Seiffert-Kapelle (Ochsenfurt)
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Die Seiffert-Kapelle liegt in der Gemarkung der Stadt Ochsenfurt.
Lage
Die Kapelle befindet sich ca. 670 Meter südöstlich von Ochsenfurt am Lerchenberg (49°39'08.7"N 10°03'44.9"E).
Familien- und Baugeschichte
Niederschrift über die jüngere Geschichte der kleinen Feldkapelle am Lerchenberg in Ochsenfurt durch Stefan Josef Seiffert, geb. am 26.04.1915 in Ochsenfurt als ältester Sohn des Bauern Stefan Seiffert und dessen Ehefrau Sybille, geb. Rauch.
Ich, Stefan Josef Seiffert habe die Kapelle im Jahr 1949 käuflich erworben von der Familie Käser, damals wohnhaft in der Langgasse zu Ochsenfurt. Dies habe ich aus Dankbarkeit zu meinem Herrgott getan, der mich und meine zwei Brüder aus dem unseligen Zweiten Weltkrieg wieder in die Heimat zurückkehren ließ.
Mein Bruder Leonhard wurde in Stalingrad schwer verwundet und verlor ein Bein, so dass für ihn 1943 der Krieg „vorüber“ war. Da ich, als ältester Sohn, selbst jedoch unverheiratet und ohne eigene Nachkommen geblieben bin, hat Leonhard später den elterlichen Hof als Bauer übernommen. Leonhard ist 1976 verstorben.
Der jüngere Bruder Georg geriet in russische Kriegsgefangenschaft und musste in der Ukraine in einer Kohlengrube Zwangsarbeit leisten, bevor er 1949 aus dieser entlassen wurde und in die Heimat zurückkehren konnte. Er hat in ein bäuerliches Anwesen in Erlach eingeheiratet. Georg ist 1972 gestorben.
Ich selbst geriet ebenfalls in russische Kriegsgefangenschaft und musste in Gorki, ca. 800 km östlich von Moskau, Zwangsarbeit leisten. Im Dezember 1948 konnte ich heimkehren, wo ich bis zum Altenteil auf dem elterlichen Bauernhof arbeitete, den später mein Bruder Leonhard übernommen hat. Nach dessen Tod 1976 hat sein Sohn Stefan den Betrieb übernommen. In seiner Familie lebe ich heute noch.
Die Kapelle wurde vermutlich Ende des 17. Jahrhundert errichtet. Der Anlass und dessen Erbauer sind mir unbekannt. Zu der Feldkapelle kann ich sagen, dass diese beim Erwerb durch mich im Jahre 1949 in einem sehr schlechten Zustand war. Das ursprüngliche Kupferdach wurde in der Zeit des Zweiten Weltkrieges von einem mir bekannten Ochsenfurter gestohlen und für dessen Hasenstall verwendet. Ich habe die Kapelle 1949 durch einen Goßmannsdorfer Tünchner renovieren und auch wieder ein neues Kupferdach anbringen lassen. Bei den Renovierungsarbeiten habe ich eine Pistole 08 aus dem Zweiten Weltkrieg mit einer größeren Menge Munition gefunden. Sie waren an der Südseite in Ölpapier eingewickelt vergraben. Die Waffe habe ich, auf Drängen meiner Mutter, bei den Behörden in Ochsenfurt abgegeben.
Es ist mein Wunsch und Wille, dass nach meinem Ableben die Kapelle weiter in Familienbesitz bleibt und gepflegt werden soll. In Anbetracht meines hohen Alters war es mir ein Herzensanliegen, dies für die Nachwelt und spätere Generationen aufzuschreiben.
Ochsenfurt, den 7. Dezember 2008, gez. Stefan Seiffert (aufgeschrieben von Reinhold Rahner)
Anmerkung: Stefan Josef Seiffert ist am 9. August 2009 im Alter von 94 Jahren in Ochsenfurt verstorben.
Bildergalerie
Siehe auch
Quellen
- Informationsschrift an der Seiffert-Kapelle
Weblinks
- Main-Post: Überfahren, ausgesetzt, erfroren: 4 dramatische Geschichten um Kapellen rund um Ochsenfurt“ (11. April 2022)
- Flyer zur „4-Kapellen-Wanderung“ auf den Internetseiten der Stadt Ochsenfurt