Ernst von Bergmann
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Prof. Dr. Ernst Gustav Benjamin von Bergmann (* 16. Dezember 1836 in Riga/Livland; † 25. März 1907 in Wiesbaden) war Chirurg und Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg.
Leben und Wirken, Professor in Dorpat
Der als russischer Staatsbürger geborene Deutschbalte Bergmann erhielt die höhere Schulbildung in der humanistischen Lehranstalt Birkenruh bei Wenden im Livland. Wegen eines von der Regierung eingeführten Numerus Clausus konnte er sein Wunschstudium der Altphilologe nicht aufnehmen. So entschied er sich zum Studium der Medizin, für die er ebenfalls eine Neigung besaß. Er studierte an der deutschsprachigen Universität in Dorpat (Estland), promovierte dort 1860, war Assistent an der Chirurgischen Klinik und habilitierte sich 1864 für Chirurgie. Er heiratete 1866 Hildegard, die Tochter seines Chefs Georg Franz Blasius Adelmann. Von 1866 bis 1878 war er in drei Kriegen als Kriegschirurg tätig. 1871 wurde er als Nachfolger seines Schwiegervaters ordentlicher Professor in Dorpat und Generalarzt der kaiserlich-russischen Armee.
Professor in Würzburg und Berlin
1878 nahm er einen Ruf als Professor an die Universität Würzburg und als Oberwundarzt des Juliusspitals nach Würzburg an. 1882 wechselte er als Nachfolger Bernhard von Langenbecks nach Berlin an die I. Chirurgische Universitätsklinik. Bergmanns Nachfolge in Würzburg trat 1883 Hermann Maas an.
Forschungsgebiete
Er gilt als Wegbereiter der Hirnchirurgie und einer der bedeutendsten Chirurgen seiner Zeit. Bei der Behandlung von Kriegsverletzungen setzte er auf neuartige Methoden. So gipste er Schussverletzungen des Kniegelenks ein und bedeckte die Wunde mit dem Listerschen Verband. In der Folgezeit wandte er sich von der chemischen Antisepsis ab und führte Dampf-sterilisiertes Verbandsmaterial in die Wundbehandlung ein. Die Entwicklung der Chirurgie hat Ernst von Bergmann bahnbrechend beeinflusst durch seinen Grundsatz, dass der Schutz der Wunde wichtiger sei als der (durch Antisepsis z.B. mittels Karbolsprayanwendung während der Operation geführte) Kampf gegen die Wundinfektion und durch die Einführung der dazu erforderlichen Asepsis. Zu seinen bedeutendsten Schülern zählen z.B. Curt Theodor Schimmelbusch, Fritz König und Erich Lexer.
Publikationen (Auszug)
Mit den Werken „Die Lehre von den Kopfverletzungen“ (Stuttgart 1880) und „Die chirurgische Behandlung der Hirnkrankheiten“ (1888) begründete Bergmann die Hirnchirurgie.
Familiäre Zusammenhänge
Sein in Würzburg geborener Sohn Gustav von Bergmann wurde ebenfalls Medizinprofessor.
Posthume Würdigung der Bundesärztekammer
Von der Bundesärztekammer wird seit 13. Januar 1962 die Ernst-von-Bergmann-Plakette gestiftet, für Verdienste in der ärztlichen Fortbildung an in- und ausländische Persönlichkeiten.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Magnus Schmid: Bergmann, Ernst Gustav Benjamin von. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 88 f. Onlinefassung
- Joachim Gerlach: Neurochirurgie in der Bundesrepublik Deutschland. (aus dem Englischen übersetzt von Christoph Weißer), Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 173-180; S. 174
- Arend Buchholtz: Ernst von Bergmann. F. C. W. Vogel, 2. Aufl. Leipzig 1911, S. 126-144 und 393-415
- Christoph Weißer: Chirurgenlexikon. 2000 Persönlichkeiten aus der Geschichte der Chirurgie. Springer, Berlin 2019, S. 24 f.