Bauernpfadkolonie

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Bauernpfadkolonie

Die Bauernpfadkolonie bzw. Bauernpfadsiedlung war eine Barackensiedlung im Hangbereich des Koloniewegs und Bauernpfads im Stadtbezirk Heidingsfeld. Die Notwohnungen (auch als Behelfsheime bezeichnet) dieser Kolonie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen und durch moderne Reihenhäuser ersetzt. Die Siedlung existiert somit nicht mehr, der Name ist den meisten Würzburgern nicht mehr geläufig.

Geschichte

Die Bauernpfadkolonie entstand Mitte der 1930er Jahre unter Stadtbaurat Hubert Groß: 1935 wurden für die Notwohnungen 52.425 Reichsmark ausgegeben, 1936 waren es 18.843 Reichsmark. [1] Entwurf und Bauleitung hatte das städtische Hochbauamt inne. Die Kolonie entstand zeitgleich mit der benachbarten Reichssiedlung (heutige Lehmgrubensiedlung), wurde in ihrer Wertigkeit aber völlig anders angesehen: Während die Reichssiedlung (auch: Volkssiedlung) als nationalsozialistische Mustersiedlung angesehen wurde - entsprechend häufig wurde darüber berichtet - wurde die Bauernpfadkolonie den „asozialen“, gesellschaftlich nicht integrierten Bevölkerungsschichten zugeordnet. [2] So gab es in der Bauernpfadkolonie auch einen Pfleger als Aufsicht, der von der Stadt bezahlt wurde und in der Siedlung (im Sinne der Nationalsozialisten) auch mal „erzieherisch“ tätig werden sollte.

Eine Volkszählung ergab, dass 1970 in den Behelfsheimen vor allem kinderreiche, einkommensschwache Arbeiterfamilien und viele Ausländer lebten. 26,3% der Haushalte waren Ausländerhaushalte, 23,1% der Haushalte galten als kinderreich. [3] Die Siedlung wurde Mitte der 1970er Jahre (um 1975) aufgelöst, vollständig abgerissen und ab den frühen 1980er Jahren durch eine neue Wohnbebauung ersetzt. [4] Was mit den Bewohnern geschah, ist nicht bekannt. Möglich ist, dass man diese in die Großwohnsiedlungen Heuchelhof und Lindleinsmühle umquartiert hat.

Bebauung

Die Notwohnungen waren für 20 Familien ausgelegt: Insgesamt gab es zwei Reihen mit jeweils fünf einstöckigen Doppelhäusern (in der Summe zehn Doppelhäuser). Die Aufteilung erfolgte nach dem Muster von Wohnküche, Schlafräumen und Anbau mit Abstellraum,[5] wobei die Abstellräume die Häuser untereinander verbanden. Aufgrund der topographischen Gegebenheiten waren die beiden Reihen im Gelände höhenversetzt angeordnet und jeweils mit Treppen verbunden. [6] Um die Baracken gab es kleinere Gärten. Insgesamt befanden sich die Baracken insbesondere in der Zeit vor dem Abriss in einem verwahrlosten, ungepflegten Zustand.

Das Haus des Aufsehers befand sich am Eingang der Siedlung.

Heutige Situation

Heute befinden sich anstelle der Baracken normale Reihenhäuser.

Trivia

Die Häuser mit den Mansarddächern, die keilförmig zwischen Holzweg und Kolonieweg zu finden sind, wurden bereits in den 1910er und 1920er Jahren von der Heidingsfelder Selbsthilfe (heute Würzburger Wohnungsgenossenschaft eG) erbaut und gehören nicht zur Bauernpfadkolonie.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. XXX. Verwaltungsbericht der Stadt Würzburg, S. 31 f.
  2. Leo Günther: Würzburger Chronik 1933-1937. Verlag Bonitas-Bauer, Würzburg, 1936, S. 176: „Es gibt in einer Stadt immer Leute, die sich außerhalb des Regelfalls von Wohnungspflege und Wohnungsgemeinschaft stellen. Aus einem privaten Vertragsverhältnis wachsen diese Leute der städtischen Wohnungspflege zu. Und auch dieser behördlichen Fürsorge werden sie sich regelmäßig entziehen, wenn diese Fürsorge sie nicht in eine harte Schule nimmt.“
  3. Helmut Jäger / Werner Graenzer: Heidingsfeld - seine Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung von Bevölkerung und Wirtschaft seit dem 19. Jahrhundert. Universitätsbund, Würzburg, 1977
  4. Recherche in den Adressbüchern der Stadt Würzburg 1976, 1978, 1981, 1982
  5. Annemarie Brenner: Die sozialen Aktivitäten der Nationalsozialisten in Würzburg. Schriftliche Arbeit zur ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien, Würzburg, 1985, S. 29
  6. Straßenakte „Bauernpfad“ (vor 1945) im Stadtarchiv Würzburg

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