Burschenschaft Teutonia Prag

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Wappen der Burschenschaft Teutonia-Prag von 1876

Die Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg ist eine farbentragende und pflichtschlagende Studentenverbindung und gehört zu den relevantesten Burschenschaften für die rechtsextreme Szene in Deutschland[1] Nach den Austritten der Burschenschaften Arminia (1996), Germania (2008), Cimbria (2008) und Adelphia (2011) ist sie die letzte in dem Korporationsverband „Deutsche Burschenschaft“ verbliebene Studentenverbindung Würzburgs.

Geschichte

Teutonia wurde am 16. Dezember 1876 in Prag von Studenten der Karl-Ferdinands-Universität und der Deutschen technischen Hochschule als „akademisch-technische Burschenschaft“ gegründet. Die Gründung erfolgte unter dem maßgeblichen Einfluss des späteren Landeshauptmanns von Deutschböhmen und österreichischen Staatssekretärs für Unterricht Raphael Pacher [2] und einiger seiner Schulfreunde, darunter der spätere Pionier der Fotografie Ludwig Außerwinkler [3]. Bis 1938 war Teutonia in der ältesten deutschen Hochschulstadt Prag aktiv. Seit 1879 bildet sie mit der Wiener akademischen Burschenschaft Albia und seit 1887 auch mit der Grazer akademischen Burschenschaft Arminia das Schwarz-Rot-Goldene Kartell.

Nach Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien erfolgte 1952 mit Unterstützung der Burschenschaften Germania Würzburg, Arminia Graz und Albia Wien die Wiedergründung in Nürnberg, wo sie an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eine neue akademische Heimat fand. 1963 siedelte Teutonia nach Erlangen an die Friedrich-Alexander-Universität über. Von dort erfolgte 1983 der Wechsel an die 1962 gegründete Universität Regensburg.

Bereits für das Wintersemester 2009/2010 wurde von Teutonia Prag und der am 18. Januar 2009 von ehemaligen Mitgliedern der Burschenschaft Germania gegründeten Würzburger Burschenschaft Libertas ein gemeinsames Semesterprogramm herausgegeben. Am 12. Dezember 2009 erfolgte die Vereinigung beider Burschenschaften und auch formal die Übersiedelung der Teutonia nach Würzburg. Veranstaltungen fanden zunächst in den Räumlichkeiten der Burschenschaft Cimbria (Huttenstraße 31) statt, bis ein geeignetes Verbindungshaus in der Lortzingstraße bezogen werden konnte.

Ausrichtung

Die Prager Burschenschaft Teutonia versteht sich traditionell als sogenannte „weiße“ Burschenschaft. Diese Bezeichnung einer in korporationsstudentischer Hinsicht eher konservativen burschenschaftlichen Ausrichtung geht auf die überwiegend weißen Mützenfarben der ersten „weißen“ Burschenschaften zurück.

Seit 1961 ist Teutonia Mitglied der Burschenschaftlichen Gemeinschaft in DB und DBÖ, einem richtungsübergreifenden Zusammenschluss bundesdeutscher und österreichischer Burschenschaften. Dessen ursprüngliches Ziel, auch österreichischen Burschenschaften die Mitgliedschaft in dem aufgrund der Nachkriegsverhältnisse noch ausschließlich bundesdeutschen Korporationsverband zu ermöglichen, wurde 1971 erreicht.

Couleur

Die Farben der Prager Burschenschaft Teutonia sind seit ihrer Gründung schwarz-rot-gold mit schwarz-roter Gegenperkusssion. Die Verbindungsmitglieder tragen außerdem schwarze Mützen im sogenannten „Prager Format“.

Die Farben der Burschenschaft Libertas waren schwarz-rot-gold mit goldenem bzw. schwarzem Durchbruch. Die Verbindungsmitglieder trugen weiße Stoffmützen im Tellerformat.

Wahlspruch

Der Wahlspruch der Prager Teutonen lautet: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. In der Gründungszeit wurde dazu noch gesprochen: „Für deutsches Wesen und Wissen“.

Siehe auch

Kontakt

Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg
Lortzingstraße 29
D 97074 Würzburg
Telefon: 0931 - 90706366

Kritik und politische Ausrichtung der Burschenschaft

In den Medien wurden wiederholt rechtsextreme Tendenzen der Teutonia Prag thematisiert. Im Jahr 2001 wurde Teutonia Prag (damals noch in Regensburg) im Zusammenhang mit den Bemühungen Rechtsextremer genannt, über die Burschenschaften Einfluss an Universitäten zu gewinnen. [4] Auch richtete sich Kritik dagegen, dass der Neuen Rechten nahestehende Personen wie Götz Kubitschek und Bernd Rabehl Gelegenheit zu Vorträgen bei der Teutonia erhielten. [5]

2013 geriet der damalige innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Robbin Juhnke in die Kritik, da er 2012 bei der inzwischen in Würzburg ansässigen Verbindung einen Vortrag gehalten hatte. [6] Juhnke erklärte hierauf, dass ihm die Vorwürfe gegen die Gemeinschaft nicht bekannt gewesen seien; auch während des Vortragsabends habe er „nicht den geringsten Eindruck [gehabt], dass dort Personen sein könnten, die extremistische Positionen vertreten“. [7]

Laut einem Bericht der Main-Post aus dem Jahr 2020 haben Nachbarn in der Vergangenheit aus dem Haus der Burschenschaft „volksverhetzenden Rechtsrock“ und „Sieg Heil“-Rufe gehört. [8]

Am 14. September 2023 wurde eine polizeiliche Hausdurchsuchung im Anwesen der Burschenschaft durchgeführt. Anlass dafür waren nach Polizeiangaben Hinweise auf die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie der Anfangsverdacht der Volksverhetzung. [9]

Noch vor der konstituierenden Sitzung des Bayerischen Landtags am 30. Oktober 2023 wurde gegen Daniel Halemba, der nach eigenen Angaben seit 2021 Mitglied der völkisch orientierten Teutonia Prag ist, ein Haftbefehl wegen des Verdachts der Volksverhetzung erlassen. Halemba war bei der Bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober 2023 über einen Listenplatz der AfD in den Landtag gewählt worden. Solange sich der neue Landtag nicht konstituiert hat, genießt Halemba keine Immunität. [10] [11]

Wie die Main-Post am 4. März 2024 berichtete soll aufgrund von internen Streitigkeiten und Problemen mit der Finanzierung des Hauses, der aktive Betrieb der Burschenschaft aufgelöst werden. Das interne Schreiben an die Kartellburschenschaften in Wien und Graz wurde zuvor von der Antifa Freiburg veröffentlicht. Gegenüber der Main-Post-Redaktion bestätigte einer der genannten Unterzeichner die Echtheit der Stellungnahme. [12]

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Main-Post: „Wügida, Identitäre Bewegung, AfD: So trägt die Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag zur rechtsextremen Vernetzung bei“ (2. Dezember 2023)
  2. * 21. Juli 1857; † 23. März 1936. Pacher wurde erster Landeshauptmann der im Nordwesten Böhmens (Reichenberg, Eger) gelegenen, am 29. Oktober 1918 errichteten Provinz der Republik Deutschösterreich; der österreichischen Bezeichnung Landeshauptmann entspricht im bundesdeutschen Sprachgebrauch die eines Ministerpräsidenten. Pacher übergab sein Amt als deutschböhmischer Landeshauptmann am 5. November 1918 an Rudolf Lodgman von Auen, nachdem er am 30. Oktober 1918 sein Amt als Staatssekretär für Unterricht in Wien angetreten hatte; aufgrund des nur provisorischen Charakters der Regierungen (Deutsch-)Österreichs 1918–1920 wurden die Leiter eines Geschäftsbereichs der Regierung nicht als Minister, sondern als Staatssekretäre bezeichnet. Pacher ist damit der erste Bildungsminister des republikanischen Österreichs. Die Provinz Deutschböhmen wurde ab 13. November 1918 mit dem übrigen Sudetenland von tschechoslowakischem Militär gewaltsam besetzt. Die Amtszeit Pachers als Staatssekretär für Unterricht endete am 15. März 1919 nach erfolgter Wahl der konstituierenden Nationalversammlung, welcher Pacher auch nicht als Abgeordneter angehörte. [1][2] [3] [4]
  3. * 12. August 1859; † 1933. Außerwinkler spezialisierte sich auf die Themen Allgemeine Chemie für Montanisten und technische Chemie für Bergleute. Außerdem trieb er die Forschung im Bereich der chemischen Fotografie auf seinem 1908 neu eingerichteten Lehrstuhl an der Deutschen technischen Hochschule in Prag voran. [5]
  4. Alexander Hüsing: Burschenschaften: Verbindungen hofieren Rechte. In: Spiegel Online. 14. Juni 2001
  5. regensburg-digital: „Robbin und die rechten Burschen“ (27. Mai 2013)
  6. Tagesspiegel.de: „Verdacht auf Rechtsextremismus: Berliner CDU-Politiker Robbin Juhnke sprach vor Burschenschaft“ (27. Mai 2013)
  7. Berliner Morgenpost: „CDU-Politiker Juhnke fühlt sich von Burschenschaft getäuscht“ (29. Mai 2013)
  8. Main-Post: „Nazis raus-Rufe: Protest gegen Burschenschaft im Frauenland“ (17. Juli 2020)
  9. Main-Post: „Verdacht der Volksverhetzung: Hintergründe zur Burschenschaft Teutonia Prag und Stand der Ermittlungen nach Razzia“ (23. September 2023)
  10. Main-Post: „Kurz vor der ersten Landtagssitzung: Unterfränkischer AfD-Abgeordneter Halemba wird mit Haftbefehl gesucht“ (27. Oktober 2023)
  11. ZEIT ONLINE: „Bayerischer AfD-Abgeordneter per Haftbefehl gesucht“ (28. Oktober 2023)
  12. Main-Post: „Wegen "Intrigen" und AfD: Daniel Halembas rechtsradikale Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag vor Spaltung?“ (4. März 2024)

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