Wachs-Schenk
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Die Th. Schenk Wachswarenfabrik, kurz Wachs-Schenk, ist eine alteingesessene Kerzen-, Weihrauch- und Wachswarenfabrik im Stadtbezirk Altstadt. Der Familienbetrieb stellt auch heute noch auf ganz traditionelle Weise durch das Wachsziehen Kerzen für verschiedene Anlässe und Verwendungszwecke her. Die Produktion erfolgt zu einem großen Teil für den kirchlichen Bedarf.
Geschichte
Die Wachswarenfabrik Schenk blickt auf eine über 270-jährige Geschichte zurück: 1750 erfolgte zu Zeiten Balthasar Neumanns die Geschäftsgründung in der Rosengasse, womit der Familienbetrieb heute zu den ältesten Handwerksbetrieben der Stadt zählt. Zeitweise firmierte der Betrieb unter F. A. Schwarz. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurden Haus und Fabrik bis auf die Grundmauern zerstört, lediglich ein Dampfkessel aus dem Jahr 1941 blieb unversehrt. Trotz dieses dunklen Kapitels in der Firmengeschichte wagte die Familie Schenk den Neuanfang und baute den Betrieb wieder auf. Viele der eingesetzten Maschinen blicken heute auf eine lange Geschichte zurück: Die Wabenmaschine ist von 1938, die Tunkmaschine von 1945 und die dampfbetriebene Zugmaschine von 1948. In letzterer wurden sogar Flugzeugtrümmerteile aus dem Raum Kitzingen verbaut. Aktuell gibt es deutschlandweit nur noch wenige Wachszieher, Wachs-Schenk ist somit eine echte Rarität. Inhaber des Familienbetriebs ist seit 2013 Martin Schenk, der 1984 als Wachszieher in die Lehre ging und sich dann zum Wachsziehermeister weiterbildete.
Kerzenfertigung
Der Wachsziehermeister wählt zunächst einen Baumwolldocht für die Kerzenproduktion aus. Dieser wird in eine Zugmaschine eingespannt und läuft über große Spulen. Als 380 Meter langer Strang wird der Docht immer wieder in ein etwa 70 Grad heißes Wachsbad aus Paraffin, Bienenwachs und Stearin eingetaucht und dann durch Passformen („Kaliber“) geführt. Die Zusammensetzung („Komposition“) dieses Wachsbades ist ein strenggehütetes Familiengeheimnis. Je häufiger der Strang durch das Becken gezogen wird, desto dicker wird die Kerze. Der maximale Durchmesser liegt bei 100 mm. Der Prozess ist vergleichbar mit der Herstellung eines Baumkuchens.
Der Wachsziehermeister braucht beim Kerzenziehen ein geübtes Händchen und ist stets am Strang auf „Tuchfühlung“: Wird der Strang nämlich zu kalt, kann dieser im schlimmsten Fall brechen. Wird der Strang im Umkehrschluss zu warm, so drohen unerwünschte Verformungen. Stimmt die Spannung nicht, können sich die Stränge verheddern. In diesen Fällen wäre die komplette Arbeit dann umsonst.
Ist der Kerzenstrang fertig, wird er von der Zugmaschine abgeschnitten und maschinell in Kerzenform gebracht. Man spricht in diesem Fall auch vom „Stutzeln“. Je nach Einsatzort kann die Kerze mit einer Drehmaschine z.B. auch in Eierform oder konische Form gebracht werden.
Den Abschluss bildet dann das Eintauchen in ein höhertemperiertes Wachs. Dies gewährleistet ein tropffreies Abbrennen und verhindert den Verlust von Brennmaterial durch nachschneiden der Kerze.
Bildergalerie
Qualität
Industriell gefertigte Kerzen werden in der Regel gepresst: Ein Pulver aus Wachs wird dabei in einem Zylinder unter hohem Druck von zwei Stempeln gepresst. Durch den Druck wird das Pulver hart. Der Rohling wird dann noch getaucht, die Kerze ist sehr schnell fertig. Dies ermöglicht eine preisgünstige Massenproduktion. Der oben aufgeführte handwerkliche Herstellungsprozess in Form des Kerzenziehens ist wesentlich aufwendiger und führt qualitativ zu einem völlig anderen Ergebnis: Die Kerze brennt aufgrund hauchdünner Luftschichten zwischen den Wachsschichten wesentlich sauberer und gleichmäßiger ab. Je mehr Bienenwachs im Wachsbad zugeführt wird, desto länger brennt letztlich die Kerze. Der höhere Preis für die handwerklich gefertigte Kerze macht sich demnach über die bessere Qualität und längere Brenndauer bezahlt.
Sortiment (Auswahl)
- Osterkerzen
- Hochzeitskerzen
- Kommunionkerzen
- Altarkerzen
- Grablichter
- Opferkerzen
- Orthodoxe Kerzen
- Christbaumkerzen
- „Schlosskerzen“ (diese wurden einst exklusiv für die Beleuchtung der Würzburger Residenz hergestellt)
- Partyfackeln/Flammenschalen/Flammentöpfe
- Taufkerzen
- Weihrauch
- Zubehör
Adressen
Ladengeschäft
- Ladengeschäft Th. Schenk Wachswarenfabrik
- Schmalzmarkt 10
- 97070 Würzburg
- Telefon: 0931 - 2059075
Produktion
- Kerzen- und Wachswarenfabrik
- Rosengasse 14
- 97070 Würzburg
- Telefon: 0931 - 52118
Siehe auch
Quellen
Pressespiegel
- Main-Post: „Zu Besuch in der Werkstatt des Wachsziehers“ (29. Dezember 2017)
- Main-Post: „Kerzen von der Rolle“ (25. November 2016)
- Main-Post: „Handwerk mit Tradition: Die Kerzenmacher“ (26. November 2010)
- Main-Post: „Und es duftet nach Wachs“ (3. Dezember 2006)