Rita Prigmore
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Rita Prigmore (geb. Winterstein) (* 3. März 1943 in Würzburg) ist Sintiza und Holocaust-Überlebende.
Familiäre Zusammenhänge
Ihre Eltern waren Gabriel Reinhardt und Theresia Winterstein. Sie wurde gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Rolanda geboren.
Leben und Wirken
Ihre Schwester Rolanda starb mitten in Würzburg, in der Kinderklinik. Am neugeborenen Mädchen, wie auch an ihrer Zwillingsschwester Rita, wurden riskante medizinische Versuche durchgeführt, die auch den Tod in Kauf nahmen. Die Nazis entschieden, gestützt auf ihre rassistische Ideologie, über den Wert und die Existenzberechtigung menschlichen Lebens. Diese Entscheidungen trafen auch Mediziner vom Schlage eines Werner Heyde, der Direktor des Würzburger Universitäts-Nervenklinikums war und in der Reichshauptstadt die NS-Euthanasie-Verbrechen verantwortete. Minderheiten und Patienten wurden in diesem Unrechtsstaat auch von Medizinern als „lebensunwert“ betrachtet, was einem Todesurteil gleichkam. Bei Zwillingen kam man zu einem milderen Urteil; diese konnten hingegen für pseudowissenschaftliche Studien noch „wertvoll“ sein – so die perfide Logik im NS-Staat. Man ließ Theresia Winterstein ihre Kinder austragen unter der Auflage, sie wenig später abzugeben. An Rolandas Schicksal erinnert ein Stolperstein in der Mergentheimer Straße.
Rita blieb ein Jahr lang den Experimenten des Nazi-Regimes unterworfen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges emigrierte sie in die USA. Ihre Erlebnisse, sowie die ihrer Mutter, sind im Holocaust Memorial in Washington archiviert.
Ehrenamtliches Engagement
Heute hält sie mit Unterstützung der Gemeinschaft Sant'Egidio e.V. Vorträge in ganz Europa über die nationalsozialistische Verfolgung der Sinti und Roma. Sie engagiert sich für die Aufwertung des Sinti-Mahnmals am Paradeplatz.
Anlässlich der Enthüllung des Schilds „Theresia-Winterstein-Straße“ war Rita Prigmore nach Würzburg gekommen. Ihre Lebensgeschichte schilderte Rita Prigmore in einem Zeitzeugengespräch im Ratssaal des Würzburger Rathauses vor Berufsschülerinnen und Berufsschülern wenige Stunden vor der Straßenumbenennung. Das junge Publikum im Ratssaal verfolgte gebannt das Gespräch zwischen Rita Prigmore und Jonathan Mack, Wissenschaftlicher Leiter beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.
Ehrungen und Auszeichnungen
Siehe auch
- Gemeinschaft Sant'Egidio e.V.
- Personen, die in Würzburg geboren sind
- Sinti-Mahnmal
- Theresia Winterstein
Quellen und Literatur
- Roland Flade: Dieselben Augen, dieselbe Seele. Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im Dritten Reich. Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2008. ISBN: 978-3-87717-796-9