Amerikahaus
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Das Amerikahaus bestand aus Baracken, die ab 1946 im Ringpark zwischen Sandermare und Röntgen-Gymnasium errichtet worden waren.
Geschichte
Das Amerikahaus verfügte über eine Bibliothek und Räume für kulturelle Veranstaltungen. Als in der völlig zerstörten Stadt noch keine entsprechenden Möglichkeiten bestanden bildeten sich hier literarische Zirkel und Debattierclubs. Das Amerikahaus war Anlaufstelle und Veranstaltungsort für Vorträge, Lesungen, Filmpräsentationen und musikalische Veranstaltungen. Genutzt wurde auch der noch bestehende Balkonsaal des Studentenhauses am Sanderrasen. Leiter der Institution war der US-amerikanische Oberleutnant Behrend, das kulturelle Programm wurde von 1949 bis 1953 von Heinz Verholen (einige Zeit gemeinsam mit dem Zeitungsredakteur Hugo Werner) gestaltet. Die Amerikahäuser, die es in vielen deutschen Städten zu der Zeit gab, sollten als Kultur- und Informationszentren auch der Demokratisierung der Bevölkerung dienen. Sie waren der United States Information Agency unterstellt. Zweigstellen des Würzburger Amerikahauses befanden sich in Ochsenfurt, Kitzingen, Karlstadt, Marktheidenfeld, Schweinfurt, Gemünden, Aschaffenburg und Bad Kissingen. Aufgrund von Etatkürzungen wurde das Amerikahaus ab 1953 unter deutscher Regie als Bibliothek ohne Kulturprogramm weitergeführt. Die „Deutsch-Amerikanische Bibliothek“ schloss im Jahre 1959. Die Buchbestände gingen an die Stadt Würzburg über.
Heute befindet sich auf den noch bestehenden Kellerräumen der Baracken die Brunnenanlage Wassergarten.
Angebote und Veranstaltungen
- Bibliothek: Die zunächst installierte American Library mit 2000 Bänden wurde im Lauf der Zeit zu einer großen Freihandbibliothek mit ca. 16 000 deutschen und englischen Büchern und einer eigenen Kinderbücherei ausgebaut. Insbesondere fanden sich hier auch Werke, die in der Zeit des Nationalsozialismus verboten waren.
- Englischunterricht
- Wöchentliche Kulturfilmstunden für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren. Es gab aber auch viele Filme mit politischem Inhalt. Zu den Jugendfilmstunden, nach denen stets diskutiert wurde, drängten sich zweimal wöchentlich hunderte Zuschauer. Zuletzt verfügte das Amerikahaus über einen Bestand von über 100 Filmen. Darunter Filme über die US-Nationalparks, die US-Präsidenten, die Nürnberger Prozesse aber auch viele Unterhaltungsfilme.
- Jugend-Filmstunden
- Vorträge über das politische System in den USA
- Regelmäßige Vortragsabende mit renommierten Persönlichkeiten
- An die Vorträge schlossen sich in der Regel Diskussionen an. Hierbei erfolgte auch eine intensive Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Umständen und Entwicklungen, die zum zweiten Weltkrieg geführt hatten.
- Konzerte (insbesondere neuerer Musik) mit Professoren des Konservatoriums
- Theateraufführungen
- Literatur- und Debattierzirkel
- Ausstellungen von Würzburger Künstlern
- Schallplattenvorführungen klassischer Musik (großes Plattenarchiv)
Siehe auch
Quellen
- Unser Würzburger Jahrhundert. Hrsg.: Roland Flade. Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co Würzburg 1998. S. 195 ff. (mit Fotos)
- Margit Maier: Das Geschäft mit den Träumen. Kinokultur in Würzburg. Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2009, S. 89 f.
- Helmuth Zimmerer: Würzburg. Aufstieg einer zerstörten Stadt. Ein Bericht. Selbstverlag des Verfassers. Würzburg, 1982. S. 82