Pilziggrund
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Der Pilziggrund (auch: Pilziggrundsiedlung) ist Wohngebiet im Stadtbezirk Lengfeld im Nordosten Würzburgs.
Geografie
Der Pilziggrund beschreibt ein in östlicher Richtung verlaufendes Seitental des Kürnachtals zwischen dem Altort Lengfeld und der Bundesstraße 8. Die Wohnbebauung erstreckt sich größtenteils im Tal und auf den Hügelflanken links und rechts der Pilziggrundstraße bis zum Gewerbegebiet Würzburg-Ost.
Namensgeber
Den Namen erhielt das Gebiet vom Bachlauf der Pilzig, welche einst das Tal auf einer Länge von einem Kilometer um etwa 50 Meter eintiefte. Die Pilzig floss von der Flurlage Essiggarten bis zur Rosenmühle, wo sie in die Kürnach mündete. Die Pilziggrundstraße zeigt noch heute die Linie des Bachlaufs.
Geschichte
Die Besiedelung des Pilziggrunds war eine Folge der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945. Eine Wohnbebauung war in diesem Bereich ursprünglich durch die Gemeinde Lengfeld nicht geplant: Diese entstand vielmehr aus der Not heraus: Unter Duldung der Gemeinde zog es viele Flüchtlinge aus dem zerstörten Würzburg in die Wochenendhäuser und Gartenhäuschen. Da die Wohnungssituation sich in Würzburg nur langsam entspannte, blieben viele Ausgebombte in den provisorischen Unterkünften und bauten diese Stück für Stück zu einfachen Siedlungshäusern aus.
Da die Infrastruktur in dem Tal deutlich abseits des Lengfelder Altorts katastrophal war – es gab weder Wasseranschluss, noch eine vernünftige Straße – schlossen sich die neuen Pilziggrund-Bewohner zwischen 1945 und 1948 zu einem Siedlerverein bzw. Siedlerbund zusammen, der sich zukünftig für die eigenen Belange stark machen sollte. Der Zusammenschluss beschleunigte die Besiedelung des Tals mit festen, teils bis zu drei Zimmer großen steinernen Wohnungen und setzte sich für einen Ausbau der Infrastruktur ein. Allerdings mit mäßigem Erfolg: Es gab zwischen den „Lengfeldern“ im Ort und den „Würzburgern“ im Pilziggrund nicht nur eine räumliche, sondern auch eine soziale Trennung: Die „Pilziggründer“ sahen sich nach wie vor als Städter und damit den „Lengfelder Bäuerli“ bessergestellt an – bis auf wenige Ausnahmen verkauften im Gegenzug die Lengfelder Bauern wiederum keine Waren an erstgenannte. Die Würzburger schickten ihre Kinder in Würzburger Schulen, die Lengfelder Kinder blieben in Lengfeld. Es war eine Segregation und ein spürbar angespanntes Verhältnis.
Nichtsdestotrotz setzte sich der Lengfelder Gemeinderat – zwei Mitglieder davon aus dem Pilziggrund – für die Belange der Siedler ein, wenn auch nur mit geringem Erfolg: Ein Antrag des Gemeinderats, den Pilziggrund mit einem Basaltschotterweg zu erschließen wurde ebenso abgelehnt, wie ein Antrag, das Tal 1948 nach Würzburg einzugemeinden, da dort hauptsächlich Würzburger lebten. Die Misserfolge waren vor allem den Wirren der Nachkriegszeit geschuldet.
Besserungen gab es erst Ende der 1950er Jahre, nachdem der Siedlerbund selbst eine Eingemeindung nach Würzburg beantragte. In der Folge erhielt das Tal Anfang der 1960er Jahre eine Wasserleitung und auch die Kirche St. Lioba wurde 1963 eingeweiht. Die Verstädterung nahm zu, Ende der 1960er Jahre lebten etwa 28% der Lengfelder Bevölkerung (751 Personen) im Pilziggrund. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Pilziggrund mit Bebauungsplänen weiter massiv erschlossen, ebenso der gegenüberliegende Hangbereich (u.a. Essiggarten).
Die anfängliche Spaltung in Lengfelder und Würzburger ist heute nur noch in Ausnahmefällen wahrnehmbar – in den meisten Fällen hat sich im Laufe der Zeit ein harmonisches Miteinander entwickelt. Die Eingemeindung Lengfelds 1978 hatte ebenfalls Anteil daran.
Kirchengemeinden
Die katholische Pfarrgemeinde St. Lioba bildet das geistliche Zentrum des Pilziggrundes.
Einrichtungen
Unternehmen
- Tattoostudio Stichfest (Pilziggrundstr. 54)
- KS Transporte Umzüge (Pilziggrundstr. 62)
- Friedhofsgärtnerei Ziegler (Pilziggrundstr. 65)
Verkehr
Der Pilziggrund wird von der Buslinie 26 und der Buslinie 34 sowie der Nachtbuslinie 92 bedient.
Literatur
- Lengfelder Chronik - abhängiges Dorf, selbständige Gemeinde, eingemeindeter Stadtteil. Hrsg.: Alois Hornung, Würzburg 2003. Insbesondere folgende Kapitel:
- Aufbau des Pilziggrundes ab S. 332
- Das Pilziggrundviertel ab S. 334
- St. Lioba und Pilziggrund ab S. 400