Gebets- und Gesangbücher im Bistum Würzburg
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Katholische Gebets- und Gesangbücher im Bistum Würzburg gibt es seit der Zeit der Gegenreformation im 16. Jahrhundert. Über Jahrhunderte hinweg stellten Bischöfe, Orden, Weltgeistliche und Laien Kirchenlieder nach ihren eigenen Vorstellungen zusammen, so dass die Gläubigen die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichsten Gesangbüchern und Liedersammlungen hatten. Mit dem Erscheinen des „Ave Maria“ im Jahre 1881 hatte dies ein Ende. Es gab erstmals ein Buch für das ganze Bistum Würzburg. 1886 wurde es offiziell zum Diözesangesangbuch erklärt und wurde erst 1975 durch das „Gotteslob“ abgelöst.
Geschichte
Den Anstoß für die erste Sammlung von Kirchenliedern und deren Veröffentlichung im ältesten bekannten Würzburger Gesangbuch mit dem Namen „Catholisch Gesangbüchlein, inner vnd außer der h. Meß, Communion vnd Procession zu gebrauchen ... für die Jugendt vnd gemeine leyen des bischofftumbs Würtzburg zusammen colligiert. Würtzburg, 1591“ gab Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617). Grund hierfür war der fortschreitende Protestantismus in der Diözese Würzburg bei Echters Amtsantritt. Im Mittelalter dominierte der gregorianische Gesang und die Rolle des Volkes innerhalb der Messfeier beschränkte sich auf wenige Akklamationen und Rufe. Der deutsche Gemeindegesang, den die katholische Kirche nicht kannte, war zu einem Kennzeichen der reformatorischen Bewegung geworden. Der großen Begeisterung im Volk für die deutschen Kirchenlieder wollte der Bischof Rechnung tragen, weshalb im Jahre 1591 dieses erste katholische Gesangbuch in Würzburg veröffentlicht wurde.
Ab 1628 erschien in Würzburg ein von Jesuiten neu geschaffenes, bischöflich autorisiertes Diözesangesangbuch. Mit ihm sollte der Fülle von katholischen Gesangbüchern und Liedersammlungen, die sich im 17. Jahrhundert im Umlauf befanden, eine konfessionell gereinigte, verbindliche Auswahl entgegengestellt werden, jedoch waren weiterhin die unterschiedlichsten überregionalen bis lokalen Gesangbuchwerke im Bistum in Gebrauch.
Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths (1749-1754) versuchte in seiner Amtszeit, das „Christ Catholische Gesangbuch mit Noten“ als Gesangbuch für das Bistum einzuführen, scheiterte jedoch daran, dass sich im Volk ab 1749 das „Christkatholisches neu vermehrtes Gesangbüchlein (….)“ durchsetzte. Auch nachfolgende Gebets- und Gesangbücher entsprachen nicht den Bedürfnissen der Gemeinden [1], weshalb sich fast alle größeren Gemeinden Frankens sich eigene Gesangbücher zulegten.
Der Durchbruch kam erst im Jahre 1881 mit dem „Lasset uns beten. Katholisches Gesang- und Gebetbuch“. Die Ausgabe für die Diözese Würzburg erhielt den Namen „Ave Maria“. Mit geringfügigen Änderungen wurde es innerhalb weniger Jahre das Diözesangesangbuch von Bamberg, Salzburg, Speyer und Würzburg. Durch Ordinariatserlass vom 11. November 1886 wurde das „Ave Maria“ schließlich zum Diözesangesangbuch erklärt und blieb es in immer neuen Auflagen bis 1975. In diesem Jahr erschien das 1963 von den deutschen Bischöfen beschlossene Einheitsgesangbuch. Das „Gotteslob“ enthielt nun neben dem gemeinsamen Stammteil jeweils einen Diözesananhang, der in Würzburg 1998 nochmals erweitert wurde.
2013 wurde das „Gotteslob“, seit 2001 koordiniert vom Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, neu herausgegeben.
Bildergalerie
Gebet- und Liederbüchlein bei den Marianischen Andachten der Scapulier- und Herz-Maria-Bruderschaft in der PP. Carmeliten-Discalceaten- (Reuerer-) Klosterkirche zu Würzburg. Druck: Michael Walz, Neudruck Würzburg 1850. [2]
Quellen
- Kerstin Schmeiser-Weiß: „Vngleiche Gesäng“ stören die Andacht. Pressestelle des Ordinariats Würzburg, 14. Februar 2013
- Prof. Dr. Johannes Merz: Meilensteine der Würzburger Gesangbuchausgaben. Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg 2013
Weblinks
Einzelnachweise und Ergänzungen
- ↑ „Mit einem Wettbewerb wollte Bischof Franz Ludwig von Erthal (1779-1795) dem Durcheinander ein Ende bereiten. Er erließ ein „Circular-Schreiben wegen eines neuen Gebet- und Gesangbuches für das Hochstift Würzburg“. Den Preis erhielt der damalige Pfarrer von Stalldorf, Johann Georg Willmy, mit seinem Buch „Erbauliche Lieder und Gebete beym öffentlichen Gottesdienst. Gesammelt von einem Weltpriester“ (Würzburg 1800). Wohl ohne großen Erfolg: Das Buch bediente sich zum einen großzügig bei protestantischen Gesangbüchern, zum anderen enthielt es, abgesehen von dem Weihnachtslied „Auf Christen singt festliche Lieder“, nur solche Lieder, die bisher in der Diözese Würzburg nicht üblich waren.“ (Quelle: Kerstin Schmeiser-Weiß: „Vngleiche Gesäng“ stören die Andacht.)
- ↑ Wolfgang Brückner: Kirchlich geprägte Lebensstile im 19. und 20. Jahrhundert (1840-1950). In: Unterfränkische Geschichte. Hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 107-148; S. 119