Kiliansevangeliar

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Dr. Hans-Günter Schmidt präsentiert Bischof Franz Jung das Kiliansevangeliar
Vorderdeckel des Kiliansevangeliars

Das Kiliansevangeliar ist eine wertvolle frühmittelalterliche Handschrift und das älteste Exponat im Bestand der Universitätsbibliothek.

Geschichte

Das Evangeliar entstand um das Jahr 600 im Norden Frankreichs und wurde auf Kalbspergament mit der Hand geschrieben. Es wurde wohl ursprünglich als normale Handschrift in der Liturgie verwendet. Bemerkenswert ist weniger die Gestaltung des Inhalts, sondern die aufwändige Gestaltung des Buchdeckels und der Beschläge, die in der Zeit des Mittelalters immer mehr aufgewertet wurden. Die Gestaltung des Einbandes hatte ihren Höhepunkt in der Amtszeit von Fürstbischof Lorenz von Bibra, als der Buchdeckel überreich mit Silberbeschlägen, Edelsteinen und Elfenbeinschnitzereien aufgewertet wurde. Das Buch war das wertvollste Exponat de ehemaligen Würzburger Dombibliothek. Letztmalig liturgisch genutzt wurde es am 20. Oktober 1979 zur Amtseinführung von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele im Dom St. Kilian.

Beschreibung

Bergkristalle, ein grüner Achat und Amethysten sowie ein Bildnis aus Elfenbein schmücken den Einband des Evangeliars. Die Buchecken zieren in Silber getrieben die Attribute der vier Evangelisten. [1] Das Elfenbeinrelief in der Mitte zeigt die älteste bildliche Darstellung des Martyriums der drei Frankenapostel. Frei nach der Sentenz des Kirchenvaters Tertullian [2] ist das Blut von Märtyrern der Same des Weinstocks der Kirche, Engel tragen ihre Seelen in den Himmel.

Inhalt

Das kostbare Buch ist 202 mm breit und 172 mm hoch. Auf 304 Seiten sind die Prologe und Evangelien von Markus, Matthäus, Lukas und Johannes in jeweils zweispaltig und in 26 Zeilen pro Seite zu Pergament gebracht. Das Matthäusevangelium ist aufgeteilt und leider unvollständig. Lediglich vier Illustrationen bereichern die Texte. Die Überschriften, Kapitelanfänge und -zählungen sind in roter Farbe geschrieben. Die Initialen sind meist einfach, häufig mit Spiralanhängen.

Namensgeber

Namensgeber ist der Heilige Kilian, der mit seinen beiden Gefährten Unterfranken missionierte und 689 den Märtyrertod in Würzburg starb. Den Namen erhielt das Evangeliar erst nach der Fertigstellung aufgrund des später angebrachten Reliefs.

Ausstellung

Im Rahmen des Jubiläums der Universitätsbibliothek wird das Evangeliar im Rahmen der Ausstellung Elfenbein & Ewigkeit - Schätze aus 400 Jahren im Lesesaal der Zentralbibliothek am Hubland der Öffentlichkeit bis Anfang Juli 2019 präsentiert.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Hinweise und Erläuterungen

  1. Symbole der Evangelisten
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
  2. Quintus Septimius Florens Tertullianus oder kurz Tertullian (* nach 150 in Karthago (heute in Tunesien); † nach 220) war ein früher christlicher Schriftsteller. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
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