Hochbunker Salvatorstraße

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Hochbunker Salvatorstraße (Ende 1980er Jahre)

Der Hochbunker Salvatorstraße (auch: Hochbunker Marianhillstraße) war ein Schutzgebäude während des Zweiten Weltkrieges in der Salvatorstraße im Stadtbezirk Frauenland. Es handelte sich um eine Luftschutz-Befehlsstelle und Kommandozentrale des örtlichen Gauleiters Otto Helmuth.

Lage

Etwa im Bereich der heutigen Maxl Bäck-Filiale und deren Parkplatz befand sich einst ein massiver quaderförmiger Hochbunker in direkter Nachbarschaft des Standortlazaretts der Wehrmacht.

Geschichte und Funktion

In unmittelbarer Nähe zum Wohnsitz des Gauleiters Otto Hellmuth, der Villa Mandelbaum, wurde in den 1940er Jahren dieser Hochbunker errichtet. Der oberirdische bewehrte Betonbunker war der einzige gegen mögliche Luftangriffe wirklich gesicherte Bunker der Stadt. Der Hochbunker diente als Befehlsstelle, in der Luftlagemeldungen der Umgebung gesendet und empfangen wurden. [1] Über Radio wurde die Bevölkerung von feindlichen Fliegerangriffen gewarnt. Ein Konferenzraum ermöglichte (in der Regel geheime) Besprechungen. Aus der Kommandozentrale wollte der Gauleiter nach der NS-Propaganda den Endkampf um Würzburg befehligen. Tatsächlich aber floh Hellmuth am 2. April 1945 vor den einmarschierenden US-Truppen.

Historische Abbildungen

Zeitzeugenaussage

Ilse Schiborr berichtet in „Meine Jugend in Würzburg“ auf S. 183/184 über den Hochbunker:

„Ich sehe noch wie heute diese Bunkeranlage vor mir. Von außen wirkte sie wie eine große Zigarrenkiste - aber versehen mit einer zwei Meter dicken Betondachplatte, und die Innenwände waren auch nicht viel weniger dick. Von innen sah sie so aus: Eine wuchtige Stahltüre öffnete sich. Links war gleich die Zentralheizung, auf der rechten Seite zwei Toiletten mit Waschraum. Eine Türe führte links in eine Art schmalen Vorraum, der mit vier bis sechs Stockbetten ausgestattet war. Links neben diesem großen Vorraum befand sich das ‚Allerheiligste‘, ein größerer Konferenzraum, den wir drei Dienst tuenden Mädchen nur betreten durften um aufzuräumen, wenn keiner von den uniformierten Chefs da war. Dieser Raum hatte zwar große Innenfenster, aber den Blick hinein leistete man sich nicht, denn man hatte eigentlich keinen Kontakt zu diesem Führungsstab. (...) Geradeaus, am anderen Ende des Einganges, war unser Arbeitsraum. Wie alle Räume natürlich fensterlos, daher brannte immer künstliches Licht; es gab nur Luftklappen nach draußen. Für unsere Nachtschicht waren auch zwei Stockbetten eingerichtet, außerdem ein sehr großer breiter Arbeitstisch für unsere Funk- und Morsegeräte plus Telefon etc. In einem Eck des etwa 18 Quadratmeter großen Raumes befand sich die ‚Sendekabine‘, die fast schalldicht war und von der aus die Luftlagemeldungen von einer etwas älteren Kollegin durchgesagt worden sind. Wir zwei Mädchen gaben die eingehenden Meldungen von den verschiedenen Sendern, zum Beispiel Friedberg oder Schlüchtern, dann weiter an sie. Das Ganze lief in drei Schichten ab, rund um die Uhr. Natürlich konnten wir täglich so nebenbei - verbunden durch ein sehr kleines Fenster - den Konferenzraum einsehen. Was da bei den fast täglichen Besprechungen noch alles an gutem Essen, schönen Wurstplatten, Wein und Bier aufgetischt wurde, erfüllte uns drei ausgehungerte Mädchen mit Neid und Missgunst, was ja, glaube ich, in solch einer Hungersnot nicht verwunderlich war. “

Heutige Zeugnisse

Standort im Jahr 2021

Das massive Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der US-Armee noch als Reifenlager genutzt und im Juni 1988 abgerissen. [1] Teile des Bunkers blieben im Boden noch länger erhalten, heute ist von der früheren Luftschutz-Befehlsstelle allerdings nichts mehr vorhanden. Die unter einer Parkfläche noch vorhandene meterdicke Bodenplatte des Bunkers wurde 2005 beim Bau des neuen Zugangstores des US Hospitals freigelegt und abgetragen.

Siehe auch

Quellen

  • Dr. Hans Steidle: Zur Namensgebung eines neuen Stadtteils, Würzburg, 2008.
  • Ilse Schiborr: „Meine Jugend in Würzburg“, S. 183/184.

Einzelnachweise

Kartenausschnitt

Ehemaliger Standort
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