Carl Schnabel

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Sterbebildchen von GR Pfarrer Carl Schnabel

GR Carl Schnabel (* 19. Januar 1872 in Heidingsfeld; † 2. Mai 1954 in Rottendorf) war katholischer Geistlicher und Ortspfarrer in Rottendorf von 1909 bis 1942.

Geistliche Laufbahn

Am 1. August 1895 empfing er in Würzburg die Priesterweihe. Von 1896 bis 1904 war er Präfekt im Kilianeum, anschließend von 1904 bis 1909 Pfarrer in Fladungen.

Ortspfarrer in Rottendorf

1909 wurde Schnabel Pfarrer in St. Vitus. Während des Ersten Weltkrieges wurden 1917 zwei Glocken der katholiischen Pfarrkirche St. Vitus entfernt und für militärische Zwecke eingeschmolzen. Pfarrer Schnabel - inzwischen war die Kirche für den Erwerb verantwortlich - beauftragte die Firma Claus in Heidingsfeld, vier neue anzufertigen. Hierzu wurden die eine verbliebene und ein weiteres kleines Glöckchen eingeschmolzen. Die große Glocke (15,5 Zentner) war Maria geweiht und wurde von der Gemeinde gestiftet. Die zweite, eine Schenkung der Familie Roth, erhielt die Bildnisse des Heiligen Ludwig und Michael. Die dritte war St. Vitus gewidmet und die vierte nannte sich Schutzengelglocke. Mit der Anschaffung einer elektrischen Läutanlage wurde das mühsame Von-Hand-Ziehen der Glocken am Haupteingang, das überdies eine Belästigung der Kirchenbesucher darstellte, unter Pfarrer Schnabel ersetzt und auf den aktuellen technischen Stand gebracht.

1917/18 gründete Pfarrer Schnabel einen kleinen Chor, der in „Seelengottesdiensten“ für verstorbene (gefallene) Soldaten einige Lieder singt. Aus ihm entwickelte sich der Katholische Kirchenchor St. Vitus.

Initiiert von Pfarrer Schnabel konnte unter Beteiligung vieler Ortseinwohner 1925/26 das Marienheim erbaut werden. Am 19. Juni 1928 wurde der neue Friedhof von Pfarrer Schnabel feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. In den 1930er Jahren nachweislich eine katholische Bücherei als Bücherschrank im Pfarrhaus eingerichtet, das sich zu dieser Zeit im Wasserschloss befand.

1932 ließ Pfarrer Schnabel die 1884 von der Firma Balthasar Schlimbach & Sohn angeschaffte Orgel von der Münchner Orgelbaufirma Siemann gründlich überholen.

Zur Zeit des Nationalsozialismus ließ er sich, ungeachtet der propagandistischen Maßnahmen des NS-Regimes, nicht davon abhalten, seine Meinung kundzutun. Er nutzte in den Gottesdiensten, in der Schule und im persönlichen Gespräch mit Rottendorfern die Gelegenheit, das Gedankengut der Nationalsozialisten in kritischen Stellungsnahmen zu hinterfragen. Im Zusammenhang mit der Abstimmung zu der Bekenntnisschule [1] meldete die Ortgruppe der NSDAP am 21. Juli 1937 dem Gauinspektor der „Katholischen Deutschen Arbeiter Partei“ in Würzburg den Vorgang eines Streitgesprächs zwischen einem Rottendorfer Volksgenossen und Pfarrer Schnabel. Nachdem dieser nicht der Aufforderung des Pfarrers gefolgt war, mit Unterschrift für die Bekenntnisschule abzustimmen, trafen sich die Beiden zufällig auf der Straße. Pfarrer Schnabel sprach daraufhin den Familienvater auf die vom Bischof veranlasste Abstimmung an und es entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung, in der dieser betonte, dass er Anordnungen nur von der Regierung und nicht vom Bischof annähme. Ferner wies er darauf hin, dass die Kirche im nationalsozialistischen Staat geschützt sei. Der Pfarrer entgegnete diesem Einwurf:

„Sehen Sie einmal, jetzt will ich Ihnen einmal etwas sagen. In Köln lagen am Morgen vor der Fronleichnamsprozession auf der Straße Flugblätter, in welchen die Leute aufgefordert wurden, nicht an der Prozession teilzunehmen. Auf denselben sei gestanden, geht nicht hin, das ist die Prozession der 175er. Und was ist unternommen worden? Nichts!“

Pfarrer Schnabel ging einer Konfrontation mit den Rottendorfer Parteigenossen nicht aus dem Weg. Die Abnahme von Kruzifixen in der Schule und im Rathaus führten zu hitzigen Diskussionen und viele Einwohner ließen den Gemeinderäten und dem Bürgermeister Paul Heinrich Dormann ausrichten, dass in einer christlichen Gemeinde wie Rottendorf diese Einrichtungen mit einem Kruzifix ausgestattet sein sollten. Wenn nötig, wollten sie dieses auf eigene Kosten erwerben. Bürgermeister Paul Dormann reagierte umgehend mit der Erklärung, dass das Rathaus das Amtsgebäude für die Erledigung weltlicher Angelegenheiten sei und deshalb dort das Hakenkreuz der nationalsozialistischen Ideologie vorherrschen müsse. Für Pfarrer Schnabel war dies wiederum ein Anlass, im Gottesdienst kritisch Stellung zu beziehen, wobei er auch das katholische Volk mit einschloss, „das sich alles gefallen ließ“. Aufgrund von „abfälligen Äußerungen in der Predigt“ gegen das nationalsozialistische Regime wurde Pfarrer Schnabel 1936 das verliehene Ehrenbürgerrecht aberkannt.

In den Gestapo-Akten wird neben seiner Abneigung gegenüber dem nationalsozialistischen Gedankengut auch sein gewandtes Umgehen polizeilicher Anordnungen offenkundig. Polnischen Gesindekräften, welchen die Teilnahme an Gottesdiensten zusammen mit deutschen Landsleuten nicht gestattet war, erlaubte er, in der Sakristei, ungesehen von den übrigen Besuchern, die heilige Messe zu feiern.

Aufgrund seiner fortgesetzten kritischen Äußerungen zu Politi und Geschichte in seinen Predigten und im Schulunterricht, wurde ihm ab Juni 1941 die Zulassung, das Fach Religion zu unterrichten, aberkannt. Im August gleichen Jahres wurde Pfarrer Schnabel erneut von der Gestapo verwarnt mit dem Hinweis, dass bei weiteren Beschwerden rigorose staatspolizeiliche Schritte veranlasst würden. Dem Einsatz mehrerer katholisch gesinnter Bevölkerungskreise ist es zu verdanken, dass Pfarrer Schnabel eine Verhaftung erspart blieb. Diese schützten ihn bei den gemeindlichen Dienststellen, indem sie sich weigerten, gegen ihn auszusagen. Selbst verlässliche Parteigenossen wie der Ortsgruppenleiter Stumpf äußerte bei einer Vernehmung, dass er sich an den genauen Wortlaut der Predigt nicht mehr erinnern könne. Auch der Polizist Georg Michler beurteilte Pfarrer Schnabels politische Anschauungen milde; er betrachtete ihn als einen Menschen, der an allem etwas auszusetzen habe, was nicht seiner Meinung entspräche. Als besonderen Kritiker des nationalsozialistischen Staates sehe er ihn allerdings nicht. Aufgrund seines streitbaren Charakters habe eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche, Schule und Eltern nie stattgefunden.

1942 wurde für den 70jährigen Pfarrer Schnabel die Versetzung in den Ruhestand vermutlich nicht nur angesichts seines fortgeschrittenen Alters angeordnet.

In der Sitzung des Rottendorfer Gemeinderats vom 28. August 1945 wurde das Pfarrer Carl Schnabel am 8. Juli 1936 aberkannte Ehrenbürgerrecht erneut verliehen.

Ehrungen und Auszeichnungen

Posthume Würdigung

Nach ihm wurde die Carl-Schnabel-Straße in Rottendorf benannt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Direktorium der Diözese Würzburg, Gesamtausgabe 2014/2015, S. 10
  • Irene Meeh: Rottendorf - 1933 bis 2015. Hrsg.: Gemeinde Rottendorf 2015, ISBN: 9783000526183, S. 23 f. [2]
  • Angela Treiber: Rottendorf - Zur Geschichte einer unterfränkischen Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Rottendorf, Selbstverlag, Rottendorf 1991, S. 457 ff. [2]

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Als Konfessionsschule oder Bekenntnisschule wird in Deutschland eine Schule bezeichnet, in der Schüler nach den Grundsätzen eines christlichen Bekenntnisses unterrichtet werden. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. 2,0 2,1 Die Chroniken von Rottendorf können im Bürgerbüro im Rathaus der Gemeinde Rottendorf käuflich erworben werden.
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