Synagoge in Goßmannsdorf

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Synagoge mit Rabbi-Häuslein in Goßmannsdorf vor dem Umbau zum Wohnhaus 1957

Die ehemalige Synagoge in Goßmannsdorf ist als Wohnhaus bis zum heutigen Tag erhalten geblieben.

Lage

Das heute als Wohnhaus genutzte Gebäude steht in der Zehnthofstraße 29.

Jüdische Gemeinde Goßmannsdorf

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Goßmannsdorf geht auf das 16./17. Jahrhundert zurück.

Geschichte der Synagoge

Ab 1655 wird eine Judenschule in Goßmannsdorf vermutet, damit einher ging wohl die Existenz einer Betstube, die in einem der jüdischen Häuser vorhanden war. 1764 erteilten die Ortsherrschaften der Zobel von Giebelstadt und Darstadt, Geyer von Giebelstadt und das Domkapitel die Genehmigung zum Bau einer Synagoge. Die feierliche Einweihung der Synagoge mit Umzug der Torarollen vom bisherigen Betsaal in die neue Synagoge war am 17. August 1765[1]

Die Synagoge war aber auch Ziel von Einschüchterungsversuchen von seiten der Dorfbevölkerung. So wurden im Jahr 1786 die Scheiben der „Judenschuhl“ eingeworfen. Das selbe passierte im Jahre 1797 während der Osterzeit und bei der Feier des „langen Tages“ (Jom kippur), als die versammelte Gemeinde gerade noch mit dem Schrecken davon kam. Die ganerbischen [2] Behörden sahen sich daraufhin veranlasst, die Bürger vor derartigen Aktionen eindringlich zu warnen und solches bei Strafe zu verbieten.

Im 19. Jahrhundert, als sich auch landesweit eine gewissen Toleranz gegenüber den Juden durchsetzte (vgl. bayerisches Toleranzedikt von 1813 [3]), wird von solchen Übergriffen nicht mehr berichtet.

Bis in Jahr 1905 wurden regelmäßig Gottesdienste in der Synagoge gefeiert. Seit 1917 erhielt die Gemeinde eine staatliche Unterstützung für die Erhaltung der Synagoge, um sie vor dem Verfall zu retten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge und die noch vorhandenen Ritualien vernichtet. Ein Teil der Inneneinrichtung war bereits vor November 1938 an den Verband Israelitischer jüdischer Gemeinden in München übergeben worden, darunter die beiden Kronleuchter der Synagoge.

Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Synagogengebäude wurde 1957 verkauft und 1958 zu einem Wohnhaus umgebaut. Ein großer Teil der Umfassungsmauern ist bis heute erhalten geblieben, auf der nach Osten gerichteten Seite des Hauses ist die Ausbuchtung zu sehen, in der sich der Toraschrein befand, sowie einige Originalfenster.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Joachim Braun: Die ehemalige jüdische Synagoge in Goßmannsdorf. In: Ochsenfurter Geschichten Nr. 9 Hrsg.: Stadt Ochsenfurt, September 1987
  • Erich Weiß: Goßmannsdorf - Geschichte und Geschichten eines mainfränkischen Ortes. Goßmannsdorf 2019, S. 217 ff.
  • Synagoge Goßmannsdorf auf alemannia-judaica.de

Erläuterungen und Hinweise

  1. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim hatte zwar keine Genehmigung für den Umzug erteilt, aber der Schultheiß des Ortes erlaubt den Juden, still zur Synagoge zu ziehen und erst dort mit Musik Einzug zu halten.
  2. Eine Ganerbschaft war nach altdeutschem Erbrecht das gemeinsame Familienvermögen, vorwiegend Grundbesitz, über das die Ganerben nur gemeinsam verfügen konnten. Nach heutigen Rechtsbegriffen entspricht dies einer Gesamthandsgemeinschaft (beziehungsweise Gemeinschaft zur gesamten Hand). Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  3. Am 10. Juni 1813 erließ der bayerische Minister Montgelas das Edikt über die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreiche Baiern, das sogenannte Bayerische Judenedikt, welches die rechtlichen Verhältnisse der jüdischen Bewohner in Bayern regelte. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].

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