Johann Neubaur
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Johann Neubaur (auch Nuenbuer, Neubar und Neuber geschrieben) (* um 1455 in Würzburg; † September 1523 ebenda) war katholischer Geistlicher und Domprediger am Dom St. Kilian zu Würzburg.
Leben und Wirken
Am 19. Mai 1479 wurde Johann Neubaur an der Universität Köln als Student der freien Künste immatrikuliert. Er leistete den vorgeschriebenen Eid und zahlte die Inskriptionsgebühr. Als er im folgenden Jahr, am 8. Juni 1480, unter dem Professor der Artistenfakultät [1] in der Bursa Laurentiana Magister Jakob Tymanni von Amersfoort, der im Jahr 1481 das Rektorat bekleidete, den ersten akademischen Grad erlangte, wurde er als arm angesehen und erhielt teilweise Gebührenbefreiung. Später erwarb er auch das Lizentiat der Theologie.
Um 1500 war er Stadtprediger in der Reichsstadt Windsheim und dort bis 1511 tätig. Wo er die folgenden Jahre verbrachte, ist unbekannt. Im Sommer 1514 sah er sich nach einem Posten in seiner Vaterstadt um. Es gelang ihm, einen Pfründentausch mit dem in Rom lebenden Johann Leinkauf zu vereinbaren. Dieser war seit Ende Januar 1507 im Besitz der Domvikarie am Hl. Blut-Altar, genannt vicaria Grumbach, weil sie von Johann von Grumbach, dem späteren Bischof von Würzburg, gestiftet war, dessen Familie auch das Präsentationsrecht hatte. Der erste Versuch, am 31. August 1514 den Tausch zu bewerkstelligen, scheiterte, weil der Fiskal die Consens-Urkunde des Ritters Konrad von Grumbach für ungenügend erklärte und seinerseits das Recht der Investitur für den Bischof in Anspruch nehmen wollte, wogegen das Domkapitel protestierte. Die Resignation Leinkaufs, erklärte man dem Fiskal, müsse vor dem Domkapitel ausgesprochen werden, dem nach dem Herkommen das Recht zustehe, den Nachfolger zu providieren. Im vorliegenden Fall habe es der Domherr Hans von Guttenberg als Turnarius auszuüben bzw. dessen Prokurator. Erst am 3. Oktober kam die Sache in Ordnung.
Am 12. Februar 1517 wurde Neubaur als Unterkommissar für die Verkündigung des Mainzer Ablasses in der Diözese Würzburg bestellt zusammen mit Dr. Jodokus Lorcher und dem Propst von St. Lorenz in Nürnberg Georg Beheim. Aber nirgends findet sich ein Spur, die darauf schließen ließe, dass er an der Ablassverkündigung wirklich beteiligt gewesen wäre. Sogar in Würzburg selbst trat Jodokus Lorcher als Unterkommissar auf, nicht Neubaur. Das erklärt sich wohl aus der Übernahme des Dompredigeramtes nach dem Tod des Dompredigers Johann Reyß, das den Inhaber fest an die Stadt Würzburg band, ihm also keine Möglichkeit ließ, auswärts den Ablass zu predigen.
Domprediger in Würzburg
Der Tod des Dompredigers Johann Reyß im Juli 1517 war für die ganze Stadt ein schwerer Verlust. Ein so vortrefflicher Mann wie Dr. Reyß war schwer zu ersetzen und es dauerte darum lange, bis die Nachfolge einigermaßen zufriedenstellend gelöst werden konnte. Eine gleichwertige war überhaupt nicht aufzutreiben. Zunächst zur Aushilfe trat Johann Neubaur seine Nachfolge an. Er befand sich als Domvikar unter einem Dach mit dem Domkapitel und war als Lizentiat der Theologie auch den Anforderungen des theologischen Lehrstuhls gewachsen. Außerdem hatte er sich in früheren Jahren in Windsheim als schätzbarer Prediger erwiesen.
Das Domkapitel war mit Neubaurs Leistungen zufrieden, und nachdem er drei Monate lang ausgeholfen hatte, ohne dass sich ein anderer geeigneter Kandidat gefunden hätte, brachte man ihn endlich soweit, dass er sich entschloss, sich gegen eine Anstellung als Domprediger nicht länger ablehnend zu verhalten. Am 12. November 1517 wurde er als Prediger angenommen und vereidigt. Dass er ein kritischer Kopf war, zeigte seine bei der endgültigen Übernahme des Amtes an das Domkapitel gerichtete Forderung, man möge die Stiftungsbriefe der auf der Kanzel zu verkündenden Totengedächtnisse nachprüfen. Aber das nur mit Widerstreben übernommene Amt behagte ihm nicht. Er war kein geborener Kanzelredner, sondern der stille, weltfremde Gelehrte, der in seine Studien vertieft, am liebsten die ganze Welt vergessen hätte. Und wenn es ihm auch an Begabung und sprachlicher Gewandtheit nicht fehlte, um mit Anstand seiner Aufgabe gerecht zu werden, so war er doch nicht mit innerer Begeisterung bei der Sache und sehnte sich, die ungern getragene Last so rasch als möglich wieder loszuwerden.
Vorsichtshalber hatte er sich von vornherein nur für 10 Monate verpflichtet. Als sie zu Ende gingen, ohne dass man ihn ziehen lassen wollte, wies er auf sein Alter hin und auf seine abnehmenden Kräfte. Aber es half nichts. Er musste sich am 23. September 1518 wieder in den Willen des Domkapitels fügen und sich erneut für ein weiteres Jahr als Prediger bestellen lassen. Allerdings sah das Domkapitel ein, dass man in der Zwischenzeit Umfrage nach einem anderen Prediger halten müsse. Trotzdem geschah wieder nichts, bis in der Fastenzeit und den Ostertagen 1520 deutlich zu beobachten war, dass die Kräfte Neubaurs nachließen. Nun endlich beschloss das Domkapitel am Samstag nach Ostern (14. April) mit Fürstbischof Konrad II. von Thüngen ernstlich zu verhandeln, ob dieser selbst einen Prediger bestellen wolle. Andernfalls müsse sich das Domkapitel seinerseits auf die Suche machen. Fünf Tage später, am 19. April, ließ das Domkapitel anfragen, ob der Bischof bereits wegen eines Predigers nach auswärts habe schreiben lassen. Anscheinend hatte Neubaur es satt gehabt, sich immer wieder vertrösten zu lassen, und diesmal selbst die Initiative ergriffen, indem er auswärtige Prediger zu Probevorträgen einlud. Der erste, der am Weißen Sonntag sich vorgestellt hatte, sagte dem Domkapitel zu und es beschloss am 10. Mai, mit ihm briefliche Verbindung aufzunehmen. So wurden Verhandlungen mit Paul Speratus eingeleitet, die dann auch wirklich zum Ziel führten. Ende Juli 1520 übernahm Speratus, der von Dinkelsbühl kam, die Domkanzel.
Lebensende
Neubaur brachte die ersehnten Jahre seines Ruhestandes in Würzburg zu. Am 21. September 1521 wandte sich der Stadtrat von Windsheim brieflich an ihn mit der Bitte, da er vor Jahren die zur Zeit nicht besetzte Stadtpredigerstelle versehen habe und in Mitteilung christlicher Lehre gefällig gewesen sei, möge er jetzt der Wiederbesetzung behilflich sein. Er scheint jedoch nicht in der Lage gewesen zu sein, eine geeignete Kraft vorzuschlagen. Im September 1523 starb Neubaur.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Theobald Freudenberger: Der Würzburger Domprediger Dr. Johann Reyss. Ein Beitrag zur Geschichte der Seelsorge im Bistum Würzburg am Vorabend der Reformation. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1954, aus der Reihe „Katholisches Leben und Kämpfen im Zeitalter der Glaubensspaltung. Vereinsschriften der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum.“