Peter Joseph Jörg
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Dr. mult. Dr. h.c. Peter Joseph Jörg (Br. Adalbero OBL OSB) (* 14. November 1874 in Großauheim (Hanau); † 19. Dezember 1958 in Würzburg) war Verwaltungsjurist, Kommunalpolitiker und Heimatforscher.
Leben und Wirken
Nachdem Joseph Jörg das Abitur am Rhabanus-Gymnasium in Fulda bestanden hatte, studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten in Würzburg und Berlin, trat dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen [1] bei und promovierte mit einem presserechtlichen Thema zum Doktor der Rechtswissenschaften.
Beim Volksblatt und bei Adenauer
Nachdem er bei der Berliner „Germania“ [2] Volontär gewesen war, gehörte er dem Redaktionsstab des Fränkischen Volksblattes an und zeichnete schließlich als dessen Hauptschriftleiter. Von hier aus wurde er im Jahre 1900 in die Hauptschriftleitung der „Essener Volkszeitung“ berufen.
1903 nahm ihn die Politik in Beschlag. Er übernahm das Parteisekretariat der Zentrumspartei in Köln und gab mit Dr. Konrad Adenauer ein Handbuch für Kommunalpolitik heraus.
Zwischen Wissenschaft und Politik
Dann wandte er sich wieder der Wissenschaft zu, jedoch riss ihn der Erste Weltkrieg aus all diesen Wirkungsbereichen und entließ ihn als Leutnant in die Heimat. Hier beschlagnahmte ihn wieder die Politik. Gemeinsam mit Politgrößen wie Konrad Adenauer und Karl Trimborn [3] engagierte er sich zu Zeiten der Weimarer Republik politisch. Er gründete im Rheinland den Christlichen Bauernverein, wurde 1920 Landrat in Mönchengladbach, dann kommissarischer Landrat des Kreises Münster in Westfalen bis ihn 1933 die Nationalsozialisten aus dem Amt trieben.
Im Alter von mittlerweile 60 Jahren kehrte Joseph Jörg nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nach Würzburg zurück, ging an die Universität, studierte Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte, erwarb den philosophischen Doktorgrad und machte sich einen Namen in der Erforschung der fränkischen Heimatgeschichte. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Jörg auch in der Pfarrei Sankt Adalbero, schrieb Kirchenführer über die Adalberokirche und beschäftigte sich mit der Erforschung der Biographie des Bischofs Adalbero. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 fielen auch Jörgs Arbeiten aus einem Jahrzehnt den Flammen zum Opfer.
Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde Joseph Jörg der erste Landrat des Kreises Hammelburg und Abgeordneter des Kreises bei der verfassungsgebenden Versammlung.
Bibliotheksleiter in Würzburg
Nach seinem Ausscheiden aus der Politik kehrte Jörg erneut an die Universität Würzburg zurück. Dieses Mal an die Katholisch-Theologische Fakultät, wo er sich als Leiter der Seminarbibliothek verdient machte, die er in mühevoller Kleinarbeit neu aufbaute. Im Wintersemester 1953/54 übernahm er einen Lehrauftrag für Diözesangeschichte.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 19. Mai 1952: Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Würzburg
- 1954: Ernennung zum Ehrenbürger der Universität Würzburg
- 1955: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- Päpstlicher Silvesterorden
Mitgliedschaft
- Dr. Peter Joseph Jörg war seit 1895 Mitglied der Studentenverbindung K.D.St.V. Markomannia Würzburg.
Letzte Ruhestätte
Im Alter von 84 Jahren starb Jörg an den Folgen eines Verkehrsunfalls – ein Autofahrer hatte ihn beim Verlassen der Universität angefahren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof der Benediktinerabtei Münsterschwarzach.
Quellen
- Pressestelle Ordinariat Würzburg (POW): „50. Todestag von Landrat Peter Joseph Jörg“ (4. Dezember 2008)
- Fränkisches Volksblatt: „Dr. Joseph Jörg 80 Jahre“ (13. November 1954)
- Main-Post: „Akademisches Ehrenbürgerrecht für Dr. Jörg“ (20. November 1954)
- Ludwig K. Walter: Biogramme zum Lehrpersonal der Theologischen Fakultät Würzburg. II. 2
- Ludwig K. Walter: Ehrenpromotionen durch die Katholisch-Theologische Fakultät Würzburg, H 42, S. 16
Hinweise
- ↑ Nähere Informationen zum Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen auf deren Internetseiten [1]
- ↑ Die „Germania – Zeitung für das Deutsche Volk“ war eine politische Zeitung, die der Deutschen Zentrumspartei nahestand. Sie existierte von 1870 bis 1938. Nähere Informationen siehe bei Wikipedia [2].
- ↑ Nähere Informationen zu Karl Trimborn bei Wikipedia [3]