Brunnen in der Domkrypta
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Es befinden sich zwei Brunnen in der Domkrypta: der Veitsbrunnen und der Luciabrunnen. Die Geschichte der mittelalterlichen Brunnenschächte ist eng mit der Baugeschichte des Doms verknüpft. Den Brunnen wurde seit jeher eine heilkräftige Wirkung zugeschrieben.
Veitsbrunnen
Der Veitsbrunnen steht unmittelbar neben dem Brunograb im östlichen Teil der Krypta. Die spätgotische Einfassung mit der Zugvorrichtung ist noch im Original erhalten.
Luciabrunnen
Der Luciabrunnen unter der Vierung entstand möglicherweise sogar schon in vorchristlicher Zeit. Als er 1962 wieder entdeckt und ausgeräumt wurde, fanden sich Tierreste, die auf heidnische Rituale schließen lassen. Er wurde mit einer modernen Einfassung aus rotem Sandstein und einer Gitterabdeckung versehen. Der Standort mittig unter der Vierung hatte in früheren Jahrhunderten auch eine praktische Bedeutung. Über dem Brunnen befand sich ein Loch in der Decke, ein weiteres hoch darüber im Deckengewölbe des Doms. Mittels eines langen Seils konnte im Brandfall Löschwasser direkt vom Brunnen zum Deckengebälk befördert werden. [1] Zeitweise sammelt sich noch heute Wasser in diesem Brunnenschacht.
Baugeschichte
Der erste Dom („Salvatordom“) unter Bischof Berowelf (768-800) verfügte noch nicht über eine Krypta im Osten. Der zweite Dom („Kiliansdom“) wurde unter Bischof Arn (855-892) errichtet und um 877 geweiht. Dabei wurde der Hauptchor nach Osten verlegt, darunter entstand eine erste Ostkrypta. Das Entwässerungssystem im Fundament wurde dabei erweitert. Es sammelte mittels zahlreicher Kanälchen im Muschelkalkfelsen des Untergrunds anströmendes Wasser und leitete es durch einen Sammelkanal ab. Das von Norden und Osten kommende Wasser wurde nun bereits im Bereich der Krypta abgefangen. Die quadratische „Lucia-Krypta“ hatte eine Seitenlänge von 37 karolingischen Fuß (12,32 m). In ihrer Mitte, also unmittelbar unter der Vierung, befand sich bereits der 2,30 m tiefe Luciabrunnen. Er hat einen nördlichen Zulauf von einer Quelle, deren Wasser wohl zuvor entlang der Domstraße abgeflossen war. Es wird angenommen dass die Krypta auch als Taufkapelle diente. Wasserüberschuss aus dem Brunnen wurde in den Sammelkanal des Entwässerungssystems geleitet. Zusätzlich befanden sich in der Krypta noch zwei ausgehobene Gruben zum Grundwassersammeln für die Bauarbeiten, sie waren ca. 1,50 m tief.
Bischof Heinrich begann mit der Erweiterung des Chors. Damit entstand auch eine neue, sich weiter nach Osten erstreckende Chorkrypta mit einer Weite von 42 römischen Fuß (12,42 m). Von der Lucia-Krypta blieben dabei zunächst Mauerreste und der Brunnen erhalten. Bischof Bruno (1034-45) ließ weiter an dem neuen Chor bauen und in der Chorkrypta einen neuen Brunnen (Veitsbrunnen) errichten, welcher das Wasser aus den Kanälchen im Untergrund sammelt. Unter Bischof Embricho wurde um 1133 der Westteil der Vierungskrypta abgemauert, die alten Kryptaabgänge vom Mittelschiff aufgefüllt. Ab 1390 hatte die alte Vierungskrypta keine Funktion mehr. 1699 wurde sie abgebrochen und großteils aufgefüllt.
Siehe auch
Quellen
- Helmut Schulze: Der Dom zu Würzburg. Teil I bis III.
- Richard Schömig: Ecclesia Cathedralis. Der Dom zu Würzburg.
- Hanswernfried Muth: Der Dom zu Würzburg.
- Werner Dettelbacher: Würzburg. Eine Stadt der Brunnen.
Einzelnachweise
- ↑ Marianne Erben: Unser Würzburger Dom