Haselbrunn
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Haselbrunn war eine Siedlung im Mittelalter und der frühen Neuzeit in der Gemarkung der heutigen Gemeinde Waldbrunn auf dem Weg nach Oberaltertheim. Von der Ansiedlung zeugt heute lediglich noch der Haselbrunnen, der umgangssprachlich auch als Haselbrünnle bezeichnet wird.
Lage
Die Siedlung befand sich etwa auf halber Strecke der heutigen Gemeindeverbindungsstraße zwischen Waldbrunn und Oberaltertheim im Irtenberger Wald am namensgebenden Haselbrunnen.
Geschichte
Bereits bei der Gründung des Bistums Würzburg gelangte die Siedlung zusammen mit den Weilern Albstatt und Waldbrunn im Jahr 1164 durch Gütertausch von Bischof Udo II von Naumburg-Zeitz in den Besitz des Klosters Oberzell. Der Haselbrunnen speiste sogar zusammen mit dem Weißengrundbach im Tal eine Mühle. Vielleicht war auch die immer schwächer werdende Quelle Ursache für den Niedergang der zuletzt nur noch aus einem Hof bestehenden Siedlung. Noch im 17. Jahrhundert verzeichnete das Kloster Oberzell Zehnteinkünfte vom Haselhof, bis er dann gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Flammen aufging, wodurch sein Schicksal endgültig besiegelt war.
Aus den Gemarkungen der drei Siedlungen Albstatt, Haselbrunn und Waldbrunn entwickelte sich die Gemeinde Waldbrunn.
Heutige Zeugnisse
Das Haselbrünnle ist Namensgeber des Ortes und erinnert heute als gefasste Quelle an den verschwundenen Weiler. Als sich in den 1950er Jahren wieder einmal nur ein kleines Rinnsal aus der mit Natursteinen belassenen Quelle quälte, erbarmten sich im Jahr 1959 Oberaltertheimer Idealisten und schufen in beispielhafter Manier ein schmuckes Brunnenstübchen mit seitlichen Treppenaufgängen. Im nunmehr freigelegten Ablaufgraben konnte sich das Quellwasser wieder offener seinen Weg bergab bahnen. Seitlich der hölzernen Brunnenstubentür mahnte liebevoll ein Schild:
- Haselbrunn heisse ich - Durstig tränke ich,
- sagenumwoben bin ich - bitte schütze mich!
Der einige Meter davor befindliche Brunnen mit Trog stammt aus dem Jahr 1966. Die Erhaltung wurde in der Folgezeit stark vernachlässigt. Der Freundeskreis Waldbrunner Denkmäler hat die Initiative ergriffen und damit das unansehlich gewordene Areal mit einer Restaurierungsmaßnahme in den Jahren 2001/2002 wieder aus seinem Schlummerdasein erlöst. Zusätzlich wurde am unteren Bachverlauf auch noch ein kleines Kneipp-Becken mit Plätschergefälle geschaffen. Den geschichtlichen Ursprung der einstigen Siedlung Haselbrunn vermittelt seither eine Informationstafel über der Brunnenstube und durch die Stahlgittertüre sichtbar ist jetzt auch wieder ein Schild mit dem weiterhin geltenden Mahntext Haselbrunn heisse ich ...
Der frühere Standort ist heute als Bodendenkmal ausgewiesen (D-6-6224-0045).
Sagen
Um das Hasselbrünnle ranken sich viele Sagen und Erzählungen:
- So soll hier das „rote Leiblein“ durch den Wald spuken und an den grauenvollen Tod eines „jungen Mägdleins“ im Jahr 1910 erinnern.
- Nähert man sich der Brunnenstube, so bemerkt man schnell das auffallend kalte Wasser. Man sagt dem Wasser deshalb magische Kräfte nach.
- Einer Sage nach werden in Waldbrunn die Kinder nicht von Hebammen geboren, sondern von einer Frau im weißen Gewand bei der Geburt aus dem Haselbrünnle gezogen.
Bilder
Video
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Quellen und Literatur
- Elmar Mager: Waldbrunner Denkmäler - Zeugnisse unserer Vergangenheit. In: Reiner Strätz: Waldbrunn - Geschichte einer Gemeinde in Unterfranken. Hrsg.: Gemeinde Waldbrunn, 2018, S. 325 ff.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Bodendenkmäler in Waldbrunn, Nr. D-6-6224-0045
- Main-Post: „In der Heimat tief verwurzelt“ (20. Januar 2014)
- Waldbrunner Denkmäler auf gemeinde-waldbrunn.de
- Wüstung Haselbrunn im DenkmalAtlas 2.0
- Main-Post: „Launig-informativer Abend am Haselbrünnle zum Waldbrunner Ortsjubiläum“ (10. August 2014)