Arion-Brunnen
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Der Arion-Brunnen von Johann Georg Wolfgang van der Auwera bildete bis 1945 den gestalterischen Höhepunkt der ursprünglich barocken Gartenanlage am Gerhardschen Hof in der Kapuzinerstraße 6 (heutiges Julianum).
Beschreibung
Hinter dem Gebäude des Gerhardschen Hofs befand sich eine Gartenanlage, die zur einen Hälfte als geometrisch durchformtes Gartenparterre und zur anderen Hälfte als Lustwäldchen gestaltet war. Das rechteckige, streng barock gestaltete Gartenparterre erstreckte sich im Anschluss an den leicht abgesenkten Hofraum in Richtung Südosten und wurde von einem Wegkreuz durchzogen, in desssen Mittelpunkt ein quergelagertes Wasserbassin eingelassen war. Optischen Zeilpunkt der Gartenachse und Hauptgestaltungselement war ein großer figürlicher Wandbrunnen, der sogenannte Arion-Brunnen, welcher um 1740 von Johann Georg Wolfgang van der Auwera geschaffen wurde. [1]
Im Mittelpunkt der Brunnenanlage stand der griechische Sänger Arion in Siegerpose auf dem wuchtigen Kopf eines Delphins. Die lange Schwanzflosse des Fischs ringelte sich im Hintergrund nach oben bis auf Kopfhöhe des Sängers. Kulissanartig war im Halbrund um die grün-gelben Sandsteinfiguren eine hohe Mauer als Nische aufgebaut. Ausgeschmückt war die Anlage durch seitliche Rokokopilaster mit vorgesetzten Büsten und bekrönende Ziervasen. Die Mauernische wurde oben durch eine bärtige Büste abgeschlossen. Zudem befanden sich im oberen Bereich der Mauer wohl zunächst zwei Putten, die dem Sänger Pfeil und Bogen (als Zeichen der Lüfte) und einen Lorbeerkranz darboten. Arion selbst trug wohl in der emporgereckten rechten Hand seine Lyra, die aber wie die Putten im Lauf der Jahrhunderte verlorenging. Das Wasser der Brunnens spie der Delphin aus seinen beiden Nüstern. Vis à vis des Brunnens befanden sich vermutlich zwei Statuen auf runden Steinsockeln, über sie ist allerdings nichts Näheres bekannt.
Zerstörung
Bei den Bombenangriffen am 16. März 1945 wurde die Brunnenanlage zerstört. Der damals noch verbliebene Torso des Arion, Ende 1950 noch vorhanden [2], ist verschollen. Lediglich ein Teil der geschuppten Schwanzflosse des Delfins hat sich bis heute erhalten.
Es gibt zwei fotographische Aufnahmen des Brunnens, welche den Erhaltungsstand um 1910 und vor 1945 dokumentieren. Darüber hinaus befindet sich im Besitz des Martin von Wagner Museums eine Federzeichnung Johann Georg Wolfgang van der Auweras, welche als Entwurf für die Brunnengestaltung identifiziert wurde. Die Skizze ist nicht signiert, jedoch konnte ein handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite eindeutig dem berühmten Künstlers zugeordnet werden.
Arion-Legende
Arion war ein berühmter griechischer Dichter und Sänger des 7. Jahrhunderts. Bekannt ist über ihn nur folgende Legende: Um seinen künstlerischen Ruhm zu mehren besuchte Arion Sizilien, wo er zum Sieger eines Sängerwettbewerbs gekürt wurde. Mit Reichtümern überhäuft machte er sich per Schiff auf den Heimweg nach Korinth. Die Schiffsleute beraubten ihn seiner Schätze und zwangen ihn unter Androhung der Ermordung, über Bord zu springen. Jedoch gewährten sie Arion seine letzte Bitte, noch ein Lied singen zu dürfen. Als er danach ins Meer sprang war ein Delphin - bezaubert von dem Gesang – herbeigeschwommen, nahm den Sänger auf seinen Rücken und trug ihn wohlbehalten an Land.
Siehe auch
Quellen
- Michaela Neubert: Der Arion-Brunnen des ehemaligen Gerhardschen Hofs zu Würzburg von Johann Wolfgang van der Auwera. In: Architektur und Figur – Das Zusammenspiel der Künste. Festschrift für Stefan Kummer zum 60. Geburtstag. Hrsg.: Nicole Riegel und Damian Dombrowski, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2007, S. 405-424, ISBN: 9783422067455 (UB 20/NZ 90380 K96)
- Gärten und Grünanlagen in Würzburg. Ihre Bedeutung und Entwicklung. Ausstellungskatalog der staatlichen Archive Bayerns. Würzburg 1990, S. 204-207, ISBN: 3-921635-15-2
- Festschrift 400 Jahre Studienseminar Julianum 1607-2007. Hrsg.: Stiftung Studienseminar Julianum, Würzburg 2007
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 216
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Standort des Arions-Brunnens in der Uraufnahme des geoportal.bayern.de/bayernatlas
- ↑ Main-Post: „Blick ins alte Würzburg: Der Arion-Brunnen“ (16. September 1950)