Zehnthof (Randersacker)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Der Zehnthof gilt als schönste Hofanlage in der Marktgemeinde Randersacker.
Geschichte
Die Gebäudeanlage des ehemaligen bischöflichen Zehnthofes ist um einen Innenhof gruppiert und stammt im Kern aus dem 14. Jahrhundert. Als Herren und Gebieter über Randersacker nahmen neben anderen Grundherren vor allem der Fürstbischof und das Domkapitel die Steuern und Gefälle in der Form des Zehnten ein. Zu diesem Zweck wurde auch der Zehnthof in Randersacker gebaut, in dem der durch den Fürstbischof ernannte Schultheiß residierte. Den extrem hohen Schuldenberg von 2,5 Millionen Gulden am Übergang vom 14. zum 15. Jahrhundert versuchte Fürstbischof Johann I. von Egloffstein abzutragen, indem er eine Steuer erhob, die den Adel steuerfrei ausgehen ließ, die Geistlichen mit dem zehnten Teil belegte und die Bürger mit dem 15. Teil ihres Einkommens belastete.
Einzelgebäude und Gebäudezweck
Im Randersackerer Zehnthof, dem späteren Domkapitelhof, wurden die Ernteerträge gesammelt, verarbeitet und weiterverwertet bzw. abtransportiert. Vor allem der in Randersacker reichliche Weinzehnt war eine ergiebige Einnahme- und Genussquelle. Der Zehnthof gliederte sich in das Herrenhaus, das Bergmeisterhaus, das Kalterhaus, die Zehntscheune, den Weinkeller, die Stallungen und das Gesindegebäude. Der Domkapitelshof von 1640 war nicht nur reiner Zehnthof, in dem die Abgaben des Zehnten gespeichert wurden, es war zugleich ein Herrschaftshaus, bestimmt für den Aufenthalt von Würzburger [[Domherr}}en, die sich entweder dienstlich oder zu ihrer privaten Rekreation zeitweilig in Randersacker aufhielten. Vom Umfang des Zehnten und der verschiedenen Qualitäten der Ernte berichtet eine Stein-Inschrift in gotischen Majuskeln [1] am Torhaus des Zehnthofes. Sie ist die älteste Weinzehnttafel Frankens und stammt aus der Zeit 1332/33.
Baubeschreibung
Der heutige Gebäudebestand geht wesentlich auf das 17. Jahrhundert zurück und besteht aus dem Zehnthaus, einem Massivbau mit Treppenturm, dessen Dach bis ins 19. Jahrhundert mit acht Volutengiebeln bestückt war, einer Zehntscheune, einem Verbindungsbau und Wirtschaftstrakten. Das Anwesen war bis 1640 in unmittelbarem fürstbischöflichen Besitz. In diesem Jahr ging der Marktflecken Randersacker im Tausch gegen das Dorf Stockheim vor der Rhön an das Würzburger Domkapitel über.
Am 24. Januar 1835 kaufte Joseph Schmitt den Randersackerer Zehnthof. Im Zehnthof gründete 1921 der Randersackerer Ehrenbürger Ludwig Schmitt die Winzergenossenschaft Randersacker eG.
Bildergalerie
Asylrecht
Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebäude trotz Schutzbrief geplündert. Aus dieser unsicheren Zeit ist ein historisches Asylrecht überliefert. Wer den Torknauf fassen konnte, war drei Tage vor Verfolgung sicher.
Siehe auch
- Domkapitel
- Winzergenossenschaft Randersacker eG
- Baudenkmäler in Randersacker
- Bergmeisterhaus (Randersacker)
Quellen und Literatur
- Bruno Rottenbach: Chronik Markt Randersacker. Heimatbuch der Gemeinde Randersacker und des Ortsteiles Lindelbach. Hrsg.: Markt Randersacker 1988, S. 58 ff.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Randersacker, Nr. D-6-79-175-47
Weblinks
Einzelhinweis
- ↑ Majuskeln sind in der Typografie ein Fachbegriff für die Großbuchstaben des Alphabets sowie für eine ausschließlich aus Großbuchstaben bestehende Schriftart.