Hugo Stöhr (Geistlicher)

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Hugo Stöhr (* 1. Dezember 1883 in Hohestadt; † 28. Juni 1952 in Rannungen) war ein katholischer Geistlicher.

Leben und Wirken

Nach dem Besuch der Volksschule in Hohestadt wechselte Hugo Stöhr an das Alte und Neue Gymnasium in Würzburg. Anschließend studierte er an der dortigen Julius-Maximilians-Universität die Fächer Philosophie und Katholische Theologie. 1907 wurde er zum Priester geweiht. Im Ersten Weltkrieg leistete er als Sanitäter Dienst in Lazaretten in Germersheim und Philippsburg. Nach Kaplanstellen in Jesserndorf, Baunach und Windheim kam er 1923 als Pfarrer nach St. Bonifatius in Rannungen. 1939 wurde er Dekan von Münnerstadt. Dieses kirchliche Amt bekleidete er bis 1950.

Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Hugo Stöhr zählt zu den profiliertesten Gegnern des Nationalsozialismus aus dem Bistum Würzburg. Die Eintragungen in seiner Personalakte, die mit 167 Blatt eine der umfangreichsten ist, die von der Geheimen Staatspolizei Würzburg über einen unterfränkischen Kleriker angelegt wurde, reichen aus dem Jahr 1932 bis zum 2. Februar 1945. Stöhrs Akte ist eine Chronologie der permanenten Überwachung und andauernden Konflikte. Besonders in der Abwehr der NS-Ideologie und der Verteidigung der kirchlichen Rechte, in Predigt, Katechese und im Religionsunterricht tat sich der Geistliche hervor. Er geriet nicht nur in Konflikt mit den örtlichen Polizeidienststellen, der NSDAP-Kreisleitung Bad Kissingen, dem Regierungspräsidenten von Mainfranken Otto Hellmuth, der Geheimen Staatspolizei Würzburg und der Staatspolizeileitstelle Nürnberg-Fürth, auch die Bayerische Politische Polizei München, das Reichspropagandaamt, der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS und das Reichssicherheitshauptamt Berlin wurden auf ihn aufmerksam. Da Pfarrer Stöhr „seit 1933 fortlaufend in staatsabträglicher Weise in Erscheinung getreten ist“, verhängte das Reichssicherheitshauptamt Berlin 1944 über ihn ein „Sicherungsgeld“ in Höhe von 3.000 Reichsmark. „Nur mit Rücksicht darauf, dass bisher gegen ihn keine staatspolizeilichen Maßnahmen ergriffen wurden“, sah das Reichssicherheitshauptamt „von seiner an sich notwendigen“ Einweisung in ein Konzentrationslager ab.

Letzte Ruhestätte

Pfarrer Hugo Stöhr wurde im Priestergrab des Rannunger Friedhofs beigesetzt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Staatsarchiv Würzburg, Gestapoakten, Nr. 15472.
  • Tobias Haaf: „Den Pfarrer zur Strecke bringen“. Hugo Stöhr, Pfarrer von Rannungen und Dekan von Münnerstadt. Eine Priesterbiographie aus der nationalsozialistischen Zeit Unterfrankens. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 65 (2003), S. 259–336.

Weblinks

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