Kriegerdenkmal im Husarenwäldchen
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Das Kriegerdenkmal (auch Krieger-Mahnmal genannt) im Husarenwäldchen wurde zwischen 1925 und 1931 von dem Bildhauer Fried Heuler und dem Architekten und Regierungsbaumeister Franz Kleinsteuber aus Muschelkalk geschaffen. Es war anfangs den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmet. Das an Allerheiligen 1931 eingeweihte steinerne Denkmal wurde laut Josef Kern von den Nationalsozialisten zunächst abgelehnt [1], dann aber durch diese als „Helden-Ehrenmal“ missbraucht. Heute wird es als Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten und Mahnmal für den Frieden angesehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kriegerdenkmalen, die in dieser Zeit entstanden sind, präsentiert sich das Denkmal im Husarenwäldchen nicht besonders martialisch, aber durch die überlebensgroße, wuchtige Darstellung von Kriegern mit Stahlhelm in schweren Mänteln und Stiefeln und als dumpf und heroisch.
Beschreibung des Denkmals
Bereits an der Kreuzung Rennweger Ring / Rennweg kündigen vier mit Feuerschalen versehene Eingangspylonen den Fußweg zum Kriegerdenkmal an. Die Feuersäulen sind nur bei Gedenkveranstaltungen in Betrieb und werden über innenliegende Leitungen mit Gas befeuert.
Das mächtige Kriegerdenkmal selbst besteht zum einen aus einer breiten, weit geöffneten Exedra [2], die rechtsseitig die Inschrift „Die Stadt ihren Söhnen“ trägt. Flankiert wird die sonst eher schlicht gestaltete Exedra mit Gedenktafeln für Sudetendeutsche.
Zum anderen besteht das Kriegerdenkmal aus einer Skulpturengruppe aus Muschelkalk: Diese zeigt sechs Soldaten in Überlebensgröße, die einen Gefallenen auf einer Bahre tragen. Die Soldaten haben dabei ihre Stahlhelme weit ins Gesicht gezogen und tragen lange, schwere Soldatenmäntel. Ihr Aussehen wirkt einheitlich - auf Details hat der Bildhauer bewusst verzichtet. Das Tragen des Toten auf den Schultern symbolisiert einerseits Kraft, das Niederknien der Tragenden wirkt wiederum wehmütig und respektvoll. Die Skulpturengruppe befindet sich erhöht auf einer Stufe vor der Exedra.
Der seit 1933 durch die Nationalsozialisten gleichgeschaltete Deutsche Werkbund (DWB) lobt in seiner Zeitschrift Die Form die „ausgezeichnete Arbeit“:
- Es mag manches noch so künstlerisch gute Gefallenendenkmal geben, vor diesem muß es zurücktreten, weil hier die Idee so stark und eindringlich ist, daß man sich fragen muß, ob hier nicht die alleinig stärkste Form für diesen Gegenstand gefunden ist. Alles individuelle Gefühl fehlt hier, die Kameradschaft hat eine würdige Darstellung gefunden. Hier bricht nicht eine einzelne Gestalt in Trauer zusammen, hier wird die letzte schwere Pflicht getan. [3]
Bei der Denkmaleinweihung war Oberbürgermeister Löffler, um weitere Konflikte zu vermeiden, allerdings der einzige Redner - zudem wurde einzig im Namen der Stadt ein Kranz am 151.000 Reichsmark teuren Ehrenmal niedergelegt. Die sozialdemokratische Stadtratsfraktion blieb aus Protest geschlossen der Veranstaltung fern. Es wäre sinnvoller gewesen, städtische Mittel für die Versorgung Hinterbliebener Kriegsversehrter einzusetzen, war in ihrem Presseorgan - dem „Fränkischen Volksfreund“ - als Begründung für das Nichterscheinen der SPD zu lesen [4] Die Stadträte der NSDAP störten sich an einem Punkt des Veranstaltungsrahmen. Wegen der Flaggenordnung in der Zeit der Weimarer Republik, welcher zufolge Fahnen der Stadt Würzburg, Bayerns und des Kaiserreiches, aber zudem auch die schwarz-rot-goldene der Republik gezeigt wurde, blieben auch ihre Stadträte dem Akt fern. [5]
Gedenkveranstaltung
Immer am Volkstrauertag („Totensonntag“) wird am Kriegerdenkmal den gefallenen Soldaten der Kriege gedacht. Hierbei legen Vertreter der Regierung, der Stadt und verschiedener Vereine bei einer Gedenkveranstaltung Kränze vor der Skulpturengruppe nieder. Die Kränze werden zuvor von den Eingangspylonen bis zum Denkmal getragen. Der Oberbürgermeister der Stadt Würzburg spricht ein Grußwort, Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche tragen gemeinsam Gebete vor. Flankiert wird das Denkmal an diesem Tag von vier Soldaten der Bundeswehr mit Fackeln, von Gestecken und von zwei Feuerschalen.
Kritik
In der Vergangenheit kam es sowohl zu Störungen der Gedenkveranstaltung, als auch zur Schändung des Kriegerdenkmals durch Graffiti: Linksextreme Gruppen sehen in der Gedenkveranstaltung und dem Denkmal eine „geschichtsrevisionistische Geisteshaltung“. [6] [7] Aus dem selben Grund kam es auch zu einer Schändung des Studentensteins.
Bildergalerie
Siehe auch
Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 306
- ↑ Die Exedra (Plural Exedren) ist ein nischenartiger Raum, der sich auf einen Hof, Platz oder eine Halle öffnet. Sie kann frei oder mit einer Säulenstellung gestaltet sein. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit, 9. Jahr, Heft 1, Januar 1934, S. 8
- ↑ Fränkischer Volksfreund, Nr. 251, 2.11.1931, S. 3.
- ↑ Daniel Gerken: Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 17, Hrsg.: Ulrich Wagner, Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2011 (Zugl.: Würzburg, Univ., Diss., 2004, Dissertation als pdf)
- ↑ Main-Post: „Husarenwäldchen: Kriegerdenkmal beschmiert“ (28. Juni 2012)
- ↑ Main-Post: „Kriegerdenkmal mit Farbe beschmiert“ (27. Juli 2014)