Barbara Thein

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Barbara Thein (* 18. März 1775 in Haßfurt; † 21. April 1842 in Würzburg) ist die erste Frau, die nachweisbar an der Universität Würzburg wissenschaftlich gearbeitet hat.

Erste Wissenschaftlerin an der JMU

Sie begann ihre Tätigkeit an der Universität am Ende des 18. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der Frauen von Universitäten sowie Wissenschaft und Bildung generell bis auf sehr wenige Ausnahmen streng ausgeschlossen waren.

Barbara Thein war nicht offiziell immatrikuliert, arbeitete und lernte jedoch unter Professor Joseph Bonavita Blank in dessen Naturalienkabinett und leistete dort bemerkenswerte Arbeit. Sie begann 1796 mit etwa 20 Jahren als Gehilfin in Blanks Kabinett. Nachdem dessen Sehvermögen nachließ, übernahm Barbara Thein das Erstellen der von Blank erfundenen „mosaischen Kunst“ [1] aus Naturalien. Entlohnt wurde sie jährlich mit 200 Gulden, die ihr nicht von der Universität, sondern von Blank aus seinem eigenen Gehalt gezahlt wurden. Dieser musste sich zudem mehrfach für die Einstellung Theins bei der Universität rechtfertigen. 1804 übergab Bonavita Blank seine Sammlung der Universität Würzburg, knüpfte daran aber die Forderung nach einem jährlichen, von der Universität auszuzahlenden Gehalt für seine Gehilfin. Dies setzte er am Ende der Verhandlungen zwar durch, die Forderung wurde von der Universität allerdings viele Jahre verschleppt. [2]

Gesuch an den Kurfürsten um ein Gehalt

Im Jahr 1805 bezog die Sammlung einen Saal in der Alten Universität. Thein hatte dort die Aufgabe, sich um die Instandhaltung und Reparatur der Naturalien zu kümmern, Tiere zu präparieren und diese zu erhalten und sie begann damit, in ihrer übrigen Zeit selbst eigene mosaische Kunstwerke für das Kabinett anzufertigen. Besonders angemerkt wird in den Quellen ihre besondere Fähigkeit bei der Konservation von Präparaten mit Weingeist. [3] Ein Jahr nach dem Umzug des Kabinetts stand immer noch keine feste Regelung für die Bezahlung Theins fest. So beschloss sie, sich selbst mit einem Gesuch an den Kurfürsten Maximilian I. Joseph von Bayern zu wenden und um ein jährliches Gehalt zu bitten. Sie schickte ein mosaisches Bild mit dem Schreiben und zeigte damit Selbstsicherheit in ihrem Können und Wert. Professor Bonavita Blank verfasst für seine talentierte Gehilfin 1806 zudem ein Zeugnis, in dem er ihren Charakter und ihre Fähigkeiten preist und für ihre Bezahlung plädiert. [4] „Zufällig entwickelte sich ihr vorzügliches Genie zu der von mir erfundenen Kunstarbeit, welche sie nun schon in das zwölfte Jahr bei mir erlernt und sich dergestalt darinn vervollkommnet hat, daß sie die einzige ist, welche nach meinem Tode diese mosaische Kunst fortzusetzen, auch andere hierinn zu unterrichten im Stande seyn wird. Ferner ließ ich sie auf meine Kosten zur Zeit, wo das Cabinet noch mein Eigentum war, unterrichten in der Kunst, Thiere aller Art: als Säugethiere, Vögel, Ampibien, Fische, Raupen u.s.w. auszustopfen.“

Die Universitätsverwaltung lenkt ein

Thein hätte selbstständig mehr Geld verdienen können, Blank beschreibt, dass „Dieser Person […] von hohen Reisenden […] schon 5 bis 6hundert Gulden als jährliches Gehalt angetragen, wenn sie in ihren Dienst zu tretten Lust hätte“ [5], sie bevorzugte es jedoch in der Blankschen Sammlung zu bleiben. Mit Schreiben vom 28. Oktober 1806 erhielt sie die Nachricht, ihr solle auch nach dem Tode Blanks ein offizielles Gehalt gegeben werden, doch leider erfolgte keine Umsetzung dieser Anordnung von Seiten der Universität. [6] 15 Jahre nach der Übernahme der Sammlung durch die Universität stand noch immer kein festes, von der Universität gezahltes, Gehalt für Barbara Thein fest. [7] Ein 1818 erschienener Artikel in der Würzburger Zeitung, welcher Thein für ihre Arbeit lobt, unterstreicht ihre Relevanz und ihr Können erneut: „Sie gelangte durch eigenes Nachdenken, durch angestellte Versuche und Prüfungen zu der Erfindung der bewährtesten Präservativmittel, wodurch die ausgestopften Thiere unbeschädigt erhalten, und vor jedem Verderben geschützt werden“ [8]; darüber hinaus war sie nicht nur künstlerisch tätig, sondern konnte auch vertiefte Kenntnisse in der Naturgeschichte, insbesondere im Bereich der Mineralogie vorweisen. Dieser lobende Artikel führte möglicherweise zu einem Einlenken in der Universitätsverwaltung und man sicherte Thein endlich eine Besoldungszulage und das Recht auf freie Wohnung in der Universität sowie der Zuteilung von Buchenholz zum Heizen zu. [9]

Abwerbeversuch aus St. Petersburg

Inzwischen war ihr Ruf bereits weit über Würzburg hinaus gedrungen. 1820 wurde sie in das großherzogliche Jenaische Museum und die mineralogische Gesellschaft aufgenommen und 1821 erhielt Barbara Thein die Würdigung als Ehrenmitglied der Wetterauischen naturforschenden Gesellschaft, in welcher auch Humboldt und Siebold angehörten. Eine öffentliche Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen, die für Frauen in dieser Zeit völlig außergewöhnlich war. Der Präsident der St. Petersburger mineralogischen Gesellschaft versuchte sie für ein Gehalt von 6000 Rubel für das St. Petersburger Naturalienkabinett zu engagieren, was sie ablehnte. [10]

1822 fertigte Karl Kaspar Fesel ein Doppelportrait von Barbara Thein und ihrer jüngeren Schwester Katharina Thein an. Auf der Rückseite des Bildes sind Barbara Theins Erfolge festgehalten, zudem wird ihre Arbeit als mosaische Künstlerin erwähnt. [11] Katharina, die ihrer Schwester im Kabinett zur Hand ging, wird dagegen weder hier noch in kaum einer anderen Quelle bezüglich ihrer Arbeit genannt.

Klage gegen den akademischen Senat

Bonavita Blank starb 1827, mit 86 Jahren und hinterließ seine Sammlung und Kunstwerke der Alma Julia. Für Barbara Thein ging der Kampf um ihr Gehalt nach Blanks Tod aber weiter und sie bat um eine Erhöhung der Vergütung auf 800 Gulden. Mit den Nachfolgern Blanks in der Leitung des Kabinetts kam es zu Schwierigkeiten. 1828 verweigerte sie die Bearbeitung einiger Häute, da sie durch die Behandlung ähnlicher Stücke zuvor schwer erkrankt war. [12] Dies wurde ihr als Arbeitsverweigerung ausgelegt und mit Streichung des Gehaltes gedroht. Nach einer Klage Theins gegen den akademischen Senat erhielt sie jedoch 200 Gulden jährlich, um sich und ihre Schwester zu versorgen. Einer der beiden Professoren, welcher nach Blanks Tod das Kabinett leitete, beschrieb Thein 1831 als nutzlos und Platz versperrend und wollte einen neuen Gehilfen einstellen. In dieser Sache stand der akademische Senat jedoch hinter Barbara Thein. [13] Ihre Bemühungen bezüglich ihrer Bezahlungen gab sie bis zuletzt nicht auf. Sie forderte 500 Gulden bis zu ihrem Lebensende. 1832 erfolgte die endgültige Auflösung der Sammlung, aus der sie 31 Stücke erhielt. Zehn Jahre später starb Barbara Thein. [14]

Posthume Würdigung

Der bisherige Karl-Ritter-von-Frisch-Weg wurde auf Stadtratsbeschluss vom 10. März 2022 in Barbara-Thein-Weg umbenannt. [15]

Siehe auch

Literatur

  • Frauke van der Wall: Barbara und Katharina Thein. Zwei bedeutende Würzburger Wissenschaftlerinnen des frühen 19. Jahrhunderts. In: Fränkische Lebensbilder 24 (2015) S. 179-194.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Sie macht Gemählde aus unzähligen Theilen der Moose, Baumrinden, Holzarten, aus den kleinsten Saamenkörnchen, aus Flachs-, aus Blumenblättchen und anderen Produkten des Pflanzenreichs, aus den Federn und Federtheilchen der Vögel, aus dem feinsten Federstaube der Schmetterlinge, aus dem zartesten Gewebe und Gespinste der Insekten, u.s.w. und es entstehen durch die künstliche Zusammensetzung so mannigfaltiger Naturprodukte, Tages – Dämmerungs – und Nachtstücke, welche den vom Mahlerpinsel verfertigten Gemählden ganz gleich kommen“. (UAWue ARS Nr. 3542: Act Nr. 66, N.P. 275).
  2. Van der Wall, S. 182
  3. UAWue ARS Nr. 3542: Act Nr. 66, N.P. 275
  4. UAWue ARS 3175, 20. September 1806.
  5. UAWue ARS 3173, Nr. 159.
  6. UAWue ARS 3175, Schreiben vom Großherzoglichen Staatsministerium, 28. Oktober 1806.
  7. Van der Wall, S. 186
  8. UAWue ARS 3524 Würzburger Zeitung, Nro. 150, Samstag, den 19. September 1918.
  9. UAWue ARS 3175, Schreiben vom 24. April 1819.
  10. UAWue ARS 3524 Würzburger Zeitung, Nro. 150, Samstag, den 19. September 1918.
  11. Van der Wall, S. 180
  12. Van der Wall, S. 189. UAWue ARS 3175, Dekret vom 21.12.1829.
  13. UAWue ARS 3181
  14. Van der Wall, S. 188-190, 192.
  15. 31. Sitzung des Stadtrates vom 10. März 2022
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