Brunnen in der Kiliansgruft
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Der Brunnen in der Kiliansgruft des Neumünsters am Kürschnerhof wird als der älteste Brunnen Würzburgs angesehen.
Standort
Die Kiliansgruft des Neumünsters ist vom Eingangsbereich der Kirche zugänglich. An manchen Tagen - z.B. in der Kiliansoktav - auch direkt vom Kürschnerhof. Der Brunnen steht etwas südöstlich des Altars mit den Reliquien der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan.
Beschreibung und Geschichte
Die Geschichte dieses Brunnenschachts geht auf jeden Fall bis vor das Jahr 1000 zurück, möglicherweis aber ist er noch deutlich älter. Er zählte zu den frühesten Grundwasserbrunnen der Siedlung, welche sich im hochwasserfreien Bereich einer leichten Erhebung um den damaligen Bischofshof gebildet hatte. Er reicht auf die selbe Muschelkalkschicht wie der Ziehbrunnen im Grashof des Domkreuzgangs und ist permanent wasserführend. Derartige nie versiegende Brunnen genossen in vorchristlicher Zeit hohe Verehrung. Sie wurden von den Missionaren oft in Kapellen einbezogen, welche Johannes dem Täufer gewidmet wurden. Das Patronat der Kirche (Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist) lässt vermuten, dass hier eine frühe Taufkapelle stand. Bereits im Zusammenhang mit der Kiliansgeschichte wird der Brunnen erwähnt. Nach der Überlieferung soll Herzog Gosberg durch Kilian mit dem Wasser dieses Brunnens getauft worden sein. Dem Wasser wurde von jeher eine heilende Wirkung bei Augenleiden zugesprochen (Vor allem am 8. Juli, dem Gedenktag Kilians, benetzte man damit die Augen des Erkrankten [1]). Auch soll es zu reichem Kindersegen verholfen haben.
Zitat
Joseph Anton Oegg schreibt 1808 mit Bezug auf die Fries'sche Chronik: „Aus unserer vaterländischen Chronik lernen wir einen einzigen in diesem Zeitalter merkwürdigen Brunnen kennen, welcher nahe bey der Martyrstätte des h. Kilians und seiner Gefährten sich befand; dessen Quelle noch heutzutage in der vorderen Gruft der vormaligen Stiftskirche zum Neumünster gefaßt erhalten wird.“
Der Schacht überdauerte die Jahrhunderte. Die heutige Brunnenfassung mit gewölbtem Bauch zwischen Sockel und Kranz stammt aber aus dem frühen 18. Jahrhundert, als die Gruft barock überformt wurde.
Quellen
- Werner Dettelbacher: Würzburg. Eine Stadt der Brunnen. Echter, Würzburg 1985
- Joseph Anton Oegg: Versuch einer Korographie der Erz- und Großherzogl. Haupt- und Residenzstadt Würzburg. 1808, S. 711
Einzelnachweise
- ↑ G. Lammert: Volksmedizin und medizinischer Aberglaube in Bayern und den angrenzenden Bezirken, begründet auf die Geschichte der Medizin und Cultur. Würzburg 1869, S. 25