Brückentor (Ochsenfurt)

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Das Brückentor stellte eine mittelalterliche Doppeltoranlage an der Alten Mainbrücke in Ochsenfurt dar und wurde im Zuge der Erbauung der steinernen Mainbrücke in den Jahren 1518 bis 1519 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet. [1] In den Jahren von 1854 bis 1856 wurde die Anlage abgerissen.

Geschichte

Bereits 1397 bestand die Brückenbefestigung aus einem Zollturm auf der Kleinochsenfurter Seite des Mains, einem vorgelagerten „Sprachhaus“ vor dem eigentlichen Brückentor, welches zu seiner linken vom Turm und zu seiner rechten von einem erhöhten Bollwerk, der sogenannten Gans, geschützt wurde.

Ausschnitt der Urkatasteraufnahme 1828

Mit dem Bau der steinernen Brücke wurde auch die Brückenbefestigung erneuert. Das Tor wurde verlängert und mit Seitenpforte versehen, dafür fiel das Sprachhäuschen weg. Auf dem ersten Brückenpfeiler mainwärts errichtete man eine mit Schießscharten für Armbrüste und Hakenbüchsen versehene Barbakane, ähnlich dem Scherenbergtor auf der Festung Marienberg mit gedecktem Wehrgang zwischen beiden Türmen. Das obere Stockwerk des Brückentors wurde nun aus Fachwerk ausgeführt, die aus dem 14. Jahrhundert stammende Gans wurde in den neuen Befestigungskomplex integriert. [2]

Ab 1519 musste dann, um über den Main in die Stadt zu gelangen, zuerst der Zollturm, dann die aus Barbakane [3] und Brückentor bestehende Doppeltoranlage durchquert werden. Alle drei Anlagen waren sowohl aus- als auch inwärts mit Gattern bzw. Toren versehen, sodass sechs Tore durchquert werden mussten, um in die Stadt zu gelangen. [2]

Die Schlüsselscharte und die T-Scharte im unteren Teil der auf ihre Stumpfreste abgetragenen Barbakane sind auch nach der Restaurierung noch gut zu erkennen.

Die Barbakane war mit Hakenbüchsen schwer gesichert und wurde vom Brückenfischer als „Türmer“ bewacht. Bereits 1497 wird ein Wolf Fischer als Wächter auf der Gans benannt. [4] Später dann scheinen die Brückenfischer stets nur noch auf dem Vorwerk, so wird die Barbakane in den Bürgermeisterrechnungen betitelt [5], gesessen zu haben. Der Zollturm wurde vom Zöllner bewacht, die Barbakane vom Brückenfischer und das Brückentor vom Brückentorwart. Oben auf dem Turm hielt der Brückentürmer Wache, welcher mit Hornsignalen Alarm schlagen musste und den Posten nur unter Aufbietung eines Ersatzmannes verlassen durfte, um zum Bad oder in die Kirche zu gehen. [6]

1498 werden als Bewaffnung auf dem Vorwerk Armbrüste genannt. 1521 spricht die Rechnung dann von Steinbüchsen, später von Hakenbüchsen auf den Befestigungswerken der Brücke.

Die Brücke und ihre Doppeltoranlage mussten die kommenden Jahre ständig restauriert bzw. neu errichtet werden. 1592 erhöhte man den Brückenturm um ein Stockwerk. 1784 wurde der Zollturm komplett durch ein Hochwasser zum Einsturz gebracht und danach nicht mehr errichtet. [7]

Eine Rolle spielte die Brücke beim Franzoseneinfall 1673, als sie von fränkischen Kreistruppen besetzt wurde und beim Preußeneinfall 1762, als eine preußische Husarenpatrouille versuchte über die Brücke in die Stadt einzufallen, jedoch vom Fallgatter am Zoll- bzw. Brückenturm [8] aufgehalten wurde und unverrichteter Dinge kehrtmachen musste. Die mittelalterliche Befestigungsanlage verlor mit der Zeit ständig an Bedeutung und verschlang Unsummen an Instandsetzungskosten, sodass im Zuge des Ausgreifens der Bebauung außerhalb der Stadtmauern ihre Abtragung beschlossen wurde.

Heute sind alle Reste der ehemaligen Befestigungsanlage verschwunden, einzig der Stumpf des Vorwerks respektive der Barbakane sind noch erkennbar.

Aufbau

Im Gemälde von 1623 ist neben der Mainmühle die Barbakane und links vom Schlösschen das Brückentor zu erkennen.

Der Befestigungsaufbau der spätmittelalterlichen Doppeltoranlage ab 1519 gestaltete sich wie folgt: die Barbakane bildete gemeinsam mit dem mehrere Meter langen Brückentor den mehrfach verschließbaren Zugang zur Stadt mainwärts. Links vom Tordurchgang befand sich eine Pforte, von welcher, ähnlich wie in der Echterbastei auf der Festung Marienberg, Flankenfeuer in den Tordurchgang abgegeben werden konnte und deren gedeckter Gang direkt von der Stadt in den Brückenturm führte. Zur rechten befand sich der Zwinger, welcher durch die Gans geschützt wurde, die Flankierungsfeuer in den Zwinger ermöglichte. Durchbrach ein Feind die Barbakane war er auf dem engen Brückenstück zwischen der Brüstung und dem Brückentor gefangen und konnte vom Turm, von der Gans und vom Brückentor unter Beschuss genommen werden. Diese Doppeltoranlage stellte wohl ein imposantes Beispiel der Befestigungskunst im Übergang der mittelalterlichen hin zur Renaissancebaukunst dar.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Stadtarchiv Ochsenfurt (STAOch) Brückenmeisterrechung 1518
  2. 2,0 2,1 Johann Baptist Kestler: Beschreibung von Ochsenfurt. Verlag Ludwig Stahel, Würzburg 1845, S. 46-47 (Online-Fassung)
  3. Die Barbakane ist ein dem Tor einer spätmittelalterlichen bzw. renaissancezeitlichen Burg oder Stadtmauer vorgelagertes Verteidigungswerk in Form einer runden Bastei. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  4. STAOch Bürgermeisterrechnung 1497.
  5. Die Rede ist stets vom Vorwerk oder vom Bollwerk, beides meint die Barbakane.
  6. STAOch Eidbuch: Brückentürmereid.
  7. Vgl. STAOch Recessbuch v. 1784.
  8. Es ist zwar im Bericht vom Brückentor die Rede, jedoch hätten sie vorher den Zollturm und das Vorwerk durchqueren müssen, sodass es möglich ist, dass sie bereits am Zollturm nicht mehr weiter kamen.
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