Johann II. von Brunn

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Wappen von Johann II. von Brunn

Johann II. von Brunn ( † 9. Januar 1440 in Würzburg) war einer der umstrittensten mittelalterlichen Bischöfe Würzburgs von 1411 bis zu seinem Tod.

Johann II. im Familienkontext

Johann II. von Brunn stammte aus einem elsässischem Geschlecht. Über das niederadelige Geschlecht der Familie von Brunn fehlen noch nähere Angaben, der Stammsitz war vermutlich nahe Niederbronn-les-Bains. Seine Ernennung zum Würzburger Bischof verdankte er nicht zuletzt seinem Onkel Lamprecht von Brunn, Fürstbischof von Bamberg (1374-1398). Dessen Karriere erwuchs weniger dem Ansehen seiner Familie als vielmehr seinen persönlichen Anstrengungen und Fähigkeiten. Allerdings hatte eine Wahl auch einen politischen Hintergrund: Mit der Wahl eines Bischofs aus einem entfernten niederadeligen Geschlecht versuchte man den Einfluss der benachbarten Grafengeschlechter im Bistum zu mindern oder gar auszuschalten. Besonders in Speyer und in Bamberg versorgte er diverse Familienangehörige mit wichtigen Ämtern. Vater von Johann II. war Wilhelm von Brunn und seine Mutter war eine geborene von Stauffenberg.

Johann II. als Bischof

Johann war 1384 an der Prager Universität und 1390 an der Universität in Heidelberg eingeschrieben. Seine Bischofsweihe empfing er 1412. Am 8. Dezember 1411 wurde er zum Fürstbischof von Würzburg gewählt.

Bemerkenswert dürfte sein, dass Johann II. von Brunn Würzburgs „erster Ärztin“, der Jüdin Sarah, am 2. Mai 1419 [1] eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde im gesamten Bistum erteilte. [2] [3]

Verschuldung des Bistums

Bereits kurz nach seiner Wahl zeigte sich, dass der Neugewählte nicht die im Ansatz erfolgreichen Sanierungsmaßnahmen seines Vorgängers fortzusetzen gedachte. Die Verschuldung des Hochstifts stieg trotz zahlreicher Steuererhebungen, neuer Zölle, Darlehensaufnahmen und Verpfändungen wieder an.

Aufgrund wirtschaftlichen Situation wurde Johann II. 1432 der Amtsverzicht nahe gelegt und ein Koadjutor berufen. Das Verhältnis Johanns II. zu Domkapitel und Stadt Würzburg hatte sich bereits seit 1427 verschlechtert. Die übrigen Stifte in Würzburg, die Stadt selbst und verschiedene Landstädte traten entschlossen gegen seine Misswirtschaft auf. Im Oktober 1427 kündigte das Kapitel den Gehorsam auf. Johann II. betrachtete dies als Kriegserklärung. Anfang August 1428 schloss Johann II. mit seinen Truppen die Stadt ein. Eine Abordnung von Kapitel und Stadt, die zu Verhandlungen gekommen war, ließ er gefangen nehmen. Ein Schiedsspruch von Erzbischof Konrad III. von Mainz und Markgraf Johann von Brandenburg verurteilte die Geistlichkeit und Bürgerschaft im August 1428 zur Zahlung einer Strafsumme an den Bischof.

Auf dem Konzil von Basel (1431-1449) betrieben das Würzburger Domkapitel, dem auch Ochsenfurt unterstand, der Adel des Hochstifts und die Stadt Würzburg die Absetzung ihres kämpferischen Landesherrn. Vorwürfe waren skandalöse Lebensführung, Verschleuderung von Stiftsgut und extreme Verschuldung des Landes. Der hohe Schuldenstand war allerdings nicht zuletzt durch die zahlreichen Fehden der Amtsvorgänger zustande gekommen. 1432 wurde er schließlich in einem Baseler Schiedsspruch gezwungen, die Regierung niederzulegen. Er sollte immerhin eine beträchtliche Versorgung von 3000 Goldgulden Jahresrente erhalten.

Doch Johann lehnte ab, erreichte 1433 ein Dekret des Konzils gegen Domkapitel und Würzburger Bürgerschaft, dass ein Kompromiss zu finden sei. Der Domherr Graf Johann von Wertheim sollte als Pfleger stellvertretend die Regierungsgeschäfte übernehmen. Plötzlich starb dieser jedoch - angeblich auf Geheiß des Bischofs vergiftet. Johann widersprach unter Eid und erhielt die wichtigsten Befugnisse zurück.

Bischof Johann mit seinem Heer vor Ochsenfurt (Fries-Chronik, Domkapitelexemplar)

Der sogenannte Rundvertrag von Schweinfurt 1435 legte jedoch wiederum eine Beschränkung seiner Regierungsrechte fest, diesmal zugunsten von Adel und Domkapitel. Der Konflikt wurde nun mit Waffen ausgetragen: vor Würzburg, Karlstadt und Ochsenfurt kam es zu offenen Kämpfen gegen die eigenen Bürger. Um die Stadt Ochsenfurt zu belagern, zog Graf Wilhelm von Henneberg mit Bischof Johann II. von Brunn auf diesen Kriegszug. Unterstützt von ihren Einwohnern wurde die domkapitelsche Stadt von Graf Michael von Wertheim verteidigt. Bischof Johann ließ alle Weinberge plündern - der Schaden soll bei 1000 Gulden gelegen haben. Die Ochsenfurter Bürger warteten allerdings nicht ab. Bewaffnet wagten sie überraschend einen Ausfall, drangen bis ins bischöfliche Lager ein, erstachen etliche Feinde und erbeuteten mehrere schwere Geschütze, die sie in die Stadt zogen. Ochsenfurt konnte somit nicht eingenommen werden.

Einige Domkapitulare und die Würzburger Bürgerschaft versuchten in Basel erneut, aber vergeblich, die Absetzung des Bischofs. Der Streit kam 1438 schließlich vor König Albrecht II. In einem Schiedsspruch konnte im folgenden Jahr das Domkapitel Bischof Johann als neuen Stiftspfleger Herzog Sigmund von Sachsen aufzwingen.

Hussiteneinfälle

König Sigismund unterstützte er getreu im Kampf gegen die Hussiten, da das Stift und möglicherweise auch die Stadt Würzburg unmittelbar von ihnen bedroht waren. Ihm gelang es dabei nicht, die festgelegten Kontingente für das Bistum Würzburg zu stellen; er beteiligte sich jedoch mit 300 Mann zu Pferde. Seine abziehenden Truppen richteten beim Rückzug durch die Oberpfalz noch erhebliche Verwüstungen an. Am 15. Januar 1427 formte sich in Bamberg ein neues Bündnis gegen die Hussiten, dem neben den Bistümern Würzburg, Bamberg und Brandenburg noch zahlreiche fränkische Grafen- und Rittergeschlechter angehörten. Am Reichstag zu Frankfurt, dem der Bischof beiwohnte, wurden neue Kontingente der Bündnispartner bestimmt. Der folgende (zweite) Zug gegen die Hussiten, dem sich der Bischof erneut persönlich anschloss, endete in einem Rückzug des deutschen Heeres. 1428 forderte ihn Markgraf Friedrich I. von Brandenburg zum Beistand in Weiden auf. 1430 kam er dem Markgrafen von Meissen mit seinen Truppen zu Hilfe.

Juden in Würzburg

1412 erhielten die Juden im Hochstift Würzburg wie bereits unter dem Vorgänger einen auf drei Jahre befristeten Freibrief, und 1414 erteilte Johann von Brunn sogar noch einen acht Jahre gültigen. Zudem ordnete er dem Domkapitel an, für eine gerechte Behandlung der Juden zu sorgen. 1421 verlängerte Johann II. den Freibrief für Juden um weitere fünf Jahre bis 1426 und verfügte auch die Steuerfreiheit von allen Lasten bis auf die Judensteuer. [4] Allerdings tat er sich 1422 mit dem Bischof von Bamberg und den brandenburgischen Markgrafen zusammen und drohte den jüdischen Bewohnern seines Herrschaftsgebiets mit der Beschlagnahmung ihres Vermögens, sollte diese sich nicht auf einen Schuldenerlass von angefallenen Zinsen einlassen. In der Folgezeit kam es zum allmählichen Niedergang der jüdischen Siedlung in Würzburg. [5] Mit dem Grafen Johann von Wertheim sowie mit der Stadt Schweinfurt schloss er 1426 und 1427 Verträge, dass Juden nur nach einem Richterspruch mit Strafen belegt werden durften. Auch sein Nachfolger Gottfried IV. bekannte sich 1444 zum Rechtsschutz für Juden.[4]

1422 endeten die von ihm den Juden gewährten Freiheiten des Handels, der Pfandnahme und des Wohnungswechsels. [6] [7] Vier fränkische Fürsten, die Markgrafen Friedrich VI. von Brandenburg (1398–1440) und Johann III. von Brandenburg (1398–1420), der Bischof von Würzburg, Johann II. von Brunn, und der Bischof von Bamberg, Albrecht von Wertheim (1398–1421), unterzeichneten einen Vertrag, der zum 25. April 1422 vollzogen werden sollte und vereinbarten, in ihren Ländern keine Juden mehr zuzulassen. [8]

Letzte Ruhestätte

Das Grab von Johann II. von Brunn befindet sich im Kiliansdom.

Romanfigur

Johann von Brunn ist eine der Titelfiguren im Roman „Die Dirne und der Bischof“ von Ulrike Schweikert.

Siehe auch

Quellen

  • Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg - Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2001, Band 1
  • Klaus Wittstadt: Würzburger Bischöfe 742 - 1979, Echter Verlag, Würzburg 1979

Literatur

Einzelnachweise

  1. Volker Zimmermann: Jüdische Ärzte und ihre Leistungen in der Medizin des Mittelalters. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 8 (1990), S. 201-206; S. 202
  2. Staatsarchiv Würzburg: Libr. div.form. 5, Bl. 70 (alt) bzw. S. 146 (neu)
  3. Frank Krogmann: Streifzug durch die Geschichte der Augenheilkunde in Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 20 (2001), S. 87-95; S. 88
  4. 4,0 4,1 M. Wiener: Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland während des Mittelalters. Hannover 1862, S. 182, 186, 189, 197
  5. Arno Herzig: Jüdische Geschichte in Deutschland. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. C.H. Beck, 2002, ISBN: 978-3-40-647637-2, S. 56
  6. Werner Dettelbacher: Die jüdische Ärztin Sara und ihre Tätigkeit in Würzburg (1419). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17, 1998, S. 101–103; hier: S. 102
  7. Ludwig Heffner: Die Juden in Franken. Ein unparteiischer Beitrag zur Sitten- und Rechtsgeschichte Frankens (mit 19 Urkundenbeilagen). Nürnberg 1855, S. 20
  8. Jörg R. Müller: Beziehungsnetze aschkenasischer Juden während des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Hahnsche Buchhandlung, 2008, ISBN: 978-3-77-525629-2, S. 38


Vorgänger Amt Nachfolger
Johann I. von Egloffstein Bischof
1411 - 1440
Sigismund von Sachsen


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