Schlössle (Ochsenfurt)
(Weitergeleitet von D-6-79-170-36)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Das Schlössle in Ochsenfurt, einst Teil der Stadtbefestigung, beherbergt heute das Heimatmuseum der Stadt.
Lage
Das Alte Schlössle liegt nahe der Alten Mainbrücke in der Ochsenfurter Altstadt.
Geschichte
Über die Geschichte des sogenannten „Schlössle“ ist wenig bekannt. Laut dem Ochsenfurter Chronisten Johann Baptist Kestler wurde es bereits im 14. Jahrhundert genannt und stellte einst den Pallas einer mittelalterlichen Burganlage zum Schutz des Mainübergangs dar. Vermutlich befand sich hier auch der Sitz der ersten adligen Amtmänner von Ochsenfurt, deren erster namens Rapoto bereits 1285 genannt wird. Laut Gebäudanalyse stellt es mit der Datierung um 1240 in Teilen den einzigen Profanbau aus dem 13. Jahrhundert innerhalb der Stadt dar. Es finden sich heute noch zwei romanische Konsolensteine im Gebäude. Im Erdgeschoss befand sich ein Gewölbe, der erste Stock bestand ursprünglich aus einer beheizten Kemenate. Die Burganlage war wohl vor ihrer Einfassung in die Stadtbefestigung von einem Wassergraben umgeben.
Die Nordanlage der ehemaligen Burg scheint als Schlösschen mit Brückenturm, Brückentor und der Befestigungsanlage der „Gans“, die im Osten den Zwinger deckte, bis 1854 erhalten geblieben zu sein. Die Ausmaße der Anlage können anhand der Ausdehnung der Ost-Westachse geschätzt werden. Der ehemalige Bergfried fungierte ab dem 15. Jahrhundert zugleich als Brückenturm und blieb bis 1854 erhalten.
Die Burganlage wurde im weiteren Stadtausbau mit in die Stadtmauer einbezogen und bis auf ihren Nordteil eingeebnet.
In den Ochsenfurter Bürgermeisterrechnungen taucht die Bezeichnung „Schlösslein“ erst 1573 auf, vorher wird das Gebäude als „altes Schloss“ oder „Veste“ bezeichnet, was wiederum die These einer mittelalterlichen Burganlage stützt. [1] Die Brückenmeisterrechnung 1518 berichtet von „ausgeben des Baus am Alten Schloss, beim Brückenhaus gelegen“.
Eine rühmliche Rolles spielte das Schlösschen am Barbaratag 1440 [2], als Markgraf Albrecht von Brandenburg mit seinem Heer nachts heimlich den zugefrorenen Main überquerte und die Stadtmauer am Schlösslein übersteigen ließ - hierbei brach jedoch die Sturmleiter entzwei und mehrere dutzend Angreifer waren im damals noch von Mauern umgebenen Schlösschen gefangen, wo sie von den sich eilig bewaffnenden Bürgern gestellt und niedergemacht, bzw. gefangen genommen wurden. [3]
Nach dem Abriss der Brückenbefestigung 1854 fungierte das Schlössle als Kaserne der städtischen Landwehr und später als Lager- und Zeughaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Flüchtlinge bzw. Heimatvertriebene im Gebäude untergebracht. Seit 1959 befindet sich das Heimatmuseum dort. [4]
Baubeschreibung
Die Zeichnung aus dem Jahr 1854 (rechts) stellt den Istzustand der Anlage dar. Der Turm und das Tor sowie die rechts vom Tor sich befindliche Gans existieren heute nicht mehr. Das Gebäude steht frei. Linker Hand ist ein barocker Torpfeiler zu erkennen, was auf das Vorhandensein einer früheren Mauer in Richtung Innenstadt schließen lässt, die heute abgetragen ist. [5]
Das heute freistehende Gebäude ist ein rechteckiger, zweigeschossiger Bau mit zwei hohen Treppengiebeln mit Sockelgeschoss und Mauerverstärkung bis auf 1,5 m. In dem Sockel sind ältere Gebäudereste verbaut. Die Fenster und Spitzbogen sind spätgotisch und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu verordnen. Der rechte Giebel mit spitzbogigem Portal an der Ostseite scheint bis 1854 komplett im Brückenturm vermauert gewesen zu sein. [6]
Siehe auch
- Baudenkmäler in Ochsenfurt
- Geschichte von Ochsenfurt
- Historische Befestigungsanlagen in Stadt und Landkreis Würzburg
- Öffentliche Toiletten in Stadt und Landkreis Würzburg
- Stadtbefestigung Ochsenfurt
- Trachten- und Heimatmuseum
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Ochsenfurt, Nr. D-6-79-170-36
- Stadtarchiv Ochsenfurt / Archivar Georg Menig M.A.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Ochsenfurt (STAOch) Bürgermeisterrechnungen 1518 und 1573.
- ↑ 4. Dezember 1440.
- ↑ Vgl. Johann Baptist Kestler: Beschreibung von Ochsenfurt. Verlag Ludwig Stahel, Würzburg 1845, S. 9-10. (Online-Fassung)
- ↑ Ochsenfurter Zeitung vom 28. November 1959.
- ↑ STAOch Karten und Pläne.
- ↑ Vgl. Hans Karlinger (Bearb.): Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Unterfranken. Bd. I. Bezirksamt Ochsenfurt. München, 1911. S 189-191.