Kalkofen Helmstadt

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Kalkofen Helmstadt
Kalkofen Helmstadt im Spätsommer 2021

Der Kalkofen Helmstadt ist eine historische Handwerksstätte in der Gemarkung Helmstadt. Mit dem noch teilweise erhaltenen Kalkbrennofen wurde aus Kalkstein der Baustoff Kalk produziert, der als Baustoff und Düngemittel weiter verwendet wurde.

Lage

Der Kalkofen liegt südlich von Helmstadt gegenüber des Steinbruchs Klettenberg in der Flurlage Hühnerlöchlein. Unmittelbar am Kalkbrennofen vorbei führt die Kreisstraße WÜ 11 Richtung Neubrunn.

Geschichte

Der Helmstädter Kalkofen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut [1] und war bis in das Jahr 1952 in Betrieb. In den darauffolgenden Jahrzehnten verfiel das Bauwerk, ehe man in jüngerer Vergangenheit das Bauwerk als eine Station des Helmstadter Kulturwegs wieder der Öffentlichkeit zugänglich machte. Laut der Infotafel vor Ort ist der Kalkofen von seinem früheren Aufbau her mit einem 1919 in Rettersheim errichteten Brennofen vergleichbar (siehe Baupläne unten).

Bauwerk

Es handelt sich um einen in den Hang hineingebauten Kalkofen aus Muschelkalksteinen. Mit dem umgebenden Erdmaterial gewann der Ofen an Stabilität, der Ofenmantel wurde isoliert und das Abstrahlen von Wärme reduziert. Zugleich war die Brennkammer von oben und unten (Feuerung) ebenerdig zugänglich. Gegenwärtig ist die zylinderförmige Brennkammer mit einem im Vergleich zu anderen Kalkbrennöfen der Region eher schmalen Durchmesser noch teilweise erhalten. Auch die untenliegende Feuerung ist noch als solche erkennbar.

Funktion

Anhand des technischen Kalkkreislaufs mit den drei beteiligten chemischen Stoffen lässt sich der Prozess des Kalkbrennens nachvollziehen.

Der Helmstadter Kalkofen ist ein Brennofen zur Herstellung von Branntkalk (Calciumoxid bzw. CaO) aus Kalkstein (Calciumcarbonat bzw. CaCO3), der dann wiederum zu Löschkalk (Calciumhydroxid bzw. Ca(OH)2) weiterverarbeitet werden konnte. Der Betrieb des Kalkofens war ein sehr zeit- und arbeitsintensives Vorhaben, das einerseits reichlich Füll- und Brennmaterial, andererseits aber auch ein fundiertes Wissen über das Kalkbrennen voraussetzte. Folgende Arbeitsschritte wurden durchgeführt: [2]

  • Befüllen des Kalkofens: Schon das Befüllen des Kalkofens nahm sehr viel Zeit in Anspruch und trug wesentlich dazu bei, ob der Brennvorgang erfolgreich verlief. Laut der Infotafel wurde der Kalkofen nicht wie anderenorts mit Holz, sondern mit Koks befeuert. Dafür wurden abwechselnd Schichten von Koks und Kalksteinen in die Brennkammer gefüllt. Die untenliegende Feuerung wurde zuvor mit einem Eisenrost abgedeckt, auf dem wiederum Reisigwellen lagen. Die Kalksteine waren unter anderem aus den örtlichen Steinbrüchen Klettenberg und Zamesloch.
  • Befeuerung und Austreiben von Wasser: Über die untere Öffnung wurde der Kalkofen im nächsten Schritt befeuert, indem die Reisigwellen entzündet wurden. Der bis oben mit Kalksteinen und Koks gefüllte Schacht wurde zunächst nicht abgedeckt, so dass den Steinen zunächst das Wasser entzogen wurde. Das Volumen der Kalksteine nahm dadurch bereits leicht ab.
  • Abdecken und Durchglühen: Nach einer gewissen Zeit konnte das Gestein in der Brennkammer oben mit Lehm abgedeckt werden. Beim Brennvorgang entwickelten sich Temperaturen von etwa 900 bis 1.200°C und es wurde reichlich CO2 freigesetzt. Somit setzte ein chemischer Vorgang ein, der einen Teil des technischen Kalkkreislaufes (Umwandlung von natürlichem Kalkstein) darstellt. [3] Der Brennvorgang dauerte je nach Witterung etwa vier bis fünf Tage.
  • Abkühlen und Entnahme des Branntkalks: Das Abkühlen des Ofens nahm viel Zeit in Anspruch. Der Branntkalk (auch als „ungelöschter Kalk“ bezeichnet) konnte daraufhin aus dem Schacht entnommen werden. Kalksteine die nicht oder nicht vollständig durchgebrannt waren, wurden als Hünde bzw. Kälber bezeichnet. Diese mussten aussortiert werden.
  • Weiterverarbeitung: Die gewonnene Branntkalk (auch als „ungelöschter Kalk“ bezeichnet) wurde in Behältnissen mit sehr viel Wasser abgelöscht, wodurch sich das Volumen verdreifachte. Das ergab den Löschkalk („gelöschter Kalk“) bzw. Sumpfkalk. Je nach Mischungsgrad gibt es verschiedene Benennungen: Sumpf- oder Fettkalk wird die zähe teigig-joghurtartige Suspension genannt, die nur wenig Wasser enthält. Verdünnt man diese weiter, so spricht man von Kalkschlämme und erhält dann breiig-milchige Kalkmilch, die als Kalkfarbe verwendet werden kann. [4] Abgebunden mit Sand entstand Kalkmörtel.

Bildergalerie

Quelle

Einzelnachweise

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