S. 45 (Online-Fassung)